Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL)
Zentrale Dienstleistungen für das FID-Netzwerk
Das „Kompetenzzentrum für Lizenzierung“ (KfL)1 ist ein 2014 begonnenes DFG-gefördertes Kooperationsprojekt zur Wahrnehmung einer Querschnittsaufgabe im Netzwerk der DFG-geförderten „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“ (FID)2. Projektpartner sind die Staatsbibliothek zu Berlin (SBB), die Bayerische Staatsbibliothek in München (BSB) und die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen), die die Aktivitäten auch koordiniert.3
Aufgabe des KfL ist die zentrale Verhandlung und überregionale Bereitstellung elektronischer Ressourcen für die FID („FID-Lizenzen“). Zur Wahrnehmung dieser Aufgabe betreiben die KfL-Partnerbibliotheken drei dezentrale Serviceteams an den Projektstandorten Berlin, Göttingen und München, sowie eine zentrale technische Infrastruktur, die am Standort Göttingen angesiedelt ist. Sie werden dabei durch zwei technische Dienstleister unterstützt, die im Auftragsverfahren angebunden sind: die Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) und die Firma H+H Software GmbH in Göttingen.
Das KfL ist im Sinne seiner Aufgaben produktiv seit 2014, also seit Beginn der Förderung. Es erfreut sich einer hohen Akzeptanz unter den FID: Derzeit nutzen ca. 90 % der DFG-geförderten FID den Service des KfL.
Das KfL-Projekt befindet sich aktuell in der vierten Förderphase (2023–2025), die der bedarfsgerechten Weiterentwicklung und Optimierung des KfL-Serviceportfolios gewidmet ist.
Im Zentrum der Dienstleistungen des KfL stehen die FID-Lizenzen. Dabei handelt es sich um einen besonderen Lizenztyp zur überregionalen Bereitstellung von elektronischen Medien des „Spitzenbedarfes“ für fachlich definierte Nutzerkreise in Deutschland, ergänzend zum herkömmlichen Versorgungsangebot von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. FID-Lizenzen sind für alle Produkttypen denkbar und fokussieren sich auf Produkte mit mittlerer bis geringer Marktdurchdringung. Lizenznehmer sind die FID, die auch die Produktauswahl treffen, für die Nutzerkreisdefinitionen verantwortlich zeichnen und die Lizenzkosten tragen. Die Finanzierung der FID-Lizenzen wird zu 85 % von der DFG gefördert, ein Anteil von 15 % entfällt als Eigenleistung auf die jeweilige FID-Bibliothek. Die Konditionen der FID-Lizenzen sind daher auch an DFG-Förderkriterien gebunden („FID-Grundsätze“).4 Zentral ist dabei u.a. die Anforderung, dass mit der Lizenzierung eines Produktes auch dessen physische Auslieferung, also der Erwerb der Meta- und Inhaltsdaten verbunden ist.
Für die Bereitstellung von FID-Lizenzen haben sich drei Nutzerkreis- und Lizenzmodelle herauskristallisiert und bewährt: Das Modell „FID-Community“ sieht die Bereitstellung des lizenzierten Produktes für einen Nutzerkreis vor, der aus ausgewählten (Teil-)Institutionen und institutionsbezogenen Einzelnutzenden besteht. Die Reichweite der Lizenz ist damit zwar national, entspricht jedoch nicht dem herkömmlichen Standard einer Campuslizenz. Hingegen erfolgt die Bereitstellung einer FID-Lizenz nach dem Modell „FID-Campus“ für eine ausgewählte Gruppe von Institutionen oder nach dem Modell „FID-Nationallizenz“ ohne weitere Beschränkung der Nutzergruppe für alle wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland. In beiden Fällen erhalten die freigeschalteten Institutionen campus- bzw. institutionsweiten Zugriff und damit Zugang für alle affiliierten Nutzenden.
Der neue Lizenztyp der „FID-Lizenzen“ wurde durch das KfL für das FID-Netzwerk entwickelt und am Publikationsmarkt etabliert. Derzeit werden durch das KfL 221 Produkte als FID-Lizenzen bereitgestellt – überwiegend und jeweils zu gleichen Teilen nach den Modellen „FID-Community“ und „FID-Nationallizenz“.
Das KfL unterstützt die FID bei allen Aspekten der FID-Lizenzierung mit einem breiten Serviceportfolio5.
Der Kernservice „Verhandlung“ umfasst die Beratung der FID zu den geplanten Lizenzierungsprojekten, die Entwicklung geeigneter Lizenz- und Geschäftsmodelle, die Verhandlungsführung mit den Anbietern sowie die Vorbereitung und rechtliche Prüfung der Lizenzverträge. Daneben werden die FID laufend über die Verhandlungsstände informiert („FID-Reporting“) und bei der Beantragung von DFG-Fördermitteln für FID-Lizenzen unterstützt.
Im Kernservice „Bereitstellung“ sorgt das KfL dafür, dass die lizenzierten Produkte über die verschiedenen Bereitstellungsplattformen und –kanäle für die FID-Nutzerkreise zugänglich gemacht werden (Bereitstellungsplattform des KfL6, Bereitstellungsplattform der Nationallizenzen7, campusweit) und betreibt dafür auch die erforderliche technische Infrastruktur (Bereitstellungsplattform des KfL mit Webpräsenz, Authentifizierungsroutinen, Datenspeicher, zentraler Nachweiskatalog FIDELIO). Ergänzend bieten die Serviceteams in Berlin, Göttingen und München gemeinsam eine „Hotline“ für die lizenzbezogene Beratung der FID an, die insbesondere bei Zugangsproblemen der FID-Nutzenden zum Tragen kommt. Zudem kümmert sich das KfL um das Management der mit den Lizenzen erworbenen Daten und die Erschließung der lizenzierten Produkte in den Nachweissystemen. Dabei wird FIDELIO, der zentrale FID-Lizenzen-Katalog des KfL, als Metadatendrehscheibe genutzt. Und schließlich übernimmt das KfL für die FID auch die zentrale Auswertung der Nutzungsdaten zu den FID-Lizenzen.
In den nächsten zwei Jahren soll das Serviceportfolio des KfL um neue Angebote erweitert werden, die von den FID gewünscht wurden. In der FID-Lizenzierung werden mit kooperativen Lizenzen und der Verhandlung von Open-Access-Transformationsverträgen neue Akzente gesetzt und der dauerhafte Zugriff auf die FID-Lizenzen soll über Portico abgesichert werden. Angestrebt werden zudem die Entwicklung einer lizenzbasierten E-Book-Fernleihe sowie einer zentralen Infrastruktur für das (Eigen-)Hosting von Inhalten und Datenkonvoluten im FID-Kontext. Die Einrichtung einer zentralen Beratungsinstanz zum Text-and-Data-Mining (TDM) rundet das projektierte Entwicklungsprogramm ab („TDM-Support“).
Als zentraler Dienstleister der FID im Bereich der Lizenzierung besitzt das KfL ein besonderes Potential für die Entwicklung des FID Netzwerkes: Durch die Zentralisierung und Bündelung informationswissenschaftlicher, technischer und rechtlicher Kompetenzen werden Synergien genutzt und die Effizienz des Netzwerkes im Bereich der Informationsversorgung gesteigert. Gleichzeitig leistet das KfL auf diesem Handlungsfeld auch einen substanziellen Beitrag zur FID-übergreifenden Standardisierung. Es ist ein Impulsgeber bei der Vernetzung und Kooperation der FID, insbesondere im Hinblick auf die Ausgestaltung fachlicher Netzwerke und trägt bei zur Vernetzung des FID-Kontextes mit dem nationalen Versorgungssystem für E-Medien sowie den Verbundsystemen. Das KfL ist damit eine fest etablierte Kraft innerhalb des FID-Netzwerkes.
Dabei erzielen einzelne KfL-Dienstleistungen besondere Effekte für das FID-Netzwerk. So stärken die zentralen Kernservices „Verhandlung“ und „Bereitstellung“ von FID-Lizenzen und die geplante lizenzbasierte E-Book-Fernleihe den Ausbau der Standardisierung von FID-Services zur Informationsversorgung. Die Verhandlung von kooperativen, FID-übergreifenden Lizenzen und Open-Access-Transformationsverträgen mit einem „Crowdfunding“, das die Nutzerkreise aktiviert, dient der Unterstützung fachlicher Kooperationsnetzwerke. Durch zentrale technische Lösungen für das Management der mit den FID-Lizenzen erworbenen Daten und darauf aufbauende, jetzt projektierte Mehrwertdienste wie das „(Eigen-)Hosting“ und die Unterstützung des „Text-and-Data-Mining“ wird der Technologiekern der FID gestärkt. Zudem macht das KfL alle FID-Aktivitäten im Bereich der Lizenzierung über die KfL-Website sichtbar8 und verknüpft die FID mit einer einheitlichen Authentifizierungsinfrastruktur. Darüber hinaus unterstützt das KfL auch die Kommunikation und die strukturelle Vernetzung der FID innerhalb und außerhalb des FID-Netzwerkes. Auf diese Weise wird der Systemcharakter des FID-Netzwerkes gefestigt.
Die Dienstleistungen des KfL zur FID-Lizenzierung erbringen jedoch nicht nur positive Effekte für das FID-Netzwerk, sondern wirken auch darüber hinaus. Sie sind ebenso von Gewinn für wissenschaftliche Einrichtungen, die jenseits des FID-Netzwerkes stehen und selbst keine FID betreiben.
Auch diese Einrichtungen haben die Möglichkeit zur Beteiligung an abgeschlossenen und bereitgestellten FID-Lizenzen – im Rahmen und jenseits fachlich definierter Nutzerkreise. Sie können damit ihr lokales Angebot an elektronischen Medien kostenneutral um Produkte des „Spitzenbedarfes“ erweitern: Ca. 50 % der derzeit bereitgestellten FID-Lizenzen sind Nationallizenzen und offen für alle wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland. Es handelt sich hier um derzeit ca. 110 Produkte, für die sich auch Institutionen ohne FID-Bezug campusweit freischalten lassen können. Zudem sind an vielen Einrichtungen außerhalb des FID-Netzwerkes Personen und Organisationseinheiten lokalisiert, die zu definierten FID-Nutzerkreisen gehören und damit Zugriff auf FID-Lizenzen nach dem Community-Modell haben.
Sichtbar werden diese Möglichkeiten über die bekannten Verbundkataloge und Nachweisinstrumente wie die Bereitstellungsplattform der Nationallizenzen, das Datenbankinformationssystem (DBIS), die Zeitschriftendatenbank (ZDB) und künftig auch die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB). Ergänzend ist dabei der vom KfL geführte zentrale FID-Lizenzen-Katalog FIDELIO von herausragender Bedeutung, in dem alle abgeschlossenen FID-Lizenzen erfasst sind9. Hier können wissenschaftliche Einrichtungen prüfen, welche FID-Lizenzen für welche Nutzerkreise bereitstehen und ob sie daran partizipieren können. In Folge lassen sich dann lokale Erwerbungs- und Kommunikationsstrategien auf den ermittelten Sachstand abstimmen.
Und schließlich stößt die im KfL konzentrierte informationswissenschaftliche, technische und rechtliche Kompetenz auch außerhalb des FID-Kontextes auf Beachtung und Nachfrage in der Fachöffentlichkeit. Vor diesem Hintergrund kooperiert das KfL mit bestehenden Infrastrukturen, gibt Impulse in den entsprechenden Fachgremien und vernetzt sich mit allen relevanten Akteuren der überregionalen Lizenzierung und Open-Access-Transformation. Das KfL ist keine Insellösung für den FID-Kontext – es ist auch Teil des nationalen Versorgungssystems mit E-Medien und für alle Anregungen dankbar, die zu einer weiteren Profilierung und Effizienzsteigerung seiner Angebote beitragen.
Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5964
1 Vgl. Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), <https://www.fid-lizenzen.de/>, Stand: 29.08.2023.
2 Vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Förderprogramm „Fachinformationsdienste für die Wissenschaft“, <https://www.dfg.de/foerderung/programme/infrastruktur/lis/lis_foerderangebote/fachinfodienste_wissenschaft/>, Stand: 29.08.2023.
3 Dieser Beitrag beruht auf dem Vortrag Kompetenzzentrum für Lizenzierung: Zentrale Dienstleistungen für das FID-Netzwerk im Rahmen des Panels „FID-Netzwerk“ am 23.5.2023 anlässlich der 111. BiblioCon in Hannover.
4 Deutsche Forschungsgemeinschaft, Grundsätze für den Erwerb von Publikationen in den DFG-geförderten Fachinformationsdiensten für die Wissenschaft, <https://www.dfg.de/formulare/12_101/12_101_de.pdf>, Stand: 29.08.2023.
5 Vgl. Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), Service-Portfolio, <https://www.fid-lizenzen.de/service-portfolio>, Stand: 29.08.2023.
6 Vgl. Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), Produkte, <https://www.fid-lizenzen.de/angebote>, Stand: 29.08.2023.
7 Vgl. DFG Nationallizenzen, Angebote, <https://www.nationallizenzen.de/angebote>, Stand: 29.08.2023.
8 Vgl. Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), Zusammenarbeit mit den FID, <https://www.fid-lizenzen.de/zusammenarbeit-fid-kfl>, Stand: 29.08.2023 und Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL), Produkte, <https://www.fid-lizenzen.de/angebote>, Stand: 29.08.2023.
9 Vgl. FIDELIO – Zentraler Nachweis und Metadatendrehscheibe für FID-Lizenzen, <https://kxp.k10plus.de/DB=1.84/>,Stand: 29.08.2023.