Bibliothekspädagogik, Informationsdidaktik, Medienpädagogik

Aspekte und Handlungsfelder in und aus der Praxis: Ergebnisse des Hands-On-Lab

Die Hands-On-Session zum Handlungsfeld der Bibliothekspädagogik und ihren verwandten Gebieten der Informationsdidaktik und Medienpädagogik wurde von mehreren Mitgliedern der Konferenz der Informations- und Bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge (KIBA) in Zusammenarbeit mit Praxisvertreter*innen1 organisiert und stieß auf der 111. BiblioCon in Hannover auf großes Interesse.2 Nahezu 100 Teilnehmende fanden sich im Future Meeting Space B im Hannover Congress Centrum (HCC) ein, um über Aspekte und Handlungsfelder in und aus der Praxis zu diskutieren. An diesem Austauschforum nahmen Lehrende aus bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Studiengängen und Kolleg*innen aus Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken teil. Dabei wurden Ideen und Erfahrungen aus der Fachcommunity eingebracht und konzeptionelle Lösungen mit der Praxis diskutiert. Die Kolleg*innen aus der Praxis zeigten großes Interesse an diesem Austausch über die Förderung bibliothekspädagogischer und -didaktischer Kompetenzen zur Entwicklung neuer Bildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen. Im Fokus der Session stand die Bibliothekspädagogik, die in neue maßgeschneiderte Konzepte für die Veranstaltungsarbeit diverser Bibliothekstypen überführt werden soll bzw. dort bereits Einzug gehalten hat. Sie bringt interessante Konzepte sowie erfolgreiche Projekte hervor.

Es ging vor allem um die folgenden Fragen:

Methodisch fand die Hands-On-Session als World-Café statt. Nach einem Inputvortrag wurden die oben genannten Fragen an fünf Thementischen diskutiert und die Ergebnisse über Flipcharts dokumentiert.3 Die Teilnehmenden brachten ihre Ideen an drei von fünf Thementischen jeweils in drei 15-minütigen Themenrunden ein. Die Diskussionen waren sehr lebendig und machten deutlich, dass in der Bibliothekslandschaft aufgrund der unterschiedlichen Bibliothekstypen unterschiedliche Anforderungen bestehen und verschiedene methodische Ansätze und Erfahrungen in der Umsetzung vorliegen. Der methodische Ansatz des World-Cafés überzeugte, denn es wurde aus der Praxis für die Praxis berichtet und diskutiert. An den Thementischen konnten zahlreiche Ideen gesammelt sowie Forderungen an die Politik zur Unterstützung der Institution Bibliothek und auch an die Leitungsebenen in Bibliotheken zusammengetragen werden.

Die auf den Flipcharts gesammelten Ergebnisse der Teilnehmenden werden in diesem Bericht vorgestellt, um sie für die (Weiter-)Entwicklung zeitgemäßer innovativer Dienstleistungsangebote auszuwerten bzw. um weitere Themen und Forderungen näher zu betrachten und Handlungsperspektiven zu benennen.

Bestehende Bildungsangebote

An einem Thementisch ordneten die Teilnehmenden die Veranstaltungen zur Informations- und Medienkompetenz den Konzepten Bibliotheks-, Informations- und Mediendidaktik zu. Die Übersicht zeigt ein vielfältiges Angebot für alle Bibliothekstypen, unterschiedliche Zielsetzungen und Zielgruppen in der Vermittlungsarbeit.

Gerade bei der Zielgruppe Schüler*innen in Öffentlichen Bibliotheken sei es von zentraler Bedeutung, sie für Fragen im Umgang mit Informationen zu begeistern. Hierauf aufbauend wurden weitere Veranstaltungen genannt, zum Beispiel zur Bibliotheksnutzung allgemein und die Förderung von Informationskompetenz speziell, angeboten in Vorträgen, interaktiv mit Actionbound oder als Übungen zu Suchaufträgen. Die Veranstaltungen werden häufig in Kooperation mit Schulen angeboten.

Ältere Schüler*innen, zum Beispiel in der Phase der Erstellung einer Facharbeit, werden bei der Recherche und in der Quellenbewertung unterstützt. Ebenso wird die Vermeidung von Plagiaten in Schulungsangeboten adressiert. Weiterhin geht es im Bereich der Informationskompetenz auch um Datenkompetenz. Dabei wurde hervorgehoben, dass es wichtig sei, das kritische Denken in diesem Kontext zu fördern. Die Veranstaltungsformate reichen von interaktiven Präsenz- und Online-Veranstaltungen bis hin zu Summer-Schools. Kooperationspartner*innen sind dabei ebenso Schulen oder die eigene Hochschule, wobei die Angebote nur zum Teil curricular integriert sind.

Ebenso vielfältig sind die mediendidaktischen Angebote. Das Ziel der hier genannten Veranstaltungen kann zusammenfassend mit “Reflexion des eigenen Medienverhaltens” bezeichnet werden. Hierfür werden zum Beispiel Medien-AGs, Filmprojekte oder Hackathons angeboten. Als Kooperationspartner*innen wurden Multiplikator*innen oder Institutionen zur Nachmittagsbetreuung in Schulen genannt.

Eine Zuordnung zu den vorgestellten Konzepten (Bibliotheks-, Informations- und Mediendidaktik) konnte nicht immer eindeutig erfolgen, ist aber mit Blick auf die Erfordernisse der Praxis auch nicht zwingend erforderlich. Es zeigte sich im Dialog ein unterschiedliches Verständnis von Bibliotheksarbeit, abhängig von der Institution und der Fachlichkeit der Teilnehmenden. Mediendidaktik wurde von Medienpädagog*innen zum Beispiel eher als Bildungsarbeit bezeichnet. Zusammenfassend zeigte sich der enorme Bedarf am Austausch über die (erfolgreichen) Konzepte in den einzelnen Einrichtungen.

Professionelles Handeln und Personaleinsatz

An diesem Thementisch suchten die Teilnehmenden nach praktikablen Lösungen, wie eine Weiterentwicklung der Bibliothekspädagogik und der angrenzenden Bereiche Informationsdidaktik und Medienpädagogik in Wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken gelingen kann. So waren sich die Diskussionsteilnehmenden einig, dass für eine Professionalisierung der Bibliothekspädagogik der Aus- und Fortbildung des Personals eine Schlüsselrolle zukommt. Neben der Integration bibliothekspädagogischer und didaktischer Inhalte in die Hochschulbildung von Bibliothekar*innen sind Fort- und Weiterbildungsangebote erforderlich, die teilweise noch nicht passgenau zur Verfügung stehen.

Der Bedarf an neuen bibliothekspädagogischen Angeboten wächst in vielen Bibliotheken an, allerdings fehlt häufig das Personal, das diese neuen Arbeitsfelder ausfüllen kann. In Großstadtbibliotheken konnte vereinzelt ein*e Medienpädagog*in für die Medienbildung eingestellt werden. Allerdings besteht in diesen Fällen mitunter die Gefahr, dass sich das Bibliothekspersonal aus der Verantwortung zieht und sich nicht ausreichend pädagogisch-didaktisch weiterqualifiziert. Da analoge und digitale Bildungs- und Vermittlungsangebote an Bedeutung gewinnen, ist die Weiterbildung des bibliothekarischen Personals jedoch erforderlich, damit genügend qualifizierte Mitarbeiter*innen zur Verfügung stehen.

In Hochschulbibliotheken werden zur Gewinnung von Nachwuchs vereinzelt studienbegleitende Trainee-Programme aufgelegt. In kleineren Bibliotheken stehen für die Bibliothekspädagogik keine zusätzlichen Stellen zur Verfügung. Hier werden auch keine Medienpädagog*innen benötigt, sondern bibliothekarisch ausgebildetes Personal, das über Grundlagenkenntnisse in der Pädagogik verfügt und neben der Kompetenzförderung alle bibliothekarischen Arbeitsfelder abdeckt. Im Studium und in der FaMI-Ausbildung sollten entsprechende Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden. In diesem Zusammenhang wurde angemerkt, dass es im Studium sehr wichtig sei, neben dem Erwerb von theoretischen Kenntnissen auch die Möglichkeit zu haben, praktische Erfahrungen in der Entwicklung und Durchführung von Konzepten sammeln zu können.

Darüber hinaus nannten die Teilnehmenden noch weitere, niedrigschwellige Lösungsansätze aus der Praxis, um das Personal in der Bibliothekspädagogik, Informationsdidaktik oder Medienpädagogik gezielt weiterzubilden. Dazu gehören der Ausbau von Inhouse-Schulungen und die Entwicklung neuer Austauschformate für das Bibliothekspersonal, zum Beispiel in Form von Coffee Lectures. Neues Personal, das aus dem Studium kommt, bringt oft neue Ideen mit, die weitergegeben werden können. Das Miteinander-Lernen und das gemeinsame Ausprobieren von innovativen Konzepten oder Formaten kann das professionelle Handeln fördern. Auch Mut und Spaß zu haben, Neues zu entwickeln, ist für die Bibliothekspädagogik sehr wichtig. Als eine gute Möglichkeit des Voneinander-Lernens wurden Hospitationen in anderen Bibliotheken, die neue Bildungsangebote eingeführt haben, genannt. Allerdings wird dieses Format häufig (noch) nicht von Bibliotheksleitungen als Fortbildungsmaßnahme mit entsprechender Freistellung und Fahrtkostenübernahme anerkannt.

Ein weiterer Ansatz, das professionelle Handeln des Personals zu fördern, wurde darin gesehen, eine Begegnung mit potentiell neuen Zielgruppen außerhalb der Bibliothek zu suchen und daraus zu lernen. Zum Beispiel kann das Bibliothekspersonal in der Kommune die Stadtteilzentren, das Jugendzentrum oder die Arbeiterwohlfahrt aufsuchen, um neue Zielgruppen zu erreichen. In der Kontaktaufnahme, der Begegnung und im Austausch mit Menschen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Herkunft kann Vermittlungskompetenz so praxisnah erworben und trainiert werden.

Strategische Verankerung und Kooperationen

Die Dokumentation der Diskussionsbeiträge der Teilnehmenden am Thementisch „Lösungen zur strategischen Verankerung der Bibliothekspädagogik und ihren verwandten Begriffen“ zeigt eindrücklich, dass ein hoher Bedarf an Austausch zu konzeptionellen Lösungen, bereits realisierten Projekten und damit auch Erfahrungen in Bibliotheken and beyond besteht. Damit einher geht die Aneignung und der Aufbau entsprechender Kompetenzen, um innovative und zeitgemäße Veranstaltungen zu realisieren und damit auch zur Bewältigung des Arbeitsalltags beizutragen.

Dabei spielt die strategische Verankerung der Bibliothekspädagogik eine immens wichtige Rolle. Je nach Trägerschaft gestaltet sie sich unterschiedlich, ist auf Dauer oder zumindest für einen bestimmten Zeitraum angelegt. Spezifisch für sie ist, dass sie ohne die Bereitschaft und Offenheit der Leitungsebenen und des eigenen Personals sowie ohne finanzielle Unterstützung nicht tragfähig ist. Einige Teilnehmende berichten von einer Offenheit ihrer Bibliotheksleitung in Bezug auf die Entwicklung passgenauer strategischer Ansätze und haben entsprechende Konzepte bereits erfolgreich realisiert. Da dies jedoch noch nicht flächendeckend der Fall ist, wurden auch Forderungen an die Politik, die Bibliotheksleitungen und die Ausbildungsstätten und Hochschulen dahingehend geäußert, eine neue Offenheit und Aufgeschlossenheit zu entwickeln sowie die Förderung des Bibliothekspersonals beim Aufbau entsprechender Kompetenzen zu unterstützen. Konkrete Maßnahmen seien bislang stets über Antragstellungen zur Akquise von finanziellen Mitteln oder/und über öffentlichkeitswirksame Maßnahmen gelungen. Oftmals zeigen diese Ansätze aber nur temporäre Reaktionen und Lösungen auf. Insbesondere kleine Bibliotheken seien von diesen Maßnahmen aus kapazitären Gründen ausgeschlossen. Damit sind Kommunen und öffentliche Trägerschaften nach wie vor aufgefordert, Konzepte mit einer großen Reichweite in Kooperationen zu realisieren.

Während es die Wissenschaftlichen Bibliotheken aufgrund der institutionellen Strukturen eventuell einfacher haben, ihre Angebote in Curricula der Studiengänge und diversen Fachrichtungen zu implementieren und damit langfristige Perspektiven zu entwickeln, müssen Öffentliche Bibliotheken zumeist mehr Hürden überwinden und benötigen andere Ansätze der Verstetigung von Projekten und Kooperationen.

Um die vorhandenen Potentiale und Erfahrungen sowie die herausragenden Konzepte in der Community sichtbarer zu machen, benötigt es zentral angelegte Strukturen wie beispielsweise die Öffentlichen Fachstellen und Qualifizierungsangebote an Hochschulen und Bibliotheken. Darüber hinaus ist erforderlich, die Handlungsfelder Bibliothekspädagogik, Informationsdidaktik und Medienpädagogik institutionell zu stärken und die Bildungspolitik noch stärker für diese Themen zu sensibilisieren. Die Politik ist aufgefordert, diese Entwicklungen im Kontext der Digitalisierung zu fördern und dabei die pädagogische Perspektive nicht außer Acht zu lassen. Doch was können konkret Bibliotheken und Jugendzentren leisten? Hier sei der Know-How-Transfer genannt, denn es gibt bereits zahlreiche Institutionen, die als Adressat*innen angesprochen werden können und Personen, die ihr Erfahrungswissen einbringen können.

So sind Institutionen wie Ausbildungsstätten gefragt, das Thema stärker in Studium und Ausbildung einzubringen und somit die Berufsanfänger*innen mit diesen Kompetenzen auszustatten. Des Weiteren kann das Bestandspersonal durch Zertifikatskurse und Inhouse-Schulungen weitergebildet werden. Daraus resultieren auch Personen, die als Multiplikator*innen lokal und überregional agieren. Auch die Fort- und Ausbildungsbeauftragten sind aufgefordert, neue Themen zur Ausbildung des eigenen Personals zu benennen bzw. das Bewusstsein für diese Themen in ihren eigenen Bildungseinrichtungen zu stärken.

Der Einbezug diverser Bildungspartner*innen ist dabei von zentraler Bedeutung. So seien nicht nur die Bibliotheken als potentielle Multiplikator*innen genannt, sondern auch Schulen, Kitas, Jugendzentren, Fachstellen und Landesmedieneinrichtungen und stellvertretend für viele andere Einrichtungen sind auch die städtischen und staatlichen Kunstsammlungen adressiert.

Anforderungen an Aus- und Fortbildung

Mit Bezug auf die Anforderungen an die Aus- und Fortbildung wurden sowohl die bereits genutzten als auch die gewünschten Angebote diskutiert. So gaben die Teilnehmer*innen an, bereits verschiedene Maßnahmen zu nutzen, um sich bedarfsgerecht für den Aufgabenbereich der Vermittlung von Informationskompetenz weiterzuqualifizieren. Dazu gehören beispielsweise der Ausbilder*innenschein sowie die Fortbildungsangebote der Weiterbildungseinrichtungen wie unter anderem des Zentrums für Bibliothekarische und Informationswissenschaftliche Weiterbildung (ZBIW) der TH Köln, der Akademie Remscheid oder die hochschuldidaktischen Angebote der verschiedenen Bundesländer. Auch Produktschulungen von Datenbank- und Softwareanbietern und Fortbildungsangebote der Landesfachstellen für Öffentliche Bibliotheken wurden genannt. Dabei wurde betont, dass neben bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Inhalten besonders auch Softskills wie zum Beispiel das freie Sprechen vor Gruppen eine große Rolle spielen. Eine sehr interessante Variante der Weiterqualifikation ist die Hospitation in anderen Einrichtungen. Einzelne Teilnehmer*innen gaben an, in den Schulungen von Kolleg*innen an anderen Bibliotheken zu hospitieren, um sich dadurch selbst neue Impulse für die Gestaltung der eigenen Schulungsveranstaltungen zu holen. Neben diesen Maßnahmen und Angeboten wurde darauf hingewiesen, dass das „Learning by doing“ nach wie vor eine Rolle im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz spiele.

Mit Blick auf gewünschte Angebote wurden weniger Themen mit im engeren Sinne bibliothekarischen Inhalten – wie beispielsweise Recherchetrainings – angegeben, als vielmehr methodisch-didaktische Fortbildungen. Generell wurde, wie auch an anderen Thementischen, gefordert, die Vermisttlung der pädagogisch-didaktischen Kompetenzen noch stärker in der Qualifizierung der Bibliothekar*innen an den Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen zu verankern, sodass gewährleistet sei, dass alle Absolvent*innen über Kernkompetenzen in diesem Bereich verfügen. Gewünscht wurde mehr Austausch mit Ausbilder*innen im Bereich der Vermittlung von Informationskompetenz, dabei wurde auch die Einrichtung einer Fortbildungs-AG für diesen Bereich angeregt. Da Angebote zur Vermittlung von Informationskompetenz nicht nur umgesetzt, sondern auch konzipiert und entwickelt werden müssen, wurden Themen wie Design Thinking und Projektmanagement als wünschenswerte Bildungsangebote benannt. In diesem Zusammenhang wurde auf die Notwendigkeit der Etablierung einer Fehlerkultur an Bibliotheken hingewiesen, da auch das Scheitern von Innovationsprozessen wichtige Anregungen biete. Freiräume für Innovationen und spielerisches Entdecken-Lassen seien daher wichtige Elemente bei der Neukonzeption von Dienstleistungen. Als ein Feld, in dem hier Entwicklungsbedarf besteht, wurde die Entwicklung und Umsetzung barrierefreier Angebote genannt.

Einen zentralen Stellenwert maßen Teilnehmer*innen des Workshops dem Thema Kooperation zu: Das betrifft die interne Kooperation in den Bibliotheken, aber vor allem die externe, beispielsweise die Zusammenarbeit mit anderen Pädagogiken (Sozialpädagogik), der Sozialarbeit oder auch der mobilen Jugendarbeit. Auch die Kooperation mit Medienpädagog*innen an den Hochschulen und Ausbildungseinrichtungen sowie der Gesellschaft für Medienpädagogik sollte angestrebt werden, um die Qualifikation der zukünftigen Schulungsbibliothekar*innen in diesem wichtigen Bereich zu unterstützen. Dabei seien insbesondere auch die Qualifikationsbedarfe älterer Kolleg*innen zu berücksichtigen, die diese Kompetenzen nicht in ihrer eigenen Ausbildung beziehungsweise ihrem eigenen Studium vermittelt bekommen hätten. Auch lokale Anbieter wie die Volkshochschulen könnten für die Weiterqualifikation gegebenenfalls genutzt werden. Ferner wurde die Einrichtung einer niedrigschwelligen bundesweiten Plattform für den Austausch von digitalen Angeboten angeregt4 sowie die Nutzung des Blogs “Medienpädagogik”5 vorgeschlagen. Auch eine zentrale Checkliste für Formate könnte den Austausch unterstützen. Betont wurde, dass bei diesen Maßnahmen auch die FaMIs zu berücksichtigen seien, da sie in vielen Bibliotheken wichtige Aufgaben im Schulungsbereich übernehmen.

Fazit

Die hier vorgestellten Ergebnisse verdeutlichen, welchen Stellenwert die Aus- und Fortbildung für die Berufspraxis in einem so dynamischen Handlungsfeld wie dem der Bibliotheken einnimmt und für die Ausgestaltung zukünftiger innovativer Projekte in diversen beruflichen Kontexten hat. Impulse hierzu wurden an allen Thementischen gegeben und konkrete Bedarfe für die Professionalisierung der Bibliothekspädagogik und ihrer verwandten Bereiche der Informationsdidaktik und Medienpädagogik benannt. Bedarf besteht sowohl im Bereich der Fort- und Weiterbildungsangebote, vor allem zu methodischen Aspekten, aber auch an niedrigschwelligen Formaten wie unter anderem Hospitationen.

Von der überwiegenden Zahl der Teilnehmenden wurde gefordert, dass pädagogisch-didaktische Kompetenzen noch stärker in den Curricula der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Studiengänge verankert werden sollten, damit gewährleistet ist, dass künftig alle Hochschulabsolvent*innen in diesem Bereich über entsprechende Kompetenzen verfügen. Zudem sollten auch die Ausbildungsinhalte für FaMIs immer wieder den sich wandelnden Bedarfen angepasst werden.

Die große Resonanz in Bezug auf die Teilnehmendenzahl wie auch die umfangreichen Ergebnisse dokumentieren den großen Bedarf an einem fachlichen Austausch zur bibliothekspädagogischen und medien- und informationsdidaktischen Praxis in Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken. Vorgeschlagen wurde unter anderem, eine Austauschplattform für Schulungskonzepte einzurichten. Auch die Kooperationen mit weiteren Bildungspartner*innen wie zum Beispiel Jugendhäusern oder Medienzentren kann zum Ausbau und zur Professionalisierung des bibliothekarischen Handelns in diesem Bereich beitragen. Für das Studium an den Hochschulen kommen in diesem Kontext insbesondere auch Kooperationen mit anderen Fachbereichen wie der Medienpädagogik, dem Mediendesign oder dem Gaming in Betracht.

So sehr das Theorie- und Praxisfeld der Bibliothekspädagogik und seine verwandten Bereiche der Informationsdidaktik und Medienpädagogik im weitesten Sinn etabliert scheinen, so sehr muss es angesichts der dynamischen Entwicklung im Medien- und Informationsbereich doch immer wieder in den Fokus genommen und im Hinblick auf die sich wandelnden Bedarfe in der Aus-, Fort- und Weiterbildung im Austausch zwischen Praxis und Ausbildungseinrichtungen reflektiert werden. Dass dies in der hier beschriebenen Veranstaltung gelungen ist, ist vor allem dem großen Interesse und Engagement der Kolleg*innen aus der Berufspraxis zu verdanken.6

Anke Wittich, Hochschule Hannover, https://orcid.org/0000-0001-5240-0573

Kerstin Keller-Loibl, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, https://orcid.org/0009-0009-2036-9458

Anke Petschenka, Technische Hochschule Köln, https://orcid.org/0000-0002-5305-741X

Inka Tappenbeck, Technische Hochschule Köln, https://orcid.org/0000-0001-9137-2181

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5977

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Beteiligt waren: Büchereizentrale Schleswig-Holstein (Andreas Langer), Stadtbibliothek Hannover (Laureen Bruns), Hochschule Hannover (Anke Wittich), HTWK Leipzig (Kerstin Keller-Loibl), Technische Hochschule Köln (Inka Tappenbeck, Anke Petschenka), Fachhochschule Potsdam (Antje Michel).

2 Dieser Beitrag beruht auf dem Hands-on Lab „Bibliothekspädagogik, Informationsdidaktik, Medienpädagogik. Aspekte und Handlungsfelder in und aus der Praxis“ am 24.05.2023 anlässlich der 111. BiblioCon in Hannover.

3 Folien und Dokumentation des Workshops: Wittich, Anke; Tappenbeck, Inka; Petschenka, Anke; Keller-Loibl, Kerstin; Michel, Antje: Bibliothekspädagogik, Informationsdidaktik, Medienpädagogik. Aspekte und Handlungsfelder in und aus der Praxis. Online: <urn:nbn:de:0290-opus4-182428>.

4 Als mögliches Vorbild wurde die Materialdatenbank des Portals Informationskompetenz der Schweiz verwiesen: Informationskompetenz, Arbeitsgruppe Informationskompetenz an Schweizer Hochschulen (o.J.). Online: <https://www.informationskompetenz.ch/de>, Stand: 12.07.2023.

5 Medienpädagogik. Open Praxis-Blog. Online: <https://www.medienpaedagogik-praxis.de>, Stand: 12.07.2023.

6 Weiterführende Informationen zur Bibliothekspädagogik und den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen für Bibliotheken gibt das Handbuch Bibliothekspädagogik, hrsg. v.U. Engelkenmeier, K. Keller-Loibl, B. Schmid-Ruhe und R. Stang, das 2024 erscheinen wird.