Qualifikationsprofil des Teaching Librarian

Positionspapier der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv

Empfehlungen für die bibliothekarische Aus- und Weiterbildung

Informationskompetenz (IK) ist die Grundlage zur selbstständigen, effizienten und verantwortungsvollen Informationsgewinnung und -bewertung. Wissenschaftsrat und Hochschulrektorenkonferenz betonen die Bedeutung von Informationskompetenz als unverzichtbare Schlüsselqualifikation und sehen in deren Förderung eine zentrale Aufgabe von Bibliotheken.1 Daher wird die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz durch Bibliotheken zunehmend professionalisiert und der Teaching Librarian als festes Berufsfeld etabliert.

Welche persönlichen und fachlichen Kompetenzen werden nun für dieses Tätigkeitsfeld benötigt? Welche Fähigkeiten müssen in der Aus-und Weiterbildung vermittelt werden, um Bibliothekarinnen und Bibliothekare in einem so dynamischen Tätigkeitsfeld nachhaltig zu qualifizieren? Das Anforderungs- und Kompetenzprofil des Teaching Librarian wurde entwickelt auf Basis der Ergebnisse eines Round-Table-Gesprächs der Kommission mit Expertinnen und Experten aus den Bibliotheken und den bibliothekarischen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen am 21.03.2014 und kann als Grundlage für die Formulierung von Lernzielen in der Aus- und Weiterbildung dienen. Das Profil lehnt sich an den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR, http://www.dqr.de) an. Eine Differenzierung nach den Niveaustufen des DQR muss abhängig vom konkreten Aufgabenbereich erfolgen.

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Kompetenzprofil des Teaching Librarian

Um den Erwerb von Informationskompetenz an Schulen und Hochschulen, für Recherchen für Beruf und Freizeit sowie im Rahmen des lebenslangen Lernens qualifiziert unterstützen zu können, müssen Bibliothekarinnen und Bibliothekare zu Lehrenden und Beratenden werden – unter Bedingungen, die sich von anderen Lernsituationen deutlich unterscheiden. Bibliothekarische Schulungen und Kurse haben es oft mit einem kleinen Zeit- und Personalbudget, mit wechselnden technischen und räumlichen Rahmenbedingungen sowie mit Gruppen von schwer kalkulierbarer Größe und Zusammensetzung zu tun. Die Kurse reichen von kurzen 30-, 60- oder 90-Minuten-Einführungen bis zu Seminaren mit Leistungsüberprüfung und Vergabe von Credit-Points an Hochschulen, sie werden als freie Angebote der Bibliotheken realisiert oder sind in den Curricula von Schule und Hochschule verankert. Immer öfter werden Präsenzkurse mit E-Learning-Elementen ergänzt, darüber hinaus bieten Bibliotheken vielfältige elektronische Angebote zum Selbstlernen an, die neben einer technischen auch eine didaktische Herausforderung sind. Audioguides, Online-Tutorials und Filme werden verstärkt eingesetzt. Dabei ist es immer wieder eine Herausforderung, den rasanten Wandel der Informationslandschaft und -technik, des Nutzungsverhaltens und der (hoch-)schulischen und beruflichen Anforderungen in die Konzeption sowie in die inhaltliche und didaktisch-praktische Gestaltung einzubeziehen.

Persönliche und fachliche Kompetenzen, die während der bibliothekarischen Ausbildung entwickelt werden, aber auch vorher und zeitgleich im informellen Bereich, sind dabei von großer Bedeutung. So sehr sich die konkreten Angebote je nach Bibliothekstyp oder Zielgruppe unterscheiden, so sehr auch die Kompetenztiefen je nach Qualifizierungsebenen variieren, sind doch übergreifende ­Kompetenzbereiche in diesem Berufsbereich festzustellen. Sie werden in dem Anforderungs- und Kompetenzprofil dargestellt. Unabdingbare Voraussetzung ist die eigene Recherche-, Informations- und Medienkompetenz sowie umfassendes bibliothekarisches Fachwissen.

Diese Fähigkeiten und Kompetenzen werden nicht nur in Aus- und Fortbildung, sondern auch in der täglichen beruflichen Praxis erworben und ausgebaut: durch kollegialen Erfahrungsaustausch, regelmäßige Weiterbildung und kontinuierlichen Kompetenzausbau in der betrieblichen Praxis. Der Erwerb grundlegender Kenntnisse und Fertigkeiten in eigener Recherchekompetenz, Didaktik und Methodik sowie im Einsatz aktueller Informationstechnologien muss dabei vor allem in der Aus- und Weiterbildung erfolgen. Je nach Qualifizierungsebene kommen weitere Kompetenzen hinzu, etwa Kenntnisse der Hochschulorganisation oder des Personalmanagements.

Die Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv regt an, das Fachgebiet der Vermittlung von Informationskompetenz bei der Ausbildung von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren aller Qualifikationsebenen entsprechend der wachsenden Relevanz dieses Tätigkeitsbereiches auszubauen und eng mit der betrieblichen Praxis zu verzahnen.

Sie schlägt vor, das Kompetenzprofil des Teaching Librarian in Anlehnung an den Deutschen Qualifikationsrahmen für die unterschiedlichen Bibliothekstypen und Niveaustufen zu differenzieren und als Lernergebnisse (learning outcomes) in den Curricula zu berücksichtigen. Dabei wird es sicherlich eine Daueraufgabe bleiben, das Kompetenzprofil an neue berufliche Anforderungen kontinuierlich anzupassen.

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Zitierfähiger Link (DOI): http://dx.doi.org/10.5282/o-bib/2016H1S71-73

1 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung der Hochschulen, 2001, S. 51f, http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/4935-01.pdf (02.02.2016).
Entschließung der 13. Mitgliederversammlung der HRK am 20. November 2012 in Göttingen: Hochschule im digitalen Zeitalter: Informationskompetenz neu begreifen – Prozesse anders steuern. http://www.hrk.de/uploads/media/Entschliessung_Informationskompetenz_20112012.pdf (02.02.2016).