Dasselbe in Grün
Analysetool zur automatisierten Identifizierung von Publikationen
mit Zweitveröffentlichungspotenzial
Zusammenfassung:
Die Identifizierung von Publikationen, die auf Grundlage von Open Access-Rechten (OA-Rechten) aus Allianz-, National- oder Konsortiallizenzen zweitveröffentlicht werden dürfen, ist bislang mit einem erheblichen, oft manuellen Arbeitsaufwand verbunden. Dazu zählt neben der Feststellung, an welchen Lizenzverträgen mit OA-Rechten die eigene Einrichtung teilnimmt, auch die Ermittlung der darin enthaltenen Zeitschriften. OA-Rechte werden in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) strukturiert erfasst und über die OA-EZB-Schnittstelle zeitschriften- und institutionsspezifisch bereitgestellt. Unter Verwendung der OA-EZB-Schnittstelle wird von der Universitätsbibliothek Regensburg ein Online-Analysetool zur Verfügung gestellt, das aus einer Liste von Publikationen automatisch diejenigen identifiziert, die für eine Zweitveröffentlichung in Frage kommen.
Summary:
Identifying publications that may be republished based on open access rights (OA rights) from alliance, national or consortium licenses has so far involved a considerable amount of (often manual) work. This includes not only determining which license agreements with OA rights one’s own institution participates in, but also identifying which journals are affected. OA rights are recorded in a structured manner in the Electronic Journals Library (EZB) and made available on a journal and institution specific basis via the OA-EZB interface. Using the OA-EZB interface, the University Library of Regensburg provides an online analysis tool that, given a list of publications, automatically identifies those that are eligible for self-archiving.
1. Allianz-, National- und Konsortiallizenzen mit OpenAccess-Komponente
Beim sogenannten grünen Weg des Open Access (OA) erfolgt neben der Erstveröffentlichung einer Publikation in einer Zeitschrift über einen Verlag zusätzlich eine kostenfreie und frei zugängliche Zweitveröffentlichung, z. B. in einem Repositorium.1 Neben den OA-Policies der Verlage sind in Deutschland spezielle OA-Regelungen in Allianz-, National- und Konsortiallizenzen2 sowie das Zweitveröffentlichungsrecht für öffentlich geförderte Forschungsergebnisse3 entscheidend dafür, dass wissenschaftliche Veröffentlichungen parallel zu Verlagspublikationen frei zur Verfügung gestellt werden dürfen. Allianz- und Nationallizenzen sind DFG-geförderte Lizenzmodelle zur überregionalen Literaturversorgung in Deutschland. Sie werden von ausgewählten Einrichtungen national verhandelt (verhandlungsführende Einrichtungen).4 Lizenzen, die für eine Förderung der DFG in Frage kommen, müssen den vorgegebenen Grundsätzen zum Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen entsprechen, zu denen auch Zweitveröffentlichungsrechte gehören.5 Zudem wurden auch in einigen anderen konsortialen Lizenzverträgen (z. B. Nationalkonsortien) Zweitveröffentlichungsrechte für subskriptionspflichtige Inhalte integriert. Die in Allianz-, National- und Konsortiallizenzen verhandelten Zweitveröffentlichungsrechte werden in dieser Publikation allgemein als Open Access-Rechte (OA-Rechte) oder Open Access-Komponente (OA-Komponente) bezeichnet.
Mit der Verhandlung von Allianz-, National- und Konsortiallizenzen mit OA-Komponente konnte eine weitere Möglichkeit geschaffen werden, wie Autorinnen und Autoren an wissenschaftlichen Einrichtungen ihre Publikationen mit ausschließlichem Nutzungsrecht für einen Verlag mittels Zweitveröffentlichung ohne zusätzliche Gebühr unter bestimmten Bedingungen frei zugänglich machen können. Die genauen Bedingungen dieser OA-Rechte für die Zweitveröffentlichung von Publikationen sind individuell mit den Verlagen ausgehandelt und variieren daher. In einigen Verträgen wurden auch OA-Rechte für die lizenznehmenden Institutionen verhandelt, sodass eine Zweitveröffentlichung ohne die Zustimmung der Autorinnen und Autoren erfolgen könnte.6
Die OA-Rechte aus Allianz-, National- und Konsortiallizenzen werden von Forschenden jedoch meist nicht wahrgenommen7 und die Ermittlung ist für Bibliotheken mit einem gewissen Arbeitsaufwand verbunden.8 Seit einigen Jahren werden diese OA-Rechte in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) von verhandlungsführenden Einrichtungen strukturiert und zentral erfasst.9 Da in der EZB die aktuellen Teilnehmerinstitutionen von Allianz-, National- und Konsortiallizenzen samt zugehöriger Zeitschriftentitel bereits gepflegt werden,10 können diese OA-Rechte zeitschriften- und institutionsspezifisch über eine Schnittstelle (OA-EZB-Schnittstelle) abgefragt werden.11 Diese Schnittstelle wird bereits von verschiedenen Einrichtungen sowie vom Projekt DeepGreen für die Abfrage einzelner OA-Rechte genutzt.12
Bibliotheken bieten inzwischen vermehrt Dienstleistungen, z. B. im Rahmen eines Zweitveröffentlichungsservices, an.13 Um die Möglichkeiten zur Zweitveröffentlichung besser auszuschöpfen, empfiehlt sich eine automatisierte Herangehensweise.14 Bislang ist die Identifizierung von Publikationen mit OA-Rechten aus Allianz-, National- und Konsortiallizenzen ein aufwändiger Prozess.15 Es besteht daher der Bedarf, technische Lösungen zu nutzen, um einzelne Prozessschritte zu automatisieren.16 Dazu zählt neben der Feststellung, an welchen Lizenzverträgen mit OA-Komponente die eigene Einrichtung teilnimmt, auch die Ermittlung der darin enthaltenen Zeitschriften.17 Da diese Angaben für zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen zusammen mit den OA-Rechten aus Allianz-, National- und Konsortiallizenzen in der EZB gepflegt werden, dient die EZB als geeignete Datenquelle für weitere Automatisierungsmöglichkeiten.
2. EZB und OA-EZB-Schnittstelle
Die EZB ist ein von der Universitätsbibliothek Regensburg seit 1997 bereitgestellter Service mit Informationen zu wissenschaftlich relevanten elektronischen Zeitschriften. Derzeit sind in der EZB mehr als 110.000 Zeitschriftentitel zu allen Fachgebieten enthalten.18 Über 650 Anwendereinrichtungen, zum Großteil aus Deutschland, nutzen die EZB u. a. zur Verwaltung von Zugangs- und Lizenzinformationen
zu elektronischen Zeitschriften.19 Die Pflege der Zeitschrifteninformationen erfolgt kooperativ, was zu einer hohen Qualität und Aktualität der Daten führt. Zudem werden Zeitschriftenpakete, die von mehreren Lizenzteilnehmenden genutzt werden, zentral durch verhandlungsführende Einrichtungen gepflegt und über automatisierte Verfahren an alle teilnehmenden EZB-Anwenderbibliotheken übertragen. Diese Zeitschriftenpakete werden in der EZB über die EZB-Package-ID identifiziert und können Unterpakete (sogenannte EZB-Kollektionen) enthalten. Es wird zwischen Konsortialpaketen, Allianz-Lizenzen, Nationallizenzen, Nationalkonsortien, Aggregatorpaketen sowie Verlagspaketen unterschieden.20
Seit 2018 werden OA-Rechte, die im Rahmen eines Lizenzvertrages ausgehandelt wurden, beim entsprechenden EZB-Paket in strukturierter Form erfasst und über die OA-EZB-Schnittstelle zeitschriften- und institutionsspezifisch bereitgestellt. Die OA-Rechte können sowohl für das gesamte EZB-Paket hinterlegt werden als auch auf Kollektions- bzw. Zeitschriftentitelebene. Die in der EZB gepflegten OA-Rechte umfassen die folgenden Felder:21
- Beginn OA-Rechte: Beginn des Jahres mit OA-Rechten
- Ende OA-Rechte: Ende des Jahres mit OA-Rechten
- Archivierbare Version: Version der Publikation, die zweitveröffentlicht werden darf
- OA-Embargo in Monaten: Zeitraum, der zwischen der Erstveröffentlichung durch den Verlag und der Zweitveröffentlichung berücksichtigt werden muss
- Bezugsquelle: Gibt an, woher das Dokument zur Zweitveröffentlichung stammen muss
- Repositorium: Gibt an, wo die Zweitveröffentlichung erfolgen muss
- Berechtigung für: Gibt an, wer das Recht zur Zweitveröffentlichung hat
- Bemerkung auf Deutsch: Bemerkung zum OA-Recht in Deutsch
- Bemerkung auf Englisch: Bemerkung zum OA-Recht in Englisch
Aktuell sind in der EZB bei insgesamt 38 Zeitschriftenpaketen OA-Rechte hinterlegt. Betrachtet man, für wie viele Teilnehmer mindestens ein EZB-Paket mit OA-Rechten vorhanden ist, so gelten diese derzeit für insgesamt 522 EZB-Einrichtungen. Die in der EZB eingetragenen OA-Rechte betreffen dabei insgesamt 3.236 Zeitschriften.22
3. EZB-Tool zur automatisierten Abfrage von OpenAccess-Rechten
Unter Verwendung der OA-EZB-Schnittstelle wurde ein Online-Analysetool entwickelt, um Publikationen zu identifizieren, die auf Basis der verhandelten OA-Rechte aus Allianz-, National- und Konsortiallizenzen zweitveröffentlicht werden könnten, z. B. in einem Repositorium. Zielgruppe des Analysetools sind wissenschaftliche Einrichtungen, die zugleich EZB-Anwendereinrichtungen sind. Das Tool ist unter der URL https://ezb.ur.de/services/oa erreichbar. In Abbildung 1 wird die Funktionalität des Tools grafisch dargestellt.
Für eine Anfrage an das Analysetool wird eine Liste mit Digital Object Identifiern (DOI) der Publikationen mit mindestens einer affiliierten Autorin oder eines affiliierten Autors der zugehörigen Einrichtung benötigt. Zur einfachen Bedienung wurde eine Upload-Funktion entwickelt, um die DOI-Liste an das Tool zu übermitteln.23 Über das Tool wird nun zunächst eine Anfrage an Unpaywall gestartet, um zu jedem DOI sowohl die Artikelmetadaten, wie z. B. ISSN und Publikationsjahr, zu erhalten, als auch den OA-Status der Publikation. Unpaywall ist ein Webservice, der auf Basis eines DOI ermitteln kann, ob eine frei zugängliche Version einer Publikation vorliegt.24 Mithilfe der ISSN, des Publikationsjahrs und der EZB-BIBID25 wird nun im Anschluss eine Anfrage an die OA-EZB-Schnittstelle gestellt. Da die in der EZB hinterlegten OA-Rechte von verhandlungsführenden Einrichtungen in der EZB erfasst und durch automatisierte Verfahren an alle EZB-Teilnehmerbibliotheken, die an den entsprechenden EZB-Paketen (z. B. Allianz-, National- und Konsortiallizenzpakete) beteiligt sind, übertragen werden, erhält die anfragende Einrichtung speziell die für sie verfügbaren OA-Rechte für diese Publikation.26 Für nicht frei zugängliche Publikationen wird abschließend eine Anfrage an Sherpa Romeo mithilfe der ISSN gesendet, um verlags- bzw. zeitschriftenspezifische OA-Policies für die angefragte Publikation zu ermitteln.27
Als Ergebnis liefert das Analysetool Informationen zu den vorhandenen OA-Rechten für die angefragten Publikationen (vgl. Abbildung 2) sowie eine übersichtliche Darstellung, die u. a. die folgenden Angaben für die anfragende Einrichtung enthält:
- die Anzahl an Publikationen, die auf Basis der in der EZB vorhandenen OA-Rechte potenziell zweitveröffentlicht werden könnten (oder bereits sind) und die Lizenzverträge, in denen diese OA-Rechte vereinbart wurden
- die Anzahl an Publikationen in frei zugänglichen Zeitschriften
- die Anzahl an Publikationen in zugangsbeschränkten Zeitschriften, die frei zugänglich sind (green, hybrid, bronze OA)
- die Anzahl an nicht frei zugänglichen Publikationen mit vorhandenen OA-Rechten in der EZB
- die Anzahl an nicht frei zugänglichen Publikationen mit vorhanden OA-Regelungen (ohne Gebühr) in Sherpa Romeo
Auf der Ausgabeseite des Analysetools wird zudem eine CSV-Datei mit den Einzelergebnissen zu den angefragten Publikationen zum Download angeboten.
4. Möglichkeiten und Grenzen des EZB-Tools zur automatisierten Abfrage von OA-Rechten
Wird von der anfragenden Einrichtung eine möglichst vollständige Liste an Zeitschriftenaufsätzen eines Jahrgangs über dieses Tool analysiert, kann so z. B. der OA-Anteil für ein bestimmtes Kalenderjahr ermittelt werden. Es kann zudem festgestellt werden, mit welchen Maßnahmen (z. B. Zweitveröffentlichung auf Basis der OA-Rechte) dieser Anteil gegebenenfalls erhöht werden könnte. Darüber hinaus kann auch die automatisierte Abfrage der OA-Rechte von einzelnen oder einigen wenigen Publikationen, die an der eigenen Einrichtung entstanden sind, auch sehr aufschlussreich sein, beispielsweise im Rahmen eines Workflows zur Ermittlung der rechtlichen Voraussetzungen für eine Zweitveröffentlichung.
Das EZB-Tool zur automatisierten Abfrage von OA-Rechten berücksichtigt nur die OA-Rechte, die wissenschaftlichen Einrichtungen und die Publikationen aus elektronischen Zeitschriften, die auch jeweils in der EZB hinterlegt sind. Mit dieser Methode können allerdings z. B. Monographien und Beiträge in Sammelwerken nicht erfasst werden. Zudem ist zu beachten, dass in der EZB keine Lizenzhistorie gespeichert wird.28
Mit dem EZB-Tool werden die Publikationen geprüft, die von den teilnehmenden wissenschaftlichen Einrichtungen auch angefragt werden. Hierbei werden lediglich die Publikationen berücksichtigt, die einen DOI haben.
Das Projekt DeepGreen verfolgt einen ähnlichen Ansatz und nutzt dafür auch die in der EZB hinterlegten OA-Rechte sowie die in der EZB hinterlegten Informationen zu Allianz- und Nationallizenzen der Verlage, die an DeepGreen teilnehmen. Dabei erfolgt die Affiliation automatisiert (z. B. über Affiliationsangaben in den Artikelmetadaten) anhand der Publikationen, die in DeepGreen vorliegen.29 Beim EZB-Tool werden aus einer DOI-Liste von Publikationen der eigenen Einrichtung diejenigen identifiziert, die für eine Zweitveröffentlichung in Frage kommen. Die Zuordnung einer Publikation zu einer Einrichtung erfolgt daher durch die teilnehmende Einrichtung selbst. DeepGreen-Nutzer können das EZB-Tool ergänzend nutzen, um OA-Rechte aus Lizenzen berücksichtigen zu können, bei denen der Verlag nicht an DeepGreen teilnimmt. Bei der Nutzung werden alle in der EZB hinterlegten OA-Rechte berücksichtigt, ohne eine Einschränkung auf bestimmte Verlage.
5. Auswertung zur Universität Regensburg
In diesem Beitrag werden verschiedene Jahrgänge an Zeitschriftenaufsätzen mit DOI von Angehörigen der Universität Regensburg über das EZB-Tool zur Abfrage von OA-Rechten angefragt, um die Publikationen zu ermitteln, die für eine Zweitveröffentlichung in Frage kommen.
Die Universität Regensburg ist eine im Jahr 1962 gegründete Volluniversität mit 12 Fakultäten, an denen derzeit zahlreiche Studienfächer aus den Bereichen Medizin, Jura, Theologie, Wirtschaftswissenschaften, Sozial-, Informations- und Geisteswissenschaften, Biologie, Chemie und Pharmazie, Physik, Mathematik und Informatik angeboten werden.30 Mit dem Publikationsserver der Universität Regensburg betreibt die Universitätsbibliothek Regensburg ein institutionelles Repositorium, in dem derzeit über 16.000 Publikationen mit freiem Zugang zum Volltext enthalten sind.31 Bisher erfolgt die Identifizierung von Titeln aus Allianz-, National- oder Konsortiallizenzen mit OA-Rechten an der Universität Regensburg weitestgehend manuell.
Im Rahmen dieser Untersuchung wurden Publikationen mit DOI aus den Jahren 2017 bis 2021 von Angehörigen der Universität Regensburg betrachtet. Die Publikationslisten wurden von der Universitätsbibliothek Regensburg pro Jahrgang zur Verfügung gestellt. Die Zuordnung der Publikationen zu einem Jahrgang erfolgte ebenfalls durch die Universitätsbibliothek Regensburg. Zur Analyse der fünf Jahrgänge wurden die Publikationslisten separat über das EZB-Tool zur automatisierten Abfrage von OA-Rechten angefragt und ausgewertet.
Im Ergebnis wird eine Auswertung nach Zugänglichkeit der angefragten Publikationen (vgl. Tabelle 1) sowie eine Auswertung nach in der EZB vorhandenen OA-Rechten (vgl. Tabelle 2) präsentiert (jeweils mit Stand vom 30.05.2022). Zur Erklärung der Tabelleninhalte werden die Zahlen für das Publikationsjahr 2017 ausführlicher vorgestellt und interpretiert.
5.1 Auswertung nach Zugänglichkeit
Für das Jahr 2017 wurden 1.501 Zeitschriftenaufsätze von Angehörigen der Universität Regensburg über das Analysetool angefragt. Davon sind 281 Publikationen in OA-Zeitschriften erschienen. Von den Aufsätzen, die in zugangsbeschränkten Zeitschriften publiziert wurden, sind 533 frei zugänglich. Damit ergibt sich für die Universität Regensburg im Jahr 2017 ein OA-Anteil von 54 %.
Für 28 Publikationen, die nicht frei zugänglich sind, wurden OA-Rechte aus Allianz-, National- und Konsortiallizenzen ermittelt. Wenn diese Publikationen z. B. im Repositorium der Universität Regensburg zweitveröffentlicht werden, würde sich der OA- Anteil auf 56 % erhöhen.
Die Ergebnisse zeigen auch, dass viele der derzeit zugangsbeschränkten Publikationen auf Basis der OA-Policies der Verlage, die in Sherpa Romeo hinterlegt sind, zweitveröffentlicht werden könnten. Dazu wurden über das Tool die OA-Konditionen aus Sherpa Romeo für die zugehörigen Zeitschriften der angefragten Publikationen ermittelt, die von Autorinnen und Autoren ohne zusätzliche Gebühr genutzt werden könnten.
5.2 Auswertung nach in der EZB vorhandenen OA-Rechten
Werden die Publikationen nach den in der EZB hinterlegten OA-Rechten betrachtet, lässt sich feststellen, dass für 120 der angefragten Publikationen aus dem Jahr 2017 OA-Rechte vorhanden sind.
Davon sind bereits 92 Aufsätze frei zugänglich:
- 45 Publikationen wurden bereits zweitveröffentlicht (green OA)
- 16 Publikationen sind in OA-Zeitschriften enthalten32
- 10 der frei zugänglichen Publikationen sind hybride Veröffentlichungen. Es wurde hier höchstwahrscheinlich von den Autorinnen und Autoren eine Gebühr gezahlt, um die Publikationen unter einer offenen Lizenz in einer zugangsbeschränkten Zeitschrift bereitstellen zu können
- 21 Publikationen mit OA-Rechten in der EZB stehen zwar frei zugänglich, aber ohne eindeutig identifizierbare Lizenz zur Verfügung (bronze OA). Ein Beispiel dafür ist die Publikation „Proteins YlaJ and YhcN contribute to the efficiency of spore germination in Bacillus subtilis“ mit dem DOI 10.1093/femsle/fnx047, die vom Verlag frei zugänglich mit dem Hinweis „©FEMS 2017. All rights reserved. For permissions, please e-mail:journals.permissions@
oup.com“ bereitgestellt wird.33 Da bei Bronze-Publikationen nicht klar ist, ob diese dauerhaft frei zugänglich zur Verfügung stehen, lohnt es sich trotzdem eine Zweitveröffentlichung anzustreben, wenn OA-Rechte vorliegen
94 der identifizierten Publikationen mit OA-Rechten aus 2017 dürfen auch von der Institution zweitveröffentlicht werden. Damit könnte bei den meisten Aufsätzen die Bereitstellung über die Universität Regensburg auch ohne das Zutun der Autorinnen und Autoren erfolgen.
6. Fazit
Das EZB-Tool zur automatisierten Abfrage von Open Access-Rechten, das frei nachgenutzt werden kann, ermöglicht eine relativ einfache und systematische Ermittlung vorhandener OA-Rechte für Publikationen aus der eigenen Einrichtung. Grundlage dafür sind OA-Rechte, die schon seit einigen Jahren in der EZB strukturiert erfasst und über die OA-EZB-Schnittstelle zeitschriften- und institutionsspezifisch bereitgestellt werden. Zuvor mussten die Einrichtungen gesondert ermitteln, an welchen Lizenzverträgen mit OA-Komponente die eigene Einrichtung teilnimmt und welche Zeitschriften die betreffenden Lizenzverträge umfassen.
Forschungseinrichtungen und Bibliotheken, die nicht die Ressourcen für aufwändige Bearbeitungsprozesse haben, können mithilfe des EZB-Tools die Publikationen, die an ihrer Einrichtung entstanden sind, systematisch auf ihr Zweitveröffentlichungspotenzial überprüfen. Zudem ermöglicht es, Einzelrechteprüfungen anzubieten. Darüber hinaus erhalten die Einrichtungen eine Übersicht über die Zugänglichkeit der angefragten Publikationen.
Angewandt auf die Universität Regensburg konnten 127 zugangsbeschränkte Publikationen aus den Jahren 2017 bis 2021 ermittelt werden, für welche die Möglichkeit einer Zweitveröffentlichung über OA-Rechte besteht. Dies darf in den meisten Fällen sogar über die Institution selbst erfolgen. Aus demselben Zeitraum wurden zudem 55 Bronze-Publikationen mit OA-Rechten gefunden, für die eine Zweitveröffentlichung im Repositorium der Universität Regensburg wünschenswert ist.
Literaturverzeichnis
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- Unpaywall REST API, <https://unpaywall.org/products/api>, Stand: 11.07.2022.
- Voigt, Michaela: Wissenschaftliche Inhalte frei zugänglich machen in Zeiten von CoVid-19 und darüber hinaus, 15. April 2020. Online: <https://blogs.ub.tu-berlin.de/publizieren/2020/04/wissenschaftliche-inhalte-frei-zugaenglich-machen-in-zeiten-von-covid-19-und-darueber-
hinaus/>, Stand: 11.07.2022.
1 Harnad, Stevan; Brody, Tim; Vallières, François; Carr, Les; Hitchcock, Steve; Gingras, Yves; Oppenheim, Charles; Hajjem, Chawki; Hilf, Eberhard R.: The Access/Impact Problem and the Green and Gold Roads to Open Access.
An Update, in: Serials Review 34 (1), 2008, S. 36–40. Online: <https://doi.org/10.1016/j.serrev.2007.12.005>.
2 Stöber, Anja: Open-Access-Rechte in Allianz- und Nationallizenzen. Eine Handreichung für Repository-Manager,
Bibliothekare und Autoren, 2012. Online: <https://doi.org/10.2312/allianzoa.004>.
3 Vgl. §38 Abs. 4 UrhG.
4 DFG-geförderte Lizenzen für elektronische Medien, <https://www.nationallizenzen.de>, Stand: 18.08.2022.
5 Grundsätze für den Erwerb DFG-geförderter überregionaler Lizenzen. <https://www.nationallizenzen.de/ueber-
nationallizenzen/nl_grundaetze_2009.pdf#3.3>, Stand: 18.08.2022.
6 Stöber, Anja: Open-Access-Rechte in Allianz- und Nationallizenzen. Eine Handreichung für Repository-Manager,
Bibliothekare und Autoren, 2012. Online: <https://doi.org/10.2312/allianzoa.004>.
7 Schäffler, Hildegard: Open Access in konsortialer Perspektive, in Söllner, Konstanze (Hg.); Mittermaier, Bernhard (Hg.): Praxishandbuch Open Access. Berlin, Boston 2017, S. 197–204.
8 Oberländer, Anja: Förderung von Open Access über institutionelle Infrastrukturen, insbesondere Repositorien, 2017. Online: <https://doi.org/10.1515/9783110494068–016>.
9 Sippl, Colin; Deinzer, Gernot; Weisheit, Silke: Zweitveröffentlichungsrechte auf einen Blick. Schaffung einer zentralen Datenquelle für OA-Rechte in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB), 2018. Online: <https://doi.org/
10.5281/zenodo.1441118>.
10 Scheuplein, Martin; Hutzler, Evelinde: Nachweis von Nationallizenzen in der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek (EZB) und im Datenbank-Infosystem (DBIS), in: GMS Medizin – Bibliothek – Information 7 (2), 2007, Doc35. Online: <https://www.egms.de/static/de/journals/mbi/2007–7/mbi000087.shtml>.
11 Dokumentation OA-EZB-Schnittstelle, <https://ezb.uni-regensburg.de/services/oa-ezb>, Stand: 11.07.2022.
12 Goltz-Fellgiebel, Julia A.; Putnings, Markus: Open-Access-Transformation mit DeepGreen. Gemeinsam den (grünen) Schatz heben, in: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / Herausgeber VDB, 6 (1), 2019, S. 1–11. Online: <https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H1S1–11>.
13 Blasetti, Alessandro; Golda, Sandra; Göhring, Dominic; Grimm, Steffi; Kroll, Nadin; Sievers, Denise; Voigt, Michaela: Smash the Paywalls: Workflows und Werkzeuge für den grünen Weg des Open Access. In: Informationspraxis 5 (1), 2019, S. 1–37. Online: https://doi.org/10.11588/ip.2019.1.52671. Voigt, Michaela: Wissenschaftliche Inhalte frei zugänglich machen in Zeiten von CoVid-19 und darüber hinaus, 15. April 2020. Online: <https://blogs.ub.tu-berlin.de/publizieren/2020/04/wissenschaftliche-inhalte-frei-zugaenglich-machen-in-zeiten-von-covid-19-und-darueber-hinaus/>, Stand: 11.07.2022.
14 Thomas, Linda; Stadler, Heike: Workflow zur Identifizierung von Publikationen für die Zweitveröffentlichung, in:
Bibliotheksdienst 50 (1), 2016, S. 62–68. Online: <https://doi.org/10.1515/bd-2016–0006>.
15 Blümm, Mirjam: Open Access und Lizenzierung am Beispiel der Allianz- Lizenzen, in: Perspektive Bibliothek 1 (2), 2012, S. 31–52. Online: <https://doi.org/10.11588/pb.2012.2.9457>.
16 Hillenkötter, Kristine: Die Open-Access-Komponente in den DFG- geförderten Allianz-Lizenzen, in: Bibliothek
Forschung und Praxis 36 (3), 2012, S. 300–304. Online: <https://doi.org/10.1515/bfp-2012-0039>.
17 Thomas, Linda; Stadler, Heike: Workflow zur Identifizierung von Publikationen für die Zweitveröffentlichung, in:
Bibliotheksdienst 50 (1), 2016, S. 62–68. Online: <https://doi.org/10.1515/bd-2016–0006>.
18 Über die EZB, <https://ezb.ur.de/about>, Stand: 11.07.2022.
19 Ebd.
20 EZB-Pakete und Kollektionen, <https://ezb.ur.de/services/collections>, Stand: 11.07.2022.
21 OA-EZB-Schnittstelle, <https://ezb.ur.de/services/oa-ezb>, Stand: 11.07.2022.
22 Ermittlung per EZB-Datenbankabfrage, Stand: 30.05.2022.
23 Für den Upload ist es erforderlich, die DOIs der anzufragenden Publikationen in einer txt-Datei (eine DOI pro Zeile, keine Überschrift) zu speichern.
24 Unpaywall REST API, <https://unpaywall.org/products/api>, Stand: 11.07.2022.
25 Befindet sich der Nutzende des Tools im IP-Bereich seiner Einrichtung, wird automatisiert die EZB-BIBID der Einrichtung zugeordnet. Die Zuordnung der EZB-BIBID kann auch manuell über die EZB-Funktion „Bibliothek auswählen“ erfolgen oder durch Anpassung des Parameters bibid, z. B. bibid=TUBB für die Technische Universität Berlin.
26 Gelten für eine Publikation mehrere OA-Rechte, so wird nur eines davon in der Analyse berücksichtigt.
27 Sherpa Romeo, <https://v2.sherpa.ac.uk/romeo>, Stand: 11.07.2022.
28 Das ist u. a. dann relevant, wenn z. B. eine Bibliothek im Jahr 2018 aus einer Allianz-Lizenz aussteigt. Der EZB-Paketverwalter der Allianz-Lizenz löscht dann die Zugehörigkeit des Teilnehmers zur Allianz-Lizenz aus der EZB. Es kann in diesem Fall für die Teilnehmereinrichtung nun nicht mehr abgefragt werden, dass OA-Rechte bis 2018 bestehen.
29 Goltz-Fellgiebel, Julia A.; Putnings, Markus: Open-Access- Transformation mit DeepGreen. Gemeinsam den (grünen) Schatz heben. In: o-bib. Das offene Bibliotheksjournal / Herausgeber VDB 6 (1), 2019, S. 1–11. Online: <https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H1S1–11>.
30 Über die Universität Regensburg, <https://www.uni-regensburg.de/universitaet/startseite/index.html>, Stand: 11.07.2022.
31 Publikationsserver der Universität Regensburg, <https://epub.uni-regensburg.de/about.html>, Stand: 11.07.2022.
32 Die betreffenden Zeitschriften aus dem Beispiel sind Journals, die auf OA umgestellt wurden.
33 Verfügbar unter <https://doi.org/10.1093/femsle/fnx047>, Hinweis enthalten bei Stand vom 11.07.2022.