Bericht aus der 82. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme am 28. April 2022
Aufgrund der Corona-Pandemie musste auch diese Sitzung als Videokonferenz stattfinden, die Tagesordnung wurde entsprechend angepasst. Der folgende Bericht hat den Stand April 2022.
Alma
OBV
Im OBV ist mit der Umstellung des letzten Lokalsystems der Umstellungsprozess nach Alma abgeschlossen. Die Produktionsaufnahme erfolgte Anfang Dezember 2021. Mit der Umstellung auf Alma sind nun nach beinahe 35 Jahren alle bundesstaatlichen Universitäten unter einem technologischen Dach mit den entsprechenden Vorteilen und den Möglichkeiten der Zusammenarbeit vereint. Bis zum Projektende wurden auch die letzten bisher auf Aleph bzw. das MAB-Format angewiesenen Anwendungen auf Alma und MARC 21 umgestellt. Der OBV und SLSP sind in engem Austausch zu Alma, da der Betrieb des Produkts „swisscovery“ unter Verwendung von Alma und Primo läuft.
SLSP
Der Betrieb des Produkts „swisscovery“ (Service Platform mit Alma und Primo) verläuft erwartungsgemäß gut. Die Mitarbeitenden in den Bibliotheken sind mittlerweile mit den neuen, zentralisierten Workflows vertraut. Neben der Konsolidierung von Workflows und Services hat die SLSP damit begonnen, die Weiterentwicklung von Services und weiteren Innovationen gezielt voranzutreiben. Es sind bereits neue Bibliotheken hinzugekommen und ab April 2022 nimmt auch der Bibliotheksverbund Alexandria, ein Verbund der Bibliotheken der schweizerischen Bundesbehörden, mit seinen 15 Bibliotheken an swisscovery teil.
hbz
Pünktlich zum Jahresbeginn 2022 wechselten die Bibliotheken der ersten Welle in den Alma-First-Level-Support des hbz. Bevor es weiter in die Cutover-Phase (Datenübernahme aus einem Altsystem in ein Produktivsystem) geht, werden von April bis Mai Workshops stattfinden, um dort die anstehenden wichtigen Fragen zu besprechen. Ab September 2022 wird die zweite Welle vorbereitet. Der Abschluss des NRW-Projektes ist nach einer weiteren Welle in 2023 vorgesehen.
bwLastCopies
Das gemeinsame Projekt bwLastCopies von BSZ und KIM Konstanz konnte Ende Dezember 2021 erfolgreich beendet werden. Der im Projekt entwickelte Workflow für die maschinelle Ermittlung seltener Bestände in den wissenschaftlichen Bibliotheken Baden-Württembergs über den K10plus konnte erfolgreich in die Routine übernommen werden. In diesem Workflow wird halbjährlich der aktuelle Stand der Bestände ermittelt und die so identifizierten, potenziell seltenen Titel werden anschließend im K10plus entsprechend gekennzeichnet bzw. die bestehenden Kennzeichnungen werden ggf. an die neue Situation angepasst (z.B. bei geänderter Anzahl).
Die Bibliotheken können auf Anfrage Listen ihrer seltenen Bestände erhalten und außerdem über ein eigens neu eingerichtetes Web-Tool Listen auszusondernder oder zu überprüfender Bestände hinsichtlich potenzieller Seltenheit prüfen lassen. Aktuell konnten so bereits über 2 Mio. Titel retrospektiv mit Archivierungszusagen zu beispielsweise Pflichtexemplaren, Dissertationen oder Titeln aus besonderen, bibliothekseigenen Sammlungen versehen werden.
Culturegraph und ORCiD
Weitergeführt wird die Auswertung der aus Culturegraph erstellten Werkbündel zur Anreicherung von DNB-Datensätzen mit verschiedenen Metadatenelementen. Die Ergebnisse der Culturegraph-Werkbündelung sind jetzt öffentlich verfügbar.1 Es handelt sich um eine Aggregatdatei der Werkbündel in MARCXML-ähnlichem Format, die monatlich bereitgestellt wird.
Seit Februar 2022 werden täglich aus ORCiD-Claimings Vorschläge für neue Personennormdatensätze erzeugt und von einzelnen Kolleg*innen in DNB bearbeitet. Zu Beginn wurde außerdem eine Retro-Bearbeitung bereits geclaimter DNB-Datensätze vorgenommen, bei der ca. 3.400 Vorschlagssätze erzeugt wurden. In Zukunft sollen Vorschlagssätze routinemäßig in der DNB-Formalerschließung weiterbearbeitet werden und perspektivisch ebenfalls von externen GND-Redakteur*innen. Eine Ausweitung des Verfahren auf andere Quellen für GND-Vorschlagssätze ist in Planung.
DeepGreen
Anfang des Jahres hat das DeepGreen-Projektteam den DFG-Abschlussbericht zur zweiten Förderphase von DeepGreen veröffentlicht.2 Durch DeepGreen wurde eine technische und organisatorische Lösung zur automatisierten Verteilung von Artikeldaten wissenschaftlicher Verlage an institutionelle und fachliche Repositorien entwickelt. In der zweiten Projektphase lag der Fokus auf der Erprobung der Datendrehscheibe in der Praxis und der Ausweitung auf weitere Datenabnehmer und Verlage.
Eine neue Webseite3 informiert über DeepGreen. Alle Neuerungen sind in einem Screencast erklärt. Im März dieses Jahres ist zudem der Artikel „DeepGreen. Eine Infrastruktur für die Open-Access-Transformation“ in o-bib erschienen.4
Deutsche Digitale Bibliothek
Für das Gemeinschaftsprojekt „Deutsche Digitale Bibliothek“ (DDB) sind an der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) die Geschäftsbereiche Technik, Entwicklung und Service der gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wahrgenommenen Geschäftsführung angesiedelt.
Bis Ende Februar 2022 ist die Anzahl der Datenpartner auf 584 angestiegen, der Gesamtbestand der Objektnachweise belief sich auf rund 40 Mio. DDB-Objekte (davon ca. 14 Mio. mit Digitalisat). Der positive Trend bei der Zahl der Besucher*innen hat sich weiter fortgesetzt. Zwischen Oktober 2021 und Februar 2022 verzeichnete das DDB-Portal im Durchschnitt 15.600 eindeutige Besucher*innen pro Tag – ein Plus von 6.400. Auch die Nutzung des Archivportal-D hat weiter zugenommen. Durchschnittlich 3.010 Nutzer*innen pro Tag besuchten das Portal.
Am 28. Oktober 2021 wurde das Frontend-Release 7.2 veröffentlicht, mit dem neben dem Zeitungsportal auch die neue Startseite des DDB-Portals freigeschaltet wurde. Die neue Startseite ermöglicht es den Nutzer*innen des DDB-Portals, über explorative Einstiege einfach und komfortabel auf die vielfältigen Inhalte der DDB zuzugreifen. Redaktionelle Beiträge, virtuelle Ausstellungen und das Kalenderblatt werden auf der Startseite angeteasert und bekommen so deutlich mehr Sichtbarkeit, als dies mit der bisherigen Startseite möglich war. Auch die anderen Portale der DDB – Archivportal-D, das Deutsche Zeitungsportal und das Datengeber-Portal DDBpro – werden auf der neuen Startseite prominent verlinkt.
Digitaler Assistent
Der Digitale Assistent läuft im K10plus in kooperativer Betreuung durch die beiden Verbundzentralen und je einer Ansprechpartnerin aus Teilnehmerbibliotheken aus dem SWB und dem GBV im Routinebetrieb und wird von den teilnehmenden Einrichtungen rege genutzt. Ein Webauftritt für den Digitalen Assistenten ist in Vorbereitung und soll in den nächsten Monaten live gehen.
EBM-Tool
Das EBM-Tool, ein Dienstleistungsportfolio rund um E-Book-Metadaten, ist seit Juli 2020 für die Nutzung durch Bibliotheken und Verbundzentralen außerhalb des Bereichs des BSZ und des GBV freigegeben. Die Routineeinspielungen in den E-Book-Pool sowie die automatische Generierung von Bestandssätzen laufen stabil. Im ersten Quartal 2022 wurden ca. 500 EBM-Tool-Bestellungen der Bibliotheken für Metadaten erfolgreich vom BSZ bearbeitet. Die von Proquest und De Gruyter kurzfristig angebotenen Themenpakete zum Krieg in der Ukraine konnten dank der guten Zusammenarbeit von BSZ, GBV und den Datenlieferanten kurzfristig allen daran interessierten K10plus-Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden.
GND-Dienste
Der Fokus der bisherigen Entwicklungsarbeiten für den GND-Explorer lag in der Darstellung und Konfigurierbarkeit von Grundinformationen zu einem GND-Datensatz in einem Faktenblatt sowie der Umsetzung einer Relationenvisualisierung. In 2022 sollen Suche und Trefferdarstellung optimiert sowie eine Hierarchievisualisierung umgesetzt werden. Eine erste Version mit Trefferliste, Relationen- und Hierarchievisualisierung soll im ersten Halbjahr 2022 präsentiert werden.
Bei den Arbeiten zum Thema Wikibase wurde der Fokus zunächst stärker auf die Dokumentationsplattform verlagert. In Zusammenarbeit mit dem beauftragten Dienstleister wurden Erweiterungen implementiert, die der besseren Darstellbarkeit der Datenbank-Inhalte dienen.
GND4C – GND für Kulturdaten
Die Projektpartner befinden sich in der zweiten Projektphase. In dieser zweiten Projektphase wird auf die Verstetigung und Erweiterung der Organisation und Gremienstrukturen sowie die Implementierung der entwickelten Konzepte und Werkzeug für den produktiven Einsatz fokussiert.
GOKb
Die Global Open Knowledgebase (GOKb) wird in Zusammenarbeit von hbz, VZG und der ZDB betrieben und weiterentwickelt. Die GOKb wird überregional von Bibliotheken für die kooperative Verwaltung von Metadaten zu Lizenzpaketen für E-Ressourcen genutzt. Die dort verzeichneten Daten sind für den maschinellen Austausch optimiert und frei zugänglich verfügbar, was eine Nachnutzung in ERM-Systemen unterstützt. Die GOKb dient beispielsweise den ERM-Komponenten von FOLIO als Quellsystem für Pakete und zuverlässig referenzierte Titelinformationen.
Als gemeinsames Projekt von hbz, VZG und ZDB ist es ein Ziel der GOKb, institutionell möglichst breit aufgestellt zu sein. Daher ist es eine große Bereicherung, dass seit Oktober 2021 auch die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) vertreten ist.
Sowohl die Zahl der Nutzenden der GOKb als auch die in ihr enthaltenen Daten wachsen stetig. Die monatlich angebotenen GOKb-Infostunden werden gut angenommen und erweisen sich als geeignetes Forum, um themenorientiert über einzelne Aspekte zu informieren oder aufgetretene Probleme effizient zu klären.
Im November 2021 erschien die GOKb-Version 1.1. Der Einspielprozess für die KBART-Dateien ist dieser Version deutlich umgestaltet und läuft effizienter und stabiler. Auf Basis der farblich überarbeiteten Oberfläche können seitdem Produktiv- und Testsystem besser unterschieden werden. Die derzeit aktuelle GOKb-Version 1.2 ermöglicht die zentrale Anreicherung von Journaltiteln mit der EZB-ID.
OLE/FOLIO
Das Bibliotheksmanagementsystem FOLIO (The Future of Libraries is Open) ist eine cloudfähige Opensource-Softwarebasis für ein Bibliotheksmanagementsystem, das einfach über Zusatzservices erweitert werden kann. Mitglieder im deutschsprachigen Raum sind die Bibliotheksverbünde GBV, hbz, hebis und BVB. Pilotbibliotheken sind die ZBW Kiel/Hamburg und die SuUB Bremen.
Das Ende 2021 veröffentlichte FOLIO Kiwi Release umfasste Neuerungen im Bereich des sogenannten Backends (z.B. für den Daten-Import) sowie Verbesserungen in der FOLIO-Bedienungsoberfläche. Zu den eingebauten neuen Funktionalitäten gehört die Löschfunktion eines Benutzenden-Datensatzes.
Das erste FOLIO-Lokalsystem wurde im Dezember 2021 an den WDR ausgeliefert und wird vom hbz gehostet. Vom hebis-Verbundrat wurden im Dezember 2021 weitere Entscheidungen für das FOLIO-Migrationsprojekt getroffen. Der Verbundrat des BVB hat im September 2020 die Einrichtung einer BVB Task Force FOLIO (TFF) beschlossen, die bis 2022 ermitteln soll, ob ein Einsatz von FOLIO im BVB zu empfehlen ist. Erste Versuche, aus SISIS oder dem b3Kat exportierte Katalog- und Exemplardaten in FOLIO zu importieren, sehen vielversprechend aus.
Standardisierungsarbeit im deutschsprachigen Raum
RDA und das 3R-Projekt
Das von der DNB geleitete kooperative Projekt „3R für DACH-Bibliotheken“, das zum Ziel hat, ein Erschließungshandbuch für Bibliotheken des DACH-Raums unter Berücksichtigung der veränderten RDA-Regelungen zur erarbeiten, liegt im Zeitplan. Das Projektende ist für Dezember 2022 geplant. Eine Arbeitsgruppe befasst sich mit der Ausarbeitung eines Schulungskonzepts für die geplanten Anpassungsschulungen, die voraussichtlich im ersten Halbjahr 2023 stattfinden werden.
Als erste Communitys werden Ende des Jahres die Library of Congress gemeinsam mit dem Program for Cooperative Cataloging (PCC) in Nordamerika und die British Library den Umstieg auf das neue Toolkit in der Praxis vollziehen.
Die nächste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme findet am 17. November 2022 per Videokonferenz statt.
Edith Röschlau, Deutsche Nationalbibliothek
Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5881
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1 Culturegraph-Werkbündelung, <https://data.dnb.de/culturegraph/>, Stand: 26.07.2022.
2 Bertelmann, Roland; Koch, Thorsten; Ceynowa, Klaus u.a.: DeepGreen: Etablierung und Weiterentwicklung rechtssicherer Workflows zur effizienten Umsetzung von Open-Access-Komponenten in Lizenzvereinbarungen für wissenschaftliche Publikationen. Abschlussbericht, Januar 2022. Online: <https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0297-zib-85420>.
3 DeepGreen, <https://info.oa-deepgreen.de/>, Stand: 26.07.2022.
4 Boltze, Jana; Höllerl, Annika; Kuberek, Monika: DeepGreen. Eine Infrastruktur für die Open-Access-Transformation, in: o-bib 9 (1), 2022, S. 1–13. Online: <https://doi.org/10.5282/o-bib/5764>.