Editorial
Open Access in der Praxis – erste Erfahrungen mit o-bib
Seit über einem Jahr gibt es nun die neue Open-Access-Zeitschrift des VDB mit dem Titel o-bib: das offene Bibliotheksjournal – Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen.
Die erste Ausgabe von o-bib erschien am 19. Dezember 2014 und darf getrost als ein „Paukenschlag“ bezeichnet werden: Das Heft war gut 340 Seiten stark und enthielt 29 Beiträge vom Bremer Bibliothekartag.1 Dazu kamen vier Berichte über Tagungen und Fortbildungen sowie der Verbandsteil mit Meldungen und Mitteilungen aus Vorstand und Vereinsausschuss, den Kommissionen und den Landes- und Regionalverbänden des VDB. Parallel zur frei zugänglichen Online-Ausgabe wurden die Kongressbeiträge und Tagungsberichte auch in gedruckter Form als Sonderband 1 von o-bib veröffentlicht. Die Kongressbände sollen auch weiterhin hybrid publiziert werden.
Im Jahr 2015 erschienen, wie geplant, vier Hefte. Drei davon waren normale Ausgaben, bei denen der Hauptteil aus jeweils vier bis sechs Aufsätzen bestand. Teils handelte es sich dabei noch um Beiträge vom Bremer Bibliothekartag, die erst nach der Deadline für den Kongressband eingegangen waren. Es wurden jedoch auch Aufsätze eingereicht, die in anderen Kontexten entstanden sind oder speziell für o-bib verfasst wurden – dies zeigt, dass o-bib mittlerweile einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hat und als geeignete Alternative zur Veröffentlichung in den herkömmlichen Bibliothekszeitschriften wahrgenommen wird. Alle Beiträge werden unter einer Creative Commons Namensnennung-Lizenz (CC BY 4.0) veröffentlicht. Seit Januar 2016 ist o-bib auch im Directory of Open Access Journals (DOAJ)2 gelistet.
In Heft 3/2015 gab es erstmals einen Themenschwerpunkt: „Berufsbild wissenschaftliche/r Bibliothekar/in“.3 Dieser umfasste eine Einleitung und vier ausformulierte Vorträge von einer VDB-Fortbildungsveranstaltung, die im September 2014 in Frankfurt stattfand. Außerdem wurden in den drei Heften insgesamt fünf Tagungsberichte, fünf Rezensionen und zwei Diskussionsbeiträge veröffentlicht; dazu kam in jedem Heft der Verbandsteil. Der Umfang der normalen Hefte lag zwischen 110 und 117 Seiten.
Kurz vor Weihnachten 2015 erschien als Heft 4/2015 der neue Kongressband mit 30 ausformulierten Vorträgen sowie der Eröffnungsrede vom Nürnberger Bibliothekartag. Dazu kamen noch ein weiterer Aufsatz, drei Tagungsberichte und wie immer der Verbandsteil – alles in allem 346 Seiten Lesestoff. Und nun, wenn Sie diesen Beitrag lesen, ist auch das erste Heft des Jahres 2016 erschienen. In diesem finden Sie übrigens die Personalia-Rubrik erstmals in erweiterter Form; sie enthält nun auch einen Teil „Geburtstage“, in dem unsere Jubilarinnen und unsere Jubilare aufgelistet sind. Meldungen dafür nimmt die Redaktion gerne entgegen.
Schon quantitativ ist es also beachtlich, was bisher auf die Beine gestellt worden ist. Dahinter steht ein Team aus derzeit fünf Herausgeberinnen und Herausgebern, vier Redakteurinnen und Redakteuren sowie einer Kollegin, die die Redaktion beim Korrekturlesen unterstützt. Dazu kommt die technische Unterstützung an der UB der LMU München, wo die Zeitschrift gehostet wird. Nur der Satz mit Indesign wird teilweise nach außen vergeben; um alles andere kümmert sich das Team unter großem persönlichen Einsatz. Die Workflows und die Kommunikation funktionieren schon recht gut. Rückmeldungen von Autorinnen und Autoren zeigen, dass sich diese gut betreut fühlen. Beispielsweise hat jüngst eine Autorin den Herausgeber/inne/n und Redakteur/inne/n „ein großes Kompliment für die Professionalität“ ausgesprochen, mit der die Zeitschrift betrieben wird.
Vielfach fragen potenzielle Beiträger/innen zunächst beim Herausgebergremium an, ob ihr Text für die Veröffentlichung in o-bib in Frage kommt – wie sie es von den normalen Print-Zeitschriften gewöhnt sind. Dies ist aber eigentlich gar nicht nötig: Man kann jederzeit einen Beitrag hochladen, der dann einen festgelegten Weg durch die verwendete Software Open Journal Systems nimmt. Darin sind alle benötigten Schritte abgebildet.
Bei den normalen Fachbeiträgen (mit Ausnahme der Kongressbeiträge) gehört dazu auch ein Peer Review, der von dem/der betreuenden Herausgeber/in angestoßen und begleitet wird. Das Verfahren mit jeweils zwei Gutachten verlängert zwar den Zeitraum zwischen dem Hochladen und der Publikationsreife der Aufsätze, führt aber – wie sich nach den ersten Erfahrungen sagen lässt – zu einer echten Qualitätsverbesserung. Denn von den Gutachter/inne/n kommen vielfach wertvolle Hinweise, wie sich der Beitrag noch verbessern lässt. Auch das Feedback der Autorinnen und Autoren zum Peer Review war bisher durchgängig positiv. Wünschenswert wäre es deshalb, wenn der Peer Review auch auf die Beiträge von den Bibliothekartagen bzw. Bibliothekskongressen ausgeweitet werden könnte. Dies wird allerdings nur mit einem größeren Pool von Gutachterinnen und Gutachtern möglich sein. Sie können o-bib unterstützen, indem Sie sich bei der Zeitschrift registrieren und dabei auch die Rolle „Gutachter/in“ ankreuzen. Die Registrierung hat überdies den Vorteil, dass man bei Erscheinen eines neuen Hefts eine E-Mail-Benachrichtigung erhält. Bisher haben sich ca. 370 Personen für o-bib registriert.
Sehr erwünscht ist auch die Einreichung von Berichten über Tagungen und Fortbildungen. Wenn Sie also an einer interessanten Veranstaltung teilnehmen, denken Sie bitte an die Option, darüber für o-bib zu berichten. Auch im Bereich der Rezensionen könnte die Zeitschrift noch Unterstützung gebrauchen: Derzeit fehlt noch ein Konzept dafür, wie – vielleicht in Form einer „Rezensionsbörse“ – Titel, die für die Rezension in o-bib geeignet erscheinen, gesammelt und an interessierte Rezensent/inn/en verteilt werden können. Vielleicht findet sich auch eine Kollegin oder ein Kollege, die bzw. der die einschlägigen Bereiche im Fachreferat vertritt und die Redaktion bei der Betreuung der Rubrik unterstützen könnte. Übrigens ist o-bib auch offen für kleinere Beiträge und Meldungen.
Sie haben sicher gemerkt, dass sich o-bib mit dem aktuellen Heft auch optisch verändert hat. Die Zeitschrift präsentiert sich nun in einem neuen Design - mit einem brandneuen Logo und einem Titelblatt in kräftigen Farben. Auch die Aufmachung des Innenteils wurde überarbeitet. Diese Gestaltung ist abgestimmt auf das neue Corporate Design des VDB, das auf dem Leipziger Bibliothekskongress vorgestellt wird.
Eine wichtige Aufgabe in diesem Jahr wird es sein, die Abläufe weiter zu optimieren sowie noch bestehende Lücken zu schließen. Beispielsweise sind noch nicht alle Texte auf der OJS-Seite von o-bib auch in Englisch verfügbar; auch fehlt eine ausführliche Anleitung mit Bewertungskriterien für die Gutachter/innen. Im Laufe dieses Jahres wird die Seite ein neues Design erhalten. Bereits überarbeitet wurden die Vorgaben für die Literaturbelege: Seit dem aktuellen Heft (1/2016) wird kein eigener Zitierstil mehr zugrunde gelegt, sondern der Chicago-Stil (deutsch, mit Fußnoten) verwendet.
Für den VDB ist die Fortführung und Weiterentwicklung von o-bib von großer Bedeutung. Dem wird auch dadurch Rechnung getragen, dass seit Anfang des Jahres eine Person im Bundesvorstand speziell für den Arbeitsbereich o-bib zuständig ist.
Das o-bib-Team hofft, Ihnen auch in diesem Jahr vier gut gefüllte Ausgaben mit qualitätvollen Inhalten präsentieren zu können!
Stuttgart, im Februar 2016
Für das o-bib-Team:
Heidrun Wiesenmüller