Bericht der Vorsitzenden des VDB – Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare

Über das Vorstandsjahr 2022/2023

Themen von Vorstand und Vereinsausschuss

Im Zeitraum August 2022 bis April 2023 war der VDB einerseits damit beschäftigt, in die Nach-Corona-Routine überzugehen, mit Präsenz-Sitzungsformaten und Intensivierung der Kooperation innerhalb des Verbandes sowie mit unserem Partnerverband BIB. Andererseits hatte er überraschend in den Vordergrund getretene Themen zu beurteilen und Handlungsoptionen abzuwägen. Diese Themen reichten von der Änderung des Namens unserer zentralen Fortbildungsveranstaltung, des Bibliothekartages, über den Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 und das folgende Kriegsgeschehen bis hin zu Krise unseres internationalen Bibliotheksverbandes, der IFLA.

Aber es hat auch die Routinearbeit gegeben, die mit behutsamen Erneuerungswillen aktuell unsere Webseite neugestaltet, die Kommissionsarbeit stark in den Vordergrund rückt und unsere Förderstrukturen konsequent ausbaut.

Wir haben im September 2022 und im Februar 2023 je eine Sitzung des Vereinsausschusses und eine des Vorstands durchgeführt.

Aus Bibliothekartag wird BiblioCon

Thema in Vorstand und Vereinsausschuss waren u.a. die im Jahr 2022 breit diskutierte Namensänderung des deutschen Bibliothekartages. Letztlich haben wir uns, Sie haben es alle wahrgenommen, im Einvernehmen mit dem BIB auf den Namen BiblioCon geeinigt. Die Beibehaltung der Zählung und die angefügte jeweilige Jahreszahl ergänzen die Bezeichnung. Nachdem eine Firma uns das Logo entworfen hatte, konnten wir noch im Dezember 2022 den Namen bekannt geben und die Tagung in Hannover mit neuer Bezeichnung ankündigen.

Die Umbenennung wurde überwiegend positiv aufgenommen. Der neue Name vermeidet die vermeintliche Engführung auf eine Berufsgruppe und ist genderneutral.

Über das Tagungsformat und mögliche Veränderungen der Gestaltung der BiblioCon hat der Vereinsausschuss im Herbst 2022 in Halle diskutiert. In Form eines World Cafés wurden Fragen zur Verbesserung der Programmgestaltung, zum Verhältnis Öffentliche Bibliotheken/Wissenschaftliche Bibliotheken, zum Turnus, zur Dauer, zum Anteil virtueller Angebote und zu den Schwerpunktsetzungen diskutiert. Die Ergebnisse fließen in die Gespräche mit unserem Mitveranstalter BIB ein und werden bei der Planung der Tagung in Hamburg berücksichtigt. Die Organisationsform Präsenzveranstaltung mit Firmenausstellung und mit einer Dauer von ca. drei Tagen wurde als geeignet bestätigt. Vorschläge gingen in Richtung einer stärkeren Berücksichtigung kuratierter Inhalte und einer möglichen Auslagerung von Arbeitssitzungen. Diskutiert wurde eine Präzisierung der Calls for Papers, um Themenschwerpunkten besser gerecht werden zu können. Die Vor- und Nachteile müssen jedoch weiter überlegt werden.

Dem Personalmangel entgegentreten

Der Mangel an qualifizierten Bewerber*innen bei Einstellungen in Bibliotheken wurde in verschiedenen Kontexten zum Thema. Der VDB hat sich unter anderem deswegen entschlossen, jährlich drei Deutschlandstipendien für Studierende bibliotheksfachlicher Studiengänge auszuschreiben. Die Wahl fiel auf die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg (HAW). Die Stipendiatinnen wurden in diesem Jahr erstmalig ausgewählt und werden vom VDB fachlich begleitet. Reisekostenzuschüsse zur BiblioCon ergänzen die Unterstützungsleistungen des Stipendiums.

Eine andere Perspektive auf das Thema ist die Wahrnehmung der bibliothekarischen Berufsbilder in der Öffentlichkeit. Die bei der BID angesiedelte AG Personalgewinnung hat sich seit 2015 mit dem Thema beschäftigt. Die Arbeitsgruppe wurde überführt in eine gemeinsame Kommission von DBV, VDB und BIB. Die Bestätigung der Einrichtung der Kommission durch die Mitgliederversammlung 2023 liegt als Beschlussvorschlag vor. Die Kommission wird daran arbeiten, das Berufsbild adäquater in der Öffentlichkeit zu positionieren und die Bibliotheken darin zu unterstützen, erfolgreicher neue Mitarbeiter*innen rekrutieren zu können. Die Kommission wird auf drei Jahre durch eine Marketingexpertin unterstützt, die im Umfang einer halben Stelle E13 von den drei Verbänden finanziert wird.

Personelle Veränderungen

In Vorstand und Kommissionen hat es personelle Änderungen gegeben. Im Vorstand hat Anne
Dreger aus der Zentral- und Landesbibliothek Berlin Katja Krause als Schriftführerin abgelöst. Für die Rechtskommission konnte Elisabeth Lohner von der UB der TU München gewonnen werden. Die Kommission für Fachreferat wurde erweitert um Dr. Christine Wilhelm, Fachreferentin für Philosophie und Dezernentin Benutzungsdienste an der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf sowie Herrn Dr. Benjamin Auberer, Fachreferent für Ethnologie, Europäische Ethnologie, Kommunikationswissenschaft, Kunstwissenschaften, Politikwissenschaft und Pressemedien an der LMU München. In die Kommission für forschungsnahe Dienste ist Dr. Elke Bongartz vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen e.V. in Bonn berufen worden. Die gemeinsame Baukommission von DBV und VDB hat sich für Frau Claudia Dostler aus der Stadtbibliothek Ravensburg entschieden.

In den Vorstand des VDB wird neu aufgenommen Herr Christian Winterhalter, Direktor der UB Greifswald. Herr Winterhalter unterstützt uns bei der Organisation der BiblioCons.

Fachliche Arbeit des VDB: die Kommissionen

Die Fortbildungsangebote der Kommissionen finden Sie wie gewohnt auf den Webseiten des VDB oder bei gemeinsamen Kommissionen auf den Webseiten des DBV (oder zusammengefasst auf https://www.library-training.de).

Die Rechtskommission berät die Mitglieder und den Vorstand in Rechtsfragen und hat im Berichtszeitraum eine Stellungnahme im Rahmen der öffentlichen Konsultation des Bundesministeriums der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) zur Evaluierung des Bildungs- und Wissenschafts-Urheberrechts (§§ 60a bis 60h des Urheberrechtsgesetzes) erarbeitet, die auf den Seiten des VDB nachgelesen werden kann. Aktuell formuliert die Kommission im Rahmen der öffentlichen Konsultation des BMJV zum Thema E-Lending die Stellungnahme des VDB, auch zur Nachnutzung durch interessierte Bibliotheken.

Die Kommission für forschungsnahe Dienste hat bereits 2021 ein Positionspapier zur Forschungsunterstützung durch wissenschaftliche Bibliotheken veröffentlicht. 2022 hat die Kommission einen gemeinsamen Workshop aller VDB-Kommissionen zum Thema angeregt. Im November 2022 trafen sich somit die Kommission für forschungsnahe Dienste und je zwei Kolleg*innen jeder unserer Kommissionen in Berlin im Ibero-Amerikanischen Institut und diskutierten die aus den jeweilig unterschiedlichen Blickwinkeln formulierten Positionen, die Ergebnisse sind in Heft 1/2023 von o-bib nachzulesen. Deutlich wurde, dass forschungsnahes Arbeiten in unterschiedlichen Facettierungen alle Kommissionen herausfordert und dass der übergreifende Dialog notwendig ist und weitergeführt werden sollte.

Inhaltlich ergänzend hat die Kommission im März 2023 die öffentliche Konsultation des BMBF zum Forschungsdatengesetz für den VDB beantwortet.

Der VDB wird im Ergebnis der Veranstaltung im November jährlich ein Arbeitstreffen aller Kommissionen unterstützen und hofft auf die Bereitschaft aller Kommissionen, abwechselnd diese Veranstaltungen inhaltlich vorzubereiten und durchzuführen. Zugleich hat der Vorstand eine thematische Positionsbestimmung vorgenommen, in der die Schnittstellen der Tätigkeit eines Personalverbandes zur Alltagswirklichkeit in den Bibliotheken auf konkrete Schwerpunkte abgebildet werden. Der VDB wird das Thema Forschungsnähe als Arbeitsschwerpunkt der kommenden Jahre setzen und entsprechende Veranstaltungsformate unterstützen, Vernetzungsangebote realisieren und Publikationen zum Thema ermöglichen.

Das Mentoring-Programm der Kommission für berufliche Qualifikation bringt in regelmäßigem Turnus neu in Führungspositionen kommende Kolleg*innen zusammen mit berufserfahrenen Mentor*innen. Zwischen Mai 2022 und Mai 2023 konnte erneut ein Zyklus durchlaufen werden. Ähnlich erfolgreich ist die Mitgliedschaft bei den Carpentries, die der VDB erneut verlängert hat, weil die regelmäßig angebotenen Fortbildungen immer noch rege nachgefragt werden.

Weitere Themen des Vorstandes

Die Zusammenarbeit mit den Verbänden BIB und DBV wurde u.a. in Form der Unterhaltung der gemeinsamen Kommissionen, der Preisverleihungen des Publizistenpreises und der Karl-Preusker-Medaille und gemeinsamer Arbeitstreffen intensiviert.

Bezüglich der Beteiligung an IFLA-Gremien und an Wahlen für IFLA-Funktionsträger*innen hat der Vorstand des VDB beschlossen, seine Aktivitäten solange ruhen zu lassen, bis eine stabile Sacharbeit deutlich in den Vordergrund rückt. Damit ruht auch die Beteiligung an der Arbeit im IFLA Nationalkomitee.

Das 69. Jahrbuch 2021/22 ist im Dezember 2020 an unsere Mitglieder versendet worden, das 70. Jahrbuch erscheint in diesem Jahr und ist gerade in Arbeit.

Anke Berghaus-Sprengel, Vorsitzende des VDB

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5993

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