Qualifikationsprofil „Teaching Librarian“: Anforderungen und Schwerpunkte einer praxisbezogenen Qualifikation für die Vermittlung von Informationskompetenz

Inka Tappenbeck, Institut für Informationswissenschaft der TH Köln
Fabian Franke, Universitätsbibliothek Bamberg

Zusammenfassung:

Der Beitrag stellt das in Zusammenarbeit zwischen Expertinnen und Experten aus Bibliotheken und Hochschulen erarbeitete Qualifikationsprofil „Teaching Librarian“ vor und präsentiert die Ergebnisse einer Online-Befragung unter Vertreterinnen und Vertretern der bibliothekarischen Berufspraxis zu der Relevanz der darin aufgeführten Kenntnisse und Fähigkeiten für die verschiedenen bibliothekarischen Qualifikationsstufen. Darauf aufbauend zeigt er Wege auf, diese von der Praxis geforderten Kenntnisse und Fähigkeiten in Studium und Ausbildung praxisbezogen zu vermitteln. Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen erhalten dadurch eine Orientierungshilfe für die Weiterentwicklung ihrer Curricula und die Gestaltung ihrer Lehre im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz.

Summary:

The paper introduces the qualification profile “Teaching Librarian”, developed by experts from libraries and universities, and presents the results of an online survey among library professionals on the relevance of knowledge and skills listed therein for the various levels of librarianship. Based on this, ways of imparting the required knowledge and skills as part of studies and professional training are demonstrated. Universities and training institutions will be given guidance for the further development of their curricula and the organization of their teaching in the field of information literacy.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H4S52-62
Autorenidentifikation: Tappenbeck, Inka: GND 1097628078; Franke, Fabian: GND 114163669, ORCID: http://orcid.org/0000-0001-8210-4265
Schlagwörter: Informationskompetenz; Qualifikation; Ausbildung; Schule

1. Das Qualifikationsprofil „Teaching Librarian“

Die Vermittlung von Informationskompetenz ist ein an wissenschaftlichen wie auch an öffentlichen Bibliotheken wachsender Aufgabenbereich. Dies zeigt sich deutlich an der steigenden Zahl der Stellenausschreibungen mit Bezug auf Tätigkeitsprofile, die diesem Bereich zuzuordnen sind.1 Aber welche Kenntnisse und Fähigkeiten braucht ein „Teaching Librarian“2 in der Praxis und wie lassen sich diese in Studium und Ausbildung praxisbezogen vermitteln? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein von der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und des Deutschen Bibliotheksverbands3 initiiertes Round-Table-Gespräch mit Expertinnen und Experten aus Bibliotheken und bibliothekarischen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen im März 2014 in Berlin.4 Auf Basis der Ergebnisse dieses Workshops entwickelte die Kommission Informationskompetenz eine erste Fassung des Qualifikationsprofils „Teaching Librarian.“5 Das Qualifikationsprofil greift das Format des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR)6 auf, indem es nach Fachkompetenzen und personalen Kompetenzen gegliedert ist. Eine Differenzierung nach den Niveaustufen des DQR sollte im Anschluss in Abhängigkeit vom konkreten Aufgabenbereich erfolgen. Dazu trafen sich im Januar 2016 Vertreterinnen und Vertreter der Kommission Informationskompetenz und der Konferenz der informations- und bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge.7 Sie erarbeiteten die vorerst endgültige Fassung des Qualifikationsprofils, das in der folgenden Tabelle im Überblick dargestellt wird:

Tabelle 1: Qualifikationsprofil „Teaching Librarian“

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2. Ergebnisse einer Befragung der Berufspraxis zum Qualifikationsprofil

Um die Anforderungen der Berufspraxis bei der Entwicklung des Qualifikationsprofils in der Breite einzubeziehen, haben drei Vertreterinnen von bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Studiengängen eine Online-Befragung durchgeführt,8 bei der Kolleginnen und Kollegen aus der bibliothekarischen Praxis die Relevanz der einzelnen im Profil aufgeführten Kompetenzen für die verschiedenen Qualifikationsstufen bewerten und eigene Ergänzungen vornehmen konnten.9

Die Befragung wurde im Oktober und November 2016 durchgeführt; zur Teilnahme wurde über die Mailingliste inetbib10 eingeladen. Die Online-Befragung umfasste zwei große Fragenbereiche, von denen sich der erste auf die von einem „Teaching Librarian“ geforderten Fachkompetenzen bezog und der andere auf die in diesem Aufgabenbereich besonders wichtigen personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale. Die Befragten haben die Relevanz der jeweils aufgeführten Aspekte für alle drei bibliothekarischen Qualifikationsstufen11 getrennt bewertet. Für die Gewichtung standen die Optionen „hoch“, „mittel“, „niedrig“, „keine Relevanz“ sowie die Antwortmöglichkeit „weiß nicht“ zur Auswahl. Ferner bestand bei jeder Frage die Option, in Freitextfeldern eigene Ergänzungen oder Anmerkungen vorzunehmen.

Insgesamt haben 384 Personen den Fragebogen ganz oder teilweise ausgefüllt; 256 Personen haben die Umfrage vollständig beendet. Etwa 90 Prozent der Befragten waren zum Befragungszeitpunkt in einer wissenschaftlichen Bibliothek tätig, die gleiche Zahl der Antwortenden gibt an selbst im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz aktiv zu sein bzw. gewesen zu sein.

Die Ergebnisse der Befragung12 haben wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Kompetenzen erbracht, die aus Sicht der Praxis für „Teaching Librarians“ der verschiedenen Qualifikationsstufen von hoher Bedeutung sind. So zeigte sich, dass die befragten Vertreterinnen und Vertreter der Berufspraxis die Relevanz der im Qualifikationsprofil aufgeführten Fachkenntnisse (Block 1 des Qualifikationsprofils) für die drei Qualifikationsstufen sehr unterschiedlich bewerten. Insbesondere wurde die Relevanz dieser Fachkompetenzen mit Bezug auf die Qualifikationsstufe des FaMIs über alle Fragen hinweg im Vergleich zu den beiden anderen Qualifikationsstufen als deutlich geringer bewertet. Angesichts der Tatsache, dass FaMIs in der Praxis jedoch sehr wohl an zahlreichen Schulungen als Dozen­tinnnen und Dozenten beteiligt sind,13 besteht in diesem Punkt offenkundig weiterer Diskussions- und Klärungsbedarf.

1. Über welche Fachkompetenzen sollte ein „Teaching Librarian“ in besonderem Maße verfügen?
1.1: Allgemeine bibliothekarische Fachkompetenzen

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Für die Qualifikationsstufen des Bachelor und des Referendariats/MALIS wurden die aufgeführten allgemeinen Fachkompetenzen dagegen überwiegend als hoch relevant eingestuft, lediglich die Wissenschaftskompetenz wurde nur für die Qualifikationsstufe des Referendariats/MALIS mehrheitlich als hoch bewertet.

Noch stärker differenzierten die Befragten die Relevanz der Fachkompetenzen, die einen direkten Bezug zum Aufgabengebiet der Vermittlung von Informationskompetenz haben:

1. Über welche Fachkompetenzen sollte ein „Teaching Librarian“ in besonderem Maße verfügen?
1.2:  Informationskompetenz-spezifische Kenntnisse und Kompetenzen

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Auch bei dieser Frage wurde die Relevanz der Kenntnisse und Kompetenzen für „Teaching Librarians“ der Qualifikationsstufe FaMI im Vergleich zu den anderen beiden Qualifikationsstufen als deutlich geringer bewertet. Im Unterschied zu den Antworten auf Frage 1.1 wurde vielen der hier aufgeführten Fachkompetenzen jedoch auch für Bachelor-Absolvent/inn/en nur von weniger als der Hälfte der Antwortenden hohe Relevanz zugemessen; lediglich Kenntnisse in der Lerntheorie sowie im Bereich der Didaktik und Methodik wurden auch für die Bachelor-Absolvent/inn/en mehrheitlich als hochrelevant bewertet. Wissenschaftliche Grundlagen- und Methodenkenntnisse sowie forschungsbezogene Kompetenzen wurden von den Befragten dagegen vor allem für „Teaching Librarians“ der Qualifikationsstufe des Referendariats/MALIS mehrheitlich als hochrelevant eingestuft.

Diese Unterschiede in der Relevanzbewertung der im Qualifikationsprofil aufgeführten Kompetenzen mit Bezug auf die drei Qualifikationsstufen verstärken sich nochmals bei der Frage nach der Wichtigkeit von Kenntnissen in ausgewählten aktuellen Themenfeldern.

1. Über welche Fachkompetenzen sollte ein „Teaching Librarian“ in besonderem Maße verfügen?
1.3: Kenntnisse in folgenden aktuellen Themenfeldern

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Auch hier wurde keine der genannten Kenntnisse für die Qualifikationsstufe des FaMI mehrheitlich als hochrelevant bewertet, aber auch für die Bachelor-Absolvent/inn/en votierten die Befragten nur im Hinblick auf Kenntnisse in der Literaturverwaltung mehrheitlich mit der Angabe „hoch relevant“. Alle aufgeführten Kenntnisse wurden dagegen wiederum für einen „Teaching Librarian“ der Qualifikationsstufe des Referendariats/MALIS von einer deutlichen Mehrheit als hochrelevant bewertet.

Eine weitere wichtige Erkenntnis, die sich aus der Auswertung der Befragung ergeben hat, besteht darin, dass die Befragten die Relevanz der im Profil aufgeführten personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale (Block 2 des Qualifikationsprofils) für die drei Qualifikationsstufen sehr viel einheitlicher bewerteten, als dies bei den Fachkompetenzen der Fall war.

Mehr als die Hälfte der Antwortenden bewerteten die Relevanz der sozialen, der kommunikativen und der Dienstleistungskompetenz für „Teaching Librarians“ aller drei Qualifikationsstufen als hoch. Auch die Relevanz der interkulturellen Kompetenz wurde von knapp der Hälfte der Antwortenden als hoch angesehen; lediglich die organisatorische Kompetenz wurde mit Bezug auf die Qualifikationsstufe des FaMIs von deutlich weniger Personen als hochrelevant eingestuft. Eine nahezu gleiche Anzahl der Antwortenden hat alle der aufgeführten personalen Kompetenzen für die Qualifikationsstufen des Bachelors und des Referendariats/MALIS als gleichermaßen hochrelevant eingestuft.

2. Welche personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale sollte ein „Teaching Librarian“ haben? 2.1: Personale Kompetenzen

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Sehr ähnlich stellt sich dieses Bild bei der Frage nach der Relevanz von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen für die Tätigkeit eines „Teaching Librarian“ dar.14 Auch hier wurde die Relevanz fast aller genannten Persönlichkeitsmerkmale von jeweils mehr als der Hälfte der Antwortenden über alle drei Qualifikationsstufen hinweg als hoch bewertet. Lediglich die Relevanz von „Innovationsfreude“ und „Motivationsvermögen“ wurde für einen „Teaching Librarian“ der Qualifikationsstufe FaMI nur von etwas weniger als der Hälfte der Befragten als hochrelevant eingeschätzt. Auffällig ist jedoch, dass die Mehrheit der Antwortenden die Relevanz der im Qualifikationsprofil aufgeführten personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale für alle „Teaching Librarians“ als sehr hoch eingestuft hat und hier keine signifikanten Unterschiede zwischen den Qualifikationsstufen gemacht wurden.

3. Impulse für eine praxisbezogene Qualifikation

Insgesamt zeigt die Auswertung der Relevanzbewertungen, dass die befragten Vertreterinnen und Vertreter der Berufspraxis die Relevanz der aufgeführten personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale für „Teaching Librarians“ aller Qualifikationsstufen mehrheitlich als hochrelevant ansehen, während die Bedeutung allgemeiner und spezifischer fachlicher Kompetenzen mit Bezug auf die verschiedenen Qualifikationsstufen durchaus unterschiedlich bewertet wird. Am stärksten differieren die Bewertungen zwischen allen drei Qualifikationsstufen im Bereich der Fachkenntnisse mit einem direkten Bezug zum Thema Informationskompetenz (Frage 1.2) sowie im Bereich der aufgeführten aktuellen Themen (Frage 1.3). Daher erscheint es unter Umständen sinnvoll, im Bereich der für die Vermittlung von Informationskompetenz relevanten Fachkompetenzen Gewichtungen entsprechend den Anforderungen der drei bibliothekarischen Qualifikationsstufen vorzunehmen. Allerdings ist hierbei zu bedenken, dass rund 90 Prozent der Befragungsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus wissenschaftlichen Bibliotheken kommen und die Fragen mit hoher Wahrscheinlichkeit vornehmlich auch aus dieser Perspektive beantwortet haben. In öffentlichen Bibliotheken stellt sich die Aufgabenverteilung zwischen den Qualifikationsstufen im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz – auch hinsichtlich der Rolle und Funktion von FaMis – jedoch anders dar. Im Hinblick auf die speziellen Anforderungen an die Qualifikation für den Aufgabenbereich der Vermittlung von Informationskompetenz in öffentlichen Bibliotheken wäre eine weitere Befragung daher sinnvoll, die sich gezielt an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Bibliotheken wendet.

Für die bibliothekswissenschaftlichen Studiengänge und Ausbildungseinrichtungen ergibt sich damit der Auftrag, auf der Grundlage der Befragungsergebnisse zu prüfen, ob die von der Berufspraxis zum Ausdruck gebrachten Relevanzbewertungen in Form von Lernzieldifferenzierungen für die verschiedenen Qualifikationsstufen in die Entwicklung der Curricula integriert werden können. Dabei müssen die spezifischen Anforderungen öffentlicher Bibliotheken jedoch stärker als bisher in die Überlegungen einbezogen werden.

Ebenso gibt die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten die Relevanz der im Profil aufgeführten personalen Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale als sehr hoch bewertet hat und dabei auch viel weniger zwischen den Qualifikationsstufen differenziert hat, Anlass zu einer Überprüfung der Curricula hinsichtlich der Frage, ob in der bibliothekarischen Qualifikation hinreichend Unterstützung bei der Entwicklung dieser Kompetenzen und Eigenschaften angeboten wird. Besonders herausfordernd ist dabei die hohe Relevanzbewertung der genannten Persönlichkeitsmerkmale, denn diese sind weder Gegenstand einer beruflichen Qualifikation noch eines Hochschulstudiums. Jedoch gibt es durchaus auch hier Möglichkeiten, dazu beizutragen, dass Absolventinnen und Absolventen die von der Praxis geforderten Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale mitbringen. So könnten die Studiengänge und Ausbildungseinrichtungen zum Beispiel verstärkt darauf achten, in ihrer Außendarstellung zu verdeutlichen, welche sozialen Kompetenzen im bibliothekarischen Beruf besonders gefordert sind und welche Persönlichkeitsmerkmale eine erfolgreiche Berufspraxis befördern. Derzeit haben viele Interessentinnen und Interessenten an einem bibliothekswissenschaftlichen Studium kein realistisches Bild ihres avisierten Aufgabenbereiches und der Hinweis auf die mit der Erbringung von Dienstleistungen verbundenen kommunikativen und sozialen Anforderungen ruft nicht selten Erstaunen hervor. Dass im Zentrum des bibliothekarischen Handelns Menschen und nicht Bücher stehen, ist nach wie vor nicht hinreichend bekannt. Hier ist dringend Aufklärungsarbeit nötig, die beispielsweise in Form einer gezielten Öffentlichkeitsarbeit der Studiengänge und Ausbildungseinrichtungen zu leisten wäre.

Darüber hinaus könnte dies auch in der Qualifikation selbst stärker als bisher zum Ausdruck gebracht werden. Die Lernenden sollten schon im Studium bzw. in der Ausbildung die Chance haben zu erkennen, welche Persönlichkeitsmerkmale und sozialen Kompetenzen für den bibliothekarischen Beruf und insbesondere für die Wahrnehmung von Aufgaben im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz grundlegend sind. Hierzu kann die Wahl geeigneter Lehrveranstaltungsformate einen entscheidenden Beitrag leisten.15 Besonders praxisorientierte Veranstaltungsformate, in denen die Lernenden im Team selbst Schulungen konzipieren und durchführen, ermöglichen es ihnen, ihre Eignung für diesen Aufgabenbereich einzuschätzen bzw. die erforderlichen Kompetenzen zu erwerben. Die Konzeption und Durchführung solcher Schulungen lässt sich entweder innerhalb der Seminargruppe selbst realisieren oder in Zusammenarbeit mit einer Bibliothek. Wenn Schulungen von Studierenden nicht nur theoretisch konzipiert, sondern auch praktisch durchgeführt werden, zeigt sich schnell, wer den organisatorischen Herausforderungen der Planung eines solchen Vorhabens gewachsen ist, wer auch dann professionell bleibt, wenn etwas nicht nach Plan läuft, wer sein Publikum erreicht, motiviert oder gar begeistert, und wer sich auch traut, dabei neue Methoden und Tools einzusetzen. Wenn also, wie es die Untersuchung zeigt, bestimmte personale Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale von der Praxis als hochrelevant für eine Tätigkeit im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz bewertet werden, kann dies zum Anlass genommen werden, neu über die Eignung der bisher gewählten Lehrveranstaltungsformate nachzudenken und zu überlegen, welche Formate den Erwerb dieser Kompetenzen noch effektiver unterstützen und auch den Lernenden selbst die Möglichkeit geben, ihre persönliche Eignung für dieses Aufgabengebiet realistisch einzuschätzen.

Hierzu kann auch die Einbeziehung von Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis – in Form von Lehrimport oder auch in Form eines Co-Teaching – wesentlich beitragen. Im Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft der TH Köln16 werden im Sinne des Co-Teaching Praxisvertreterinnen und -vertreter als Expertinnen und Experten für bestimmte Themen in Lehrveranstaltungen einbezogen und als Gutachterinnen und Gutachter zu den von Studierenden durchgeführten Schulungen eingeladen, um diesen anschließend ein Feedback aus der Praxis zu ermöglichen. Beim Lehrimport übernehmen erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis eigenverantwortlich Lehrveranstaltungen im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz an den Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen. Die Dozierenden in der Ausbildung zur Qualifikationsebene 4 der Bibliotheksakademie Bayern kommen zum Beispiel durchgehend aus der Praxis.17 Im Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft (MALIS) der TH Köln beträgt der Lehranteil der Praxisvertreter im Modul „Vermittlung von Informationskompetenz“ etwa zwei Drittel.18 Eine weitere Möglichkeit, die sich in der Kölner Lehrpraxis ebenfalls bereits bewährt hat, besteht darin, in Kooperation mit Bibliotheken Hospitationen anzubieten, bei denen die Studierenden zunächst an einzelnen Schulungen der kooperierenden Bibliotheken teilnehmen, danach aber auch selbst als Lehrende in ausgewählten Schulungen aktiv werden.19

Die aufgeführten Formen der Kooperation zwischen Hochschulen und Berufspraxis bei der Qualifikation des bibliothekarischen Nachwuchses erfordern einen intensiven Austausch beider Seiten über Qualifikationsziele, -inhalte und -wege und befördern diesen Austausch damit zugleich. Hiervon profitieren alle Beteiligten: die Bibliotheken, die Hochschulen und vor allem die Studierenden. Neben der Fortführung der gemeinsamen Arbeit an der Entwicklung eines zukunftsfähigen Qualifikationsprofils für den Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz an wissenschaftlichen wie auch an öffentlichen Bibliotheken ist es daher wichtig, diesen Austausch weiter fortzuführen und zu intensivieren.

Literaturverzeichnis

Schönbeck, Oliver. „Informationskompetenz als Gestaltungsaufgabe.“ Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 62 (2015): 85–93. http://dx.doi.org/10.3196/186429501562241.

Scholle, Ulrike. „Qualifikationsprofil des Teaching Librarian: Positionspapier der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv.“ o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 3, Nr. 1 (2016): 71–73. https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H1S71-73.

Tappenbeck, Inka. „Vermittlung von Informationskompetenz“ im bibliothekarischen Studium: Herausforderungen und Möglichkeiten.“ BUB. Forum Bibliothek und Information 68, Nr. 2/3 (2016): 126–129. Zuletzt geprüft am 23.07.2017. http://b-u-b.de/wp-content/uploads/2016-02.pdf.

Tappenbeck, Inka, Anke Wittich und Maria Gäde. „Fit für die Vermittlung von Informationskompetenz? Anforderungen an die Qualifikation von Teaching Librarians in bibliothekarischen Studiengängen und Ausbildungseinrichtungen.“ o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 4, Nr. 1 (2017): 32–47. https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H1S32-47.

Wittich, Anke, Inka Tappenbeck und Maria Gäde. „Welche Qualifikation benötigen Teaching Librarians?“ Hands-on-Lab auf dem 106. Bibliothekartag in Frankfurt am Main 2017, Themenkreis 5: Fokus Lehre und Forschung. Vortragsfolien unter: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:0290-opus4-29400.

1 Vgl. Inka Tappenbeck, Anke Wittich und Maria Gäde, „Fit für die Vermittlung von Informationskompetenz? Anforderungen an die Qualifikation von Teaching Librarians in bibliothekarischen Studiengängen und Ausbildungseinrichtungen,“ o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 4, Nr. 1 (2017): 33ff., https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H1S32-47.

2 Die Bezeichnung „Teaching Librarian“ steht im Folgenden für das Aufgabengebiet der Konzeption und Durchführung von Bildungsangeboten zur Vermittlung von Informationskompetenz an Bibliotheken, wobei es keine Rolle spielt, ob diese in Form von Präsenzveranstaltungen, als E-Learning-Angebote oder in Form eines Blended-Learning-Szenarios realisiert werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Vermittlung von Informationskompetenz an Bibliotheken auf entsprechende Schulungsangebote zu reduzieren wäre. Vgl. hierzu: Oliver Schönbeck, „Informationskompetenz als Gestaltungsaufgabe,“ Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 62, Nr. 2 (2015): 85–93, http://dx.doi.org/10.3196/186429501562241.

3 „Gemeinsame Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv,“ zuletzt geprüft am 23.07.2017, http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/kommissionen/informationskompetenz.html.

4 Qualifikationsprofil des „Teaching Librarian“, zuletzt geprüft am 23.07.2017, http://www.informationskompetenz.de/index.php/kommission-informationskompetenz/termine-veranstaltungen/round-table/rt-2014/.

5 Ulrike Scholle, „Qualifikationsprofil des Teaching Librarian: Positionspapier der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv,“ o-bib. Das offene Bibliotheksjournal 3, Nr. 1 (2016): 71–73, https://doi.org/10.5282/o-bib/2016H1S71-73.

6 „Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen,“ zuletzt geprüft am 23.07.2017, https://www.dqr.de/.

7 „Konferenz der informations- und bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge,“ zuletzt geprüft am 23.07.2017, http://www.bibliotheksverband.de/fachgruppen/sektionen/sektion-7-kiba.html.

8 Die im Folgenden in Auszügen präsentierten Umfrageergebnisse sind dem bereits erwähnten Beitrag von Tappenbeck, Wittich und Gäde entnommen. Vgl. Tappenbeck, Wittich, Gäde, „Fit für die Vermittlung von Informationskompetenz?“.

9 Die Möglichkeiten der Integration des Profils in die Curricula der bibliothekswissenschaftlichen Studien- und Ausbildungsgänge wurden auf dem Bibliothekartag 2017 in einem dem Vortrag korrespondierenden Hands-On-Lab im Dialog zwischen Lehrenden und Praxisvertreter/inne/n diskutiert. Siehe hierzu: Anke Wittich, Inka Tappenbeck und Maria Gäde, „Welche Qualifikation benötigen Teaching Librarians?“ (Hands-on-Lab auf dem 106. Bibliothekartag in Frankfurt am Main 2017, Themenkreis 5: Fokus Lehre und Forschung), Vortragsfolien unter: http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn:nbn:de:0290-opus4-29400.

10 „inetbib. Internet in Bibliotheken,“ zuletzt geprüft am 23.07.2017, https://www.inetbib.de/.

11 Diese drei Qualifikationsstufen entsprechen den Qualifikationen des FaMI (Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste), des Diplom- bzw. Bachelor-Bibliothekars sowie des Absolventen eines Referendariates für den höheren Dienst an Bibliotheken bzw. eines entsprechenden Masterstudienganges (MALIS - Master in Library and Information Science).

12 Im Folgenden werden nur ausgewählte Auswertungsgrafiken zu den Befragungsergebnissen angeführt. Die vollständige Dokumentation der Auswertung findet sich bei Tappenbeck, Wittich, Gäde, „Fit für die Vermittlung von Informationskompetenz?“.

13 Vgl. „Informationskompetenz – Bundes-Statistik 2015,“ zuletzt geprüft am 23.07.2017, http://zpidlx54.zpid.de/wp-content/uploads/2016/12/IK-Statistik_Bund_%C3%9Cbersicht_2015.pdf.

14 Die in der Umfrage angegebenen Persönlichkeitsmerkmale waren: 1. Innovationsfreude, 2. Neugier, Offenheit, 3. Belastbarkeit, 4. Flexibilität, Improvisationstalent, 5. Kontinuierliche Lernbereitschaft, 6. Motivationsvermögen. Vgl. Tappenbeck, Wittich, Gäde, „Fit für die Vermittlung von Informationskompetenz?“, 43.

15 Vgl. Inka Tappenbeck, „Vermittlung von Informationskompetenz im bibliothekarischen Studium: Herausforderungen und Möglichkeiten,“ BUB. Forum Bibliothek und Information 68, Nr. 2/3 (2016): 126–129, zuletzt geprüft am 23.07.2017, http://b-u-b.de/wp-content/uploads/2016-02.pdf.

16 „TH Köln. Bachelor-Studiengang Bibliothekswissenschaft,“ zuletzt geprüft am 27.07.2017, https://www.th-koeln.de/studium/bibliothekswissenschaft-bachelor_3201.php.

17 „Bibliotheksakademie Bayern, Vierte Qualifikationsebene (vormals höherer Bibliotheksdienst),“ zuletzt geprüft am 27.07.2017, https://www.bsb-muenchen.de/q4/.

18 „TH Köln. Bibliotheks- und Informationswissenschaft / MALIS (Master in Library and Information Science),“ zuletzt geprüft am 27.07.2017, https://www.th-koeln.de/studium/bibliotheks--und-informationswissenschaft-master_3202.php.

19 Initiiert wurde diese Kooperation zwischen der TH Köln und den wissenschaftlichen Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen von der Autorin des Beitrags und der Leiterin der damaligen Arbeitsgemeinschaft Informationskompetenz Nordrhein-Westfalen, Dr. Renate Vogt (ehem. Universitäts- und Landesbibliothek Bonn).