VDB an neuen Ethischen Grundsätzen von
Bibliothek & Information Deutschland (BID) beteiligt

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Bibliothek & Information Deutschland (BID) e.V., die Dachorganisation der Bibliotheks- und Informationsverbände in Deutschland, hat sich mit ihren Mitgliedern auf neue Ethische Grundsätze verständigt, die dem Verband, den Mitgliedern selbst und darüber hinaus allen Angehörigen des Bibliothekswesens in Ausbildung und Beruf, in Forschung und Lehre zur Orientierung in berufsethischen Fragen und als Grundsätze guten Handelns dienen sollen. Sie sollen zur Reflexion und Diskussion über Handlungsprinzipien anregen und Transparenz gegenüber Nutzerinnen und Nutzern und gegenüber der Gesellschaft schaffen.

Die Ethischen Grundsätze wurden von einer Arbeitsgruppe aus den Mitgliedsverbänden erarbeitet und beim Frankfurter Bibliothekartag zur Diskussion gestellt. An der Erarbeitung der Textfassung waren seitens des VDB Dr. Renke Siems und Dr. Bernhard Tempel beteiligt. Die Ergebnisse der öffentlichen Diskussion wurden im BID-Vorstand behandelt und in die Textfassung eingebracht.

Neu in den Ethischen Grundsätzen finden sich nun Themen wie der Grundsatz der Offenheit (Openness) als Leitlinie des Handelns, die Betonung von fachlicher und inhaltlicher Unabhängigkeit der bibliothekarischen Arbeit und die Förderung von gesellschaftlicher Teilhabe.

Ethische Grundsätze von Bibliothek & Information Deutschland (BID) – Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e.V.

Präambel

Bibliothek & Information Deutschland (BID) e.V. ist die Dachorganisation der Bibliotheks- und Informationsverbände in Deutschland. Ihre Mitglieder sind der Deutsche Bibliotheksverband e.V. (dbv), der Berufsverband Information Bibliothek e.V. (BIB), der VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare e.V., das Goethe-Institut und die ekz-bibliotheksservice GmbH.

BID hat sich mit ihren Mitgliedern auf die folgenden ethischen Grundsätze verständigt, die dem Verband, den Mitgliedern selbst und darüber hinaus allen Angehörigen des Bibliothekswesens in Ausbildung und Beruf, in Forschung und Lehre zur Orientierung in berufsethischen Fragen und als Grundsätze guten Handelns dienen sollen. Sie sollen zur Reflexion und Diskussion über Handlungsprinzipien anregen und Transparenz gegenüber Nutzerinnen und Nutzern und gegenüber der Gesellschaft insgesamt schaffen.

Zu den traditionellen Aufgaben von Bibliotheken gehört es, Informationsdienstleistungen zur Förderung der sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung bereitzustellen sowie Bildung und Wissenschaft zu unterstützen. Bibliotheken dienen damit der informationellen Grundversorgung.

Bibliotheken sind Einrichtungen ohne kommerzielle Interessen, sie sind Orte der Integration und der Kommunikation. Sie sind grundlegende Institutionen der gelebten Demokratie und ermöglichen die mündige Teilhabe an der Gesellschaft.

Insbesondere daraus leitet BID eine grundsätzliche gesellschaftliche Verantwortung von Bibliotheken und der im Bibliothekswesen Tätigen ab. Diese ergibt sich insbesondere aus dem Recht auf Meinungsfreiheit und auf freie Meinungsäußerung, wie es in Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen und in Artikel 5 des Grundgesetzes niedergelegt ist, sowie aus dem Gleichbehandlungsgrundsatz nach Artikel 3 des Grundgesetzes.

BID und ihre Mitglieder setzen sich für das berufliche Handeln auf der Basis dieser ethischen Grundsätze ein und unterstützen die in Bibliotheken Beschäftigten bei deren Beachtung. Das geschieht unter anderem durch laufende Information und durch Kooperation mit verwandten Organisationen. Der Dachverband wird auf der Grundlage von Vorstandsbeschlüssen in der Fachöffentlichkeit auch zu ausgewählten, grundsätzlichen ethischen Fragen Stellung beziehen.

BID wird aktiv mit der Fachöffentlichkeit in die Diskussion über diese Grundsätze treten, diese regelmäßig auch im Hinblick auf internationale Entwicklungen prüfen und sie nach Bedarf überarbeiten.

1. Zugang zu und Vermittlung von Informationen

Wir ermöglichen einen öffentlichen Zugang zu unseren realen und virtuellen Räumen, den physischen Medienbeständen, den digitalen Ressourcen und anderen allgemein zugänglichen Informationsquellen.

Wir setzen uns für die freie Meinungsbildung, für Pluralität und für den freien Fluss von Informationen ein, da der ungehinderte Zugang zu Informationen essentiell ist für demokratische Gesellschaften. Eine Zensur von Inhalten lehnen wir ab.

Wir wählen die Informationsquellen bedarfsorientiert nach fachlichen und qualitativen Kriterien aus – unabhängig von persönlichen Vorlieben und von Einflüssen Dritter.

Wir achten auf Absendertransparenz und Zuverlässigkeit der Informationsquellen ohne Beeinflussung durch Werbung.

Wir setzen uns für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung ein und unterstützen diese durch die Bereitstellung von Informationen, Daten und durch die damit im Zusammenhang stehenden Dienstleistungen.

Wir handeln nach dem Grundsatz der Offenheit (Openness), wie er sich u.a. in Open Access, Open Source, Open Educational Resources und Open License konkretisiert, um einen bestmöglichen Zugang zu Informationen zu ermöglichen und die Prinzipien der Partizipation und Kollaboration zu verwirklichen.

Wir engagieren uns für gesetzliche Regelungen zum Schutz des geistigen Eigentums, die für einen angemessenen Ausgleich zwischen den Urheberinnen und Urhebern, den Rechteinhaberinnen und –inhabern und den Nutzerinteressen sorgen.

Wir engagieren uns für die Bewahrung, Erschließung, Vermittlung und die öffentliche Zugänglichkeit des kulturellen Erbes sowie von Informationen, die als Public Domain öffentliches Gemeingut geworden sind.

Wir unterstützen bei der Recherche und fördern die Lese-, Medien- und Informationskompetenz.

2. Verhältnis zu Interessengruppen, Partnern und Akteuren

2.1. Nutzer, Kundinnen und Kunden sowie allgemeine Öffentlichkeit

Wir behandeln alle Personen, die unsere Bibliotheken und Informationseinrichtungen nutzen, im Grundsatz gleich. Informationen und Beratung erteilen wir sachlich, unparteiisch und freundlich.

Wir strukturieren, präsentieren und bereiten Inhalte in einer Weise auf, die es ermöglicht, selbständig und zielgenau Informationen zu finden und zu nutzen.

Wir setzen uns für die gesellschaftliche Teilhabe durch einen entgeltfreien bzw. kostengünstigen Zugang zu unseren Beständen, den digitalen Angeboten und Dienstleistungen ein.

Wir engagieren uns aus Überzeugung für die Beachtung der gesetzlichen Vorgaben für unsere Arbeit, zum Beispiel zur Gleichbehandlung, zum Jugendschutz und zum Datenschutz.

Wir unterstützen, dass die Bibliotheken als für jedermann zugängliche und gleichzeitig geschützte Räume ohne kommerzielle Interessen breit genutzt werden.

2.2. Unterhaltsträger

Wir erfüllen den Auftrag unserer Unterhaltsträger und arbeiten mit ihnen vertrauensvoll und regelkonform zusammen.

Wir betonen die fachliche und inhaltliche Unabhängigkeit der bibliothekarischen Arbeit von politisch motivierter oder anderer sachfremder Einflussnahme.

2.3. Partnerinnen und Partner

Wir arbeiten nur mit Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartnern zusammen, die ihre Leistungen in Übereinstimmung mit gesetzlichen Regelungen erbringen.

Wir arbeiten partnerschaftlich mit Autorinnen und Autoren, Kreativen und sonstigen Schöpfern urheberrechtlich geschützter Werke sowie deren Rechteinhaberinnen und -inhabern zusammen und beachten die redaktionelle Freiheit.

2.4. Kolleginnen und Kollegen, Berufsumfeld

Fachliche Unabhängigkeit, Respekt, Fairness, Kooperationsbereitschaft, kritische Loyalität sowie die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen, kennzeichnen unser Verhalten.

Wir streben eine Kultur der Kooperation, des selbst verantworteten Handelns und des gegenseitigen Vertrauens an.

Wir geben unsere Berufserfahrung weiter und unterstützen Berufsanfängerinnen und -anfänger.

Wir entwickeln unsere berufliche Qualifikation kontinuierlich weiter und betrachten Fort- und Weiterbildung als selbstverständliches Element unserer Arbeit.

Wir fördern das Engagement von Kolleginnen und Kollegen in Berufs- und Fachverbänden, in der berufsspezifischen Forschung, Lehre und Fortbildung.

Wir fördern die regionale, nationale und internationale Zusammenarbeit.

3. Integrität und Fachkompetenz

Wir bekennen uns zum Compliance-Gedanken und räumen regelkonformem Verhalten sowohl in der beruflichen Praxis als auch in unseren Verbänden einen zentralen Stellenwert ein.

Wir setzen uns für die Verbesserung fachlich relevanter gesetzlicher Regelungen ein.

Wir engagieren uns in der Vermittlung von Informationskompetenz sowie dem ethisch korrekten Gebrauch von Information und leisten dadurch unseren Beitrag zur Verhinderung von Manipulation durch Informationsverfälschung.

Wir verstehen Bibliotheken und Informationseinrichtungen als Orte des lebenslangen Lernens und zugleich als lernende Organisationen, die ihre Dienstleistungsstandards fortlaufend verbessern.

Wir streben Diversität im Kollegium an, um durch unterschiedliche kulturelle, soziale und professionelle Sichtweisen unsere Dienstleistungen zu verbessern.

Die Grundlage für diesen Text legte eine Arbeitsgruppe mit folgenden Mitgliedern:

Prof. Dr. Gabriele Beger
Susanne Metz
Dr. Carola Schelle-Wolff
Dr. Renke Siems
Dr. Bernhard Tempel.

Der Text wurde in einem Workshop auf dem Bibliothekartag am 1. Juni 2017 zur Diskussion gestellt und mit Ergänzungen und Modifikationen im BID-Vorstand behandelt und beschlossen.

Berlin, den 5. Oktober 2017

Dr. H.-J. Lorenzen (Präsident von BID)

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H4S280-283