Bericht aus der 81. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme am 11. November 2021

Aufgrund der Corona-Pandemie musste auch diese Sitzung als Videokonferenz stattfinden, die Tagesordnung wurde entsprechend angepasst. Der folgende Bericht hat den Stand November 2021.

Alma

OBV

Alle Aleph- und Alma-Produktionssysteme sind im Österreichischen Bibliothekenverbund (OBV) nach Alma migriert. Als letzte reguläre Gruppe ist die „Wave 9“ am 1. September 2021 in Produktion gegangen. Damit ist Alma im Regelbetrieb. Der betreuungsintensive Formatkonverter MAB2 ↔ MARC21 („Kreiskonvertierung“) muss nun nicht mehr gepflegt werden und die wechselseitige Synchronisation zwischen der Alma-Umgebung und der „Aleph-Bridge“ konnte zeitnah abgeschaltet werden. Einzelne Teile des Konverters werden in der bestehenden Form noch bis zur Umstellung der letzten Dienste benutzt. Die verbliebenen, von der Österreichischen Bibliothekenverbund und Service GmbH (OBVSG) betriebenen Aleph-Lokalsysteme werden noch bis etwa Jahresende zugänglich bleiben und dann ebenfalls abgeschaltet.

SLSP

Bei Swiss Library Service Platform (SLSP) konsolidiert sich der Betrieb des Produkts „swisscovery“ (Service Platform mit Alma und Primo) nach dem erfolgreichen Go Live im Dezember 2020. Die Plattform läuft fehlerfrei. Bis Ende Oktober 2021 gab es mehr als 18 Millionen Zugriffe von Endnutzer*innen, mehr als 2.500 Bibliotheksmitarbeitende haben Zugriff auf Alma.

Expert*innen- und Ad-hoc-Arbeitsgruppen arbeiten an der weiteren Feinjustierung der Plattform, insbesondere nach der Auswertung der Startphase. Im Jahr 2022 wird das Serviceportfolio der SLSP überarbeitet. Aktuell teilt es sich in Basisservices, die an allen Bibliotheken standardmäßig ausgeliefert werden und zur Verfügung stehen, und optionale Services, die lokale Anforderungen oder Serviceangebote unterstützen.

hbz

Im Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) sind die Pilotbibliotheken der ersten Welle zum Umstieg auf Alma gestartet. Das Projekt mit dem Namen „GO:AL“ (Go to Alma) soll nach weiteren zwei Gruppen bis 2023 abgeschlossen sein. Das hbz wird den Alma-First-Level-Support im Januar 2022 übernehmen. Um den Anforderungen der zweiten Welle gerecht zu werden, die im Juni startete, verstärkten sowohl Ex Libris als auch das hbz ihre Teams.

BSZ-GBV-Kooperation: K10plus

In den letzten Monaten haben sich die Verbundzentralen BSZ des Südwestdeutschen Bibliotheksverbunds (SWB) und VZG des Gemeinsamen Bibliotheksverbunds (GBV) verstärkt mit der Zusammenführung der Dubletten im K10plus beschäftigt. Dazu wurden zwei Verfahren entwickelt, die im September in virtuellen K10plus-Sprechstunden näher vorgestellt wurden. Beide Veranstaltungen wurden von rund 100 Kolleg*innen besucht. Das Format der „K10plus-Sprechstunde“ hat sich bewährt und soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden.

Culturegraph und ORCiD

Die Auswertung der aus Culturegraph erstellten Werkbündel zur Anreicherung von DNB-Datensätzen mit verschiedenen Metadatenelementen wird weitergeführt. Es wurden in den vergangenen Monaten schrittweise 1,38 Mio. Verknüpfungen zu Personennamendatensätzen in 1,22 Mio. Titeldatensätzen eingefügt. Bei der Übernahme von inhaltserschließenden Elementen finden letzte Klärungen zum Umgang mit Formschlagwörtern in zu übernehmende Schlagwortfolgen aus anderen DNB-Ausgaben statt.

Für das GND-Expert*innenteam Qualitätsprobleme werden die Culturegraph-Daten sowie die damit verknüpften GND-Sätze ausgewertet, um Dubletten innerhalb der GND zu ermitteln. Aus der Auswertung des ORCID-Dumps 2020 wurden ca. 23.000 ORCIDs in GND-Personendatensätze eingetragen.

DeepGreen

Die Zielsetzung von DeepGreen ist die Entwicklung eines weitgehend automatisierten Workflows über eine zentrale Datendrehscheibe. Dadurch werden Datenlieferungen von Verlagen – derzeit Artikel aus wissenschaftlichen Zeitschriften – in Open-Access-Repositorien verfügbar gemacht. Der Dienst richtet sich an alle überwiegend öffentlich geförderten Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland.

DeepGreen hat als DFG-gefördertes Projekt im Januar 2016 begonnen. Zwischen Juli 2019 und dem Ende der Pilotförderung war DeepGreen im Testbetrieb. Seit 2021 befindet sich DeepGreen in einem Pilotbetrieb, der für zwei Jahre vom Kooperativen Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg, von der Bayerischen Staatsbibliothek und von der Universitätsbibliothek der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Eigenleistung betrieben wird.

Die Zeit soll genutzt werden, um das Betriebs- und Geschäftsmodell zu festigen sowie Rollen und Aufgaben zwischen allen Beteiligten, auch den Verbünden, zu klären und entsprechende Vereinbarungen zu schließen. Ein erstes Papier zu Finanzierungsansätzen und Rollenverteilungen für den Dienst DeepGreen wurde in der AGV-Sitzung vorgestellt.

Deutsche Digitale Bibliothek

Für das Gemeinschaftsprojekt „Deutsche Digitale Bibliothek“ (DDB) sind an der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) die Geschäftsbereiche Technik, Entwicklung und Service der gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wahrgenommenen Geschäftsführung angesiedelt.

Bis Ende September 2021 ist die Anzahl der Datenpartner auf 529 angestiegen, der Gesamtbestand der Objektnachweise belief sich auf rund 38 Mio. DDB-Objekte (davon ca. 13 Mio. mit Digitalisat). Der positive Trend bei der Zahl der Besucher*innen hat sich weiter fortgesetzt. Zwischen März und September 2021 verzeichnete das DDB-Portal im Durchschnitt täglich 9.200 eindeutige Besucher*innen. Der Zuwachs ist in erster Linie auf eine verbesserte Google-Indexierung zurückzuführen.

DFG-Projekt „DDB-Zeitungsportal“

Das „DDB-Zeitungsportal“ wurde am 28. Oktober 2021 gelauncht. Insgesamt werden zum Start gut 600.000 Zeitungsausgaben bereitgestellt, die sich auf 231 unterschiedliche Zeitungen aus den Jahren 1719 bis 1950 verteilen. Bezogen auf die Seitenzahlen handelt es sich um knapp 5 Mio. Zeitungsseiten, von denen 83 % mit Volltexten versehen sind. Die Fachstelle Bibliothek, die für das Datenclearing zuständig ist, hat ein Analyse-Tool entwickelt, mit dem sich die im Zeitungsportal befindlichen Inhalte nach Parametern wie Anzahl der Zeitungen, Anzahl der Seiten, Anzahl der Ausgaben und Anteil der Ausgaben mit Volltext auswerten lassen.

Im Juli 2021 wurde das Zeitungsportal im Rahmen der VDB-Fortbildung „Wissenschaftliche Bibliotheken und Digital Humanities: Potentiale für die Fachreferatsarbeit“ vorgestellt. Außerdem wurde ein Vortrag zum Zeitungsportal für den Bibliothekskongress 2022 in Leipzig eingereicht.

Digitaler Assistent

Der 5. Workshop zum Thema Computerunterstützte Inhaltserschließung – organisiert von der Universitätsbibliothek Stuttgart, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der Eurospider Information Technology AG in Zusammenarbeit mit dem BSZ und der DNB – fand am 10. und 11. November 2021 statt. Nachdem der 4. Workshop im November 2020 bereits als virtuelle Veranstaltung stattgefunden hatte, wurde aufgrund der positiven Resonanz dieses Formates auch der diesjährige Workshop als Online-Veranstaltung durchgeführt. Dieses Jahr ging es um eine Standortbestimmung der Inhaltserschließung im DACH-Raum und um mögliche Zukunftsszenarien. Der Workshop dient dem Informations- und Erfahrungsaustausch über aktuelle Entwicklungen und Anwendungen von Erschließungswerkzeugen.

EBM-Tool

Das EBM-Tool, ein Dienstleistungsportfolio rund um E-Book-Metadaten, wurde für die Nutzung durch Bibliotheken und Verbundzentralen außerhalb des Bereichs des BSZ und des GBV freigegeben. Um die Bereitstellung von Metadaten für E-Books weiter zu beschleunigen, wurden die Einspielungen sowie die Erzeugung von Bestandssätzen für weitere E-Book-Lieferanten (Duncker & Humblot, UTB, Nomos, LinkedIn, Springer) vollautomatisiert. Darüber hinaus ist auch die Automatisierung der Erzeugung von Bestandssätzen an manuell katalogisierten Titeln anhand von EBM-Tool-Bestellungen geplant.

GND-Dienste

Der Fokus der bisherigen Entwicklungsarbeiten für den GND-Explorer lag in der Darstellung und Konfigurierbarkeit von Grundinformationen zu einem GND-Datensatz in einem Faktenblatt sowie der Umsetzung einer Relationenvisualisierung. In 2022 sollen Suche und Trefferdarstellung optimiert sowie eine Hierarchievisualisierung umgesetzt werden.

Die Arbeiten zum Import der Daten der GND in eine Wikibase-Instanz wurden fortgesetzt, um den Betrieb als „Zweitwohnsitz“ der GND prototypisch zu testen. Das Ziel ist, den Zugang zur GND und die Mitarbeit in der GND vor allem für Communities außerhalb des Bibliothekswesens zu erleichtern.

GND4C – GND für Kulturdaten

Vom 7. bis 11. Juni 2021 fand die GNDCon 2.0 in virtueller Form statt, die auf große Nachfrage stieß – im Laufe der Woche schalteten sich insgesamt etwa 800 Gäste zu.1 Auch die beiden Webinare der neuen GND-Agenturen waren mit ca. 150 Gästen sehr gut besucht und lieferten lohnendes Feedback für das Projekt, während nach außen erfolgreich über die Arbeit der Agenturen informiert wurde.

Die Bewilligung der DFG zur zweiten Projektphase wurde inzwischen im voll beantragten Umfang erteilt, sodass die Projektpartner je nach Stand des Mittelabrufs bereits in die zweite Phase gestartet sind (Laufzeit am BSZ: 02/2021 bis 07/2023). In dieser zweiten Projektphase wird auf die Verstetigung und Erweiterung der Organisation und Gremienstrukturen sowie die Implementierung der entwickelten Konzepte und Werkzeuge für den produktiven Einsatz fokussiert.

Mit der Aufnahme des Landesarchivs Baden-Württemberg (LABW) und des Deutschen Dokumentationszentrums für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK) in das zentrale Steuerungsgremium der GND (Standardisierungsausschuss) konnte bereits ein Teilziel in der Fortentwicklung der Governance-Strukturen umgesetzt werden. Als neuer Projektpartner hinzugekommen ist die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), die zusammen mit der digi-CULT-Verbund eG die reibungslose Weiterentwicklung der technischen Werkzeuge und Schnittstellen vorantreiben wird. Für das Jahr 2022 sind die ersten Dateneinspielungen verschiedener Entitäten in die GND aus Archiven und Museen vorgesehen.

GOKb

Seit mittlerweile vier Jahren wird die Global Open Knowledgebase (GOKb) in Zusammenarbeit von hbz, VZG und der ZDB betrieben und weiterentwickelt. Die GOKb wird überregional von Bibliotheken für die kooperative Verwaltung von Metadaten zu Lizenzpaketen für E-Ressourcen genutzt. Die dort verzeichneten Daten sind für den maschinellen Austausch optimiert und frei zugänglich verfügbar, was eine Nachnutzung in ERM-Systemen unterstützt. Die GOKb dient beispielsweise den ERM-Komponenten von FOLIO als Quellsystem für Pakete und zuverlässig referenzierte Titelinformationen.

Der Schwerpunkt der Arbeiten im letzten Jahr lag in der Entwicklung und Tests der neuen Benutzeroberfläche. Seit Mitte dieses Jahres wurden vermehrt Schulungen für interessierte Bibliotheken durchgeführt. Begleitend werden monatlich offene Informationsveranstaltungen durchgeführt, bei denen neue Features oder Änderungen präsentiert werden und die Anwender*innen Fragen stellen und sich untereinander austauschen können. Das Steering Committee der GOKb wird zukünftig mit einer Vertreterin der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) erweitert. Vertreter der GOKb nehmen regelmäßig an den OLF Roundtable Meetings der Open Library Foundation teil.

OLE/FOLIO

Das Bibliotheksmanagementsystem FOLIO (The Future of Libraries is Open) ist eine cloudfähige Open-Source-Softwarebasis für ein Bibliotheksmanagementsystem, das einfach über Zusatzservices erweitert werden kann. Mitglieder im deutschsprachigen Raum sind die Bibliotheksverbünde GBV, hbz, hebis und BVB. Pilotbibliotheken sind die ZBW Kiel/Hamburg und die SuUB Bremen.

Die erste Bibliothek im deutschsprachigen Raum wird im Frühjahr mit einem Hosting durch das hbz mit FOLIO live gehen. Im GBV ist die Schnittstelle CBS2FOLIO zur Online-Versorgung der FOLIO-Mandanten mit Katalogdaten aus dem K10plus analog dem bewährten Online-Update-Verfahren für die LBS-Systeme einsetzbar. Der produktive Betrieb wird von der VZG aktuell vorbereitet. Die Schnittstelle FOLIO2CBS zur Übernahme von Mediendaten aus FOLIO in den K10plus wird aktuell entwickelt.

FOLIO-ERM wird von der ZBW Kiel/Hamburg und der SuUB Bremen produktiv genutzt. Eingerichtet ist das FOLIO-ERM-System für die TUB Hamburg, die HCU Hamburg, die HAW Hamburg, die UB Hildesheim und die HAWK Hildesheim. Die TUB Hamburg und die HCU Hamburg planen die produktive Nutzung ab Januar 2022. Die Installationen für die HS Hannover und die Medizinische HS Hannover werden zurzeit vorbereitet.

Standardisierungsarbeit im deutschsprachigen Raum

RDA und das 3R-Projekt

Das von der DNB geleitete kooperative Projekt „3R für DACH-Bibliotheken“ liegt im Zeitplan. Es hat zum Ziel, ein Erschließungshandbuch für Bibliotheken des DACH-Raums unter Berücksichtigung der veränderten RDA-Regelungen zur erarbeiten. Das Projektende ist für Dezember 2022 geplant. Das Erschließungshandbuch wird aus den folgenden Teilen bestehen: Beschreibung der Elemente, Beschreibung von Ressourcentypen und allgemeine Anleitungen. Die Dokumentation des künftigen Erschließungshandbuchs wird auf der Basis von Wikibase in einem eigenen, ebenfalls von der DNB geleiteten Projekt durchgeführt.

Standardisierungsausschuss

Bereits seit einigen Jahren wird im Standardisierungsausschuss über eine Ausweitung auf weitere Kultureinrichtungen diskutiert. Aus diesem Grund wurde vor einiger Zeit eine Vertretung der Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Archivverwaltungen des Bundes und der Länder (KLA) als Mitglied aufgenommen. Mit der virtuellen Sitzung am 8. Juli 2021 wurde der Kreis durch die Vertretungen der neuen GND-Agenturen Landesarchiv Baden-Württemberg (Gerald Maier) und Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (Christian Bracht) erweitert.

Die nächste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme findet am 28. April 2022 per Videokonferenz statt.

Edith Röschlau, Deutsche Nationalbibliothek

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5817

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1 Dokumentation und weitere Infos zur GNDCon 2.0 abrufbar unter <https://wiki.dnb.de/display/GNDCON/GNDCon>, Stand: 12.04.2022.