Nr. 2 (2025)
DOI: 10.5282/o-bib/6155

Alle wollen Open Access – warum eigentlich?

Ein Appell für eine Auseinandersetzung mit den Zielen unseres Handelns

1. Alle wollen Open Access!

Nationale1 und internationale2 Förderorganisationen, Hochschulleitungen, Hochschulen und ihre Wissenschaftsorganisationen,3 Infrastruktureinrichtungen, Behörden4 und Regierungen in Bund und Ländern unter Koalitionen verschiedener Couleur,5 der Rat der Europäischen Union,6 die UNESCO,7 Forscher*innen und ihre Fachgesellschaften8 und not-for-profit-Initiativen: Alle wollen Open Access. Selbst Disziplinen und (gewinnorientierte) Verlage, die längere Zeit zurückhaltend waren oder Open Access zunächst bekämpften,9 widmen sich nun dem Thema. Bei einer solchen Einigkeit, so sollte man meinen, wird das gemeinsame Ziel schnell erreicht. Aber trotzdem scheint die Transformation in näherer Zukunft nicht abgeschlossen zu sein. Wo stockt es?

Die Thesen, die ich im Folgenden ausführe und zur weiteren Diskussion stelle, formuliere ich aus der Perspektive einer Mitarbeiterin in Publikationsdiensten an einer wissenschaftlichen Bibliothek sowie als Teil der Open-Access-Community im deutschsprachigen Raum.10 Mit „wir“ meine ich im Folgenden Personen, die ebenfalls im wissenschaftlichen Bibliothekswesen tätig sind und/oder sich der Open-Access-Community zuzählen. Ich vertrete hier meine persönliche Meinung, die nicht notwendigerweise der Meinung der Einrichtung entspricht, in der ich tätig bin. Meine Thesen lauten:

2. Motivationen für Open Access

Die oben genannten Befürwortenden von Open Access sind eine heterogene Gruppe. In den Diskussionen der letzten zwei Jahrzehnte lassen sich grob drei Motivationsstränge für Open Access herausarbeiten: Die erste Motivation ist finanzieller Art: Open Access soll finanzielle Vorteile für den jeweiligen Stakeholder bringen. Diese Motivation wurde meist aus Perspektive der öffentlichen Hand und insbesondere Universitäten formuliert, spielt aber mindestens implizit auch eine Rolle in der Gestaltung der Geschäftsmodelle gewinnorientierter wie non-profit-orientierter Verlage. Die zweite Motivation verweist auf einen Wettbewerbsvorteil durch Open Access. Der Wettbewerbsvorteil kann die individuelle Karriere, eine einzelne Einrichtung, ein Land sowie einen Verlag oder Publikationsdienstleister betreffen. Die dritte Motivation schließlich ist ethisch begründet. Diese Motivation wird wahlweise mit demokratischen Argumenten begründet („was mit öffentlichen Geldern gefördert wurde, sollte auch öffentlich zugänglich sein“), mit einem Streben nach wissenschaftlichem Fortschritt, der Zivilgesellschaft und Wirtschaft zugutekommen soll, mit Forschungspragmatismus („erleichtert internationale Kooperationen“) und mit einem Streben nach globaler Gerechtigkeit.

Keiner dieser Motivationsstränge sieht Open Access als Ziel an sich; Open Access ist in allen drei Fällen ein Mittel, um das jeweilige Anliegen voranzubringen. Die Steigerung der Open-Access-Quote an sich ist also noch kein Indikator dafür, welche der dahinterstehenden Ziele verfolgt und vielleicht sogar erreicht wurden.

Bereits in der Betrachtung der Motivationen fällt auf, dass mit Open Access widerstreitende Interessen vertreten werden: Einen Wettbewerbsvorteil hat man auf Kosten anderer, die entsprechend einen Wettbewerbsnachteil haben müssen. Dies verträgt sich nicht mit dem weltweiten, freien Zugang für alle – denn dann hätten alle dieselbe Position im Wettbewerb. Aus Wettbewerbssicht kann es sich für einzelne Forschende, Einrichtungen, Länder und Verlage durchaus lohnen, in Open Access zu investieren: Die Senkung von Kosten kann zweitrangig sein, wenn sich eine Einrichtung oder ein*e Wissenschaftler*in im internationalen Wettbewerb behaupten will und sich zukünftige Vorteile verspricht, welche die Kosten der Open-Access-Investition rentabel erscheinen lassen. Für diejenigen, die Demokratisierung und globale Zusammenarbeit erreichen wollen, stehen weniger Kostensenkung oder Wettbewerbsvorteile im Fokus. Auch zielt diese Gruppe nicht auf institutionelle und rein nationale Lösungen, sondern sucht global funktionierende Ansätze zur Erreichung eines inhaltlichen bzw. wissenschaftlichen Ziels.

Die unterschiedlichen Motivationen können nicht pauschal einzelnen Gruppen zugeordnet werden. „Die Forschenden“ verfolgen nicht alle das Ziel des weltweit freien Zugangs: Manchen ist der Open-Access-Status ihrer Publikation gleichgültig, solange der Impact Factor des Journals hoch ist,11 andere Forschende leiten Open Access von Prinzipien des Open Science ab und begründen es mit einer forschungsethischen Haltung. Einige möchten am Verkauf ihrer Lehrbücher verdienen und sind pauschal gegen Open Access. Und einige sehen Open Access als Voraussetzung für die globale Kooperation auf Augenhöhe, wohinter sowohl ethische Überzeugungen, wie ein auf Gleichheit basierendes Menschenbild, als auch die pragmatische Notwendigkeit für die Bearbeitung einer Forschungsfrage stehen kann. Unter „den Verlagen“ – auch den gewinnorientierten – gibt es solche, die sich der Verbreitung wissenschaftlicher Ergebnisse eher verbunden fühlen und Open Access als eine passende Möglichkeit sehen, um dies zu erreichen. Andere wiederum sehen in Open Access primär die Option zur Diversifizierung ihres Geschäftsmodells, welches die Dividenden ihrer Anteilseigner*innen zu steigern vermag. Auch in Infrastruktureinrichtungen vertreten einzelne Mitarbeitende unterschiedliche Werte und (politische) Überzeugungen und sind je nach Position und Einrichtungsauftrag unterschiedlichen Anforderungen ausgesetzt.

Entsprechend bunt ist der Strauß an Strategien und Maßnahmen, der aus einem Bekenntnis „für Open Access“ folgt: In den USA12 und Japan13 soll Open Access über Zweitveröffentlichungen auf institutionellen oder nationalen Repositorien erreicht werden. Die DEAL-Gruppe setzt sich zum Ziel, Open Access über weitere Transformations- und Rahmenverträge für deutsche Forschungseinrichtungen auszubauen.14 Das Bibsam-Konsortium in Schweden kritisiert die Transformationsverträge, da diese nichts transformieren,15 Bernhard Mittermaier bezeichnet sie als Sackgasse16 und cOAlition S beendete die Finanzierung von „Transformative Agreements“ zum 31.12.2024.17 Sowohl das Bibsam-Konsortium als auch cOAlition S setzen stattdessen auf pauschale Verträge mit überwiegend APC-basierten, reinen Open-Access-Zeitschriften gewinnorientierter Verlage. Der Wissenschaftsrat mahnt an, dass die versprochene Transformation von hybriden Zeitschriften in den DEAL-Verträgen tatsächlich vollzogen werden müsse und reine „pay-to-publish“ Modelle an ihre Stelle treten sollen.18 Die EU-Ratskommission forderte 2023, Open Access über den Betrieb eigener APC-freier Zeitschriften und Publikationsinfrastrukturen zu stärken und begründete dies unter anderem mit der Stärkung der Unabhängigkeit der Wissenschaft.19 Die DFG unterstützt diese Forderungen in einer Stellungnahme.20

Die Tatsache, dass Akteure ihr jeweiliges Partikularinteresse verfolgen, ist weder überraschend noch verwerflich. Wichtig ist, dass wir uns bewusst sind, dass wir nicht per se am selben Strang ziehen, nur weil „für Open Access“ in der Überschrift oder Erklärung steht. „Für Open Access“ an sich einzutreten, impliziert nämlich noch kein Ziel, das mit Open Access erreicht werden soll. Und wenn wir nicht mehr fragen, welches Ziel verfolgt wird und uns stattdessen in Einigkeit wähnen, kann es uns leicht passieren, dass wir die Maßnahmen anderer unterstützen, ohne uns explizit dafür entschieden zu haben. Uns mit den unterschiedlichen Interessen vertraut zu machen und uns nicht darauf zu verlassen, dass wir wohl irgendwie schon dasselbe meinen, ist Voraussetzung dafür, unsere Ziele von denen anderer abzugrenzen. Dies wiederum ist notwendig, um Interessenkonflikte zu erkennen, mit der eigenen, klaren Position in Aushandlungen einzutreten, Koalitionen zu bilden, Gestaltungsspielräume zu nutzen und Kompromisse als solche zu identifizieren. Unabhängig davon, was die jeweiligen Akteur*innen mit Open Access erreichen wollen: Zu denken, wir müssen erstmal Open Access „egal wie“ voranbringen, und uns um die Durchsetzung eigener Ziele „nach der erfolgreichen Transformation“ zu kümmern, halte ich für zu kurz gedacht.

3. Publish-and-read-Modelle und Article Processing Charges (APCs)

Um das Vorige an einem Beispiel zu erläutern, möchte ich Publish-and-Read-Modelle (PAR) näher diskutieren. Wenn wir Open Access aus der Motivation betreiben, Wissen weltweit in umfassender Weise zugänglich zu machen, sind PAR-Verträge kein geeignetes Mittel, da durch sie nur das Wissen eines Bruchteils der Weltbevölkerung frei zugänglich gemacht wird. Wenn wir mit Open Access hingegen einen Wettbewerbsvorteil des Wissenschaftsstandorts Deutschlands erreichen wollen oder Forschenden in Deutschland das Open-Access-Publizieren am bekannten Publikationsort erleichtern wollen, sind sie hingegen passend. Eine vermittelnde Position, die in diesem Zusammenhang regelmäßig fällt, besagt, dass doch immerhin die Artikel, die in Deutschland aufgrund von PAR-Verträgen im Open Access erscheinen, zugänglich sind und dies deshalb schon in die richtige Richtung gehe. Wenn die Erhöhung des Open-Access-Anteils das Ziel an sich ist, ist dies zutreffend. Zu hoffen, dass alle Länder ebenso vorgehen könnten und die Transformation quasi automatisch geschehen würde, verkennt die sehr ungleichen Möglichkeiten anderer Länder, solch kostspielige PAR-Verträge abzuschließen. Etwas direkter ausgedrückt: Die Logik der PAR-Verträge im Zusammenspiel mit einem nationalen Vorgehen festigt koloniale Wissensstrukturen. Während Forschende im globalen Süden in Hybrid-Zeitschriften der Großverlage ihre Erkenntnisse aus finanziellen Gründen nur hinter der Paywall publizieren können, sind Erkenntnisse des globalen Nordens über die PAR-Verträge im Open Access weltweit frei zugänglich. Zugleich besitzt der globale Norden umfassenden Zugang zum weltweit publizierten Wissen hinter der Paywall und kann darauf aufbauend seinen Wettbewerbsvorteil gegenüber denjenigen ausbauen, die sich die Inhalte hinter der Paywall nicht leisten können.

Hybride Zeitschriften in reine Gold-Open-Access-Zeitschriften zu überführen, ist für dieses Problem ebenfalls keine Lösung, wenn APC-basierte Geschäftsmodelle an die Stelle der Hybrid-Zeitschriften treten. Dies würde zwar die Ungleichheit im Zugang reduzieren, aber zugleich Gefahr laufen, Autor*innen finanzschwacher Regionen und Institutionen überhaupt nicht mehr in diesen Zeitschriften zu Wort kommen zu lassen – nicht einmal hinter der Paywall (die es ja dann nicht mehr gäbe). PAR-Verträge und Open-Access-Zeitschriften, die sich über APC-basierte Geschäftsmodelle finanzieren, tragen so dazu bei, weltweite Unterschiede beim Zugang zu Wissen und der Partizipation am wissenschaftlichen Diskurs aufrechtzuerhalten.21

Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des wissenschaftlichen Publikationswesens. Auch in anderen Lebensbereichen profitiere ich von globalen Ungleichheiten, denen ich mit individuellem Handeln nicht komplett entgehen kann. Bibliotheken bilden hier keine Ausnahme. Die strukturellen Zwänge und Widersprüche wahrzunehmen, in denen wir als Mitarbeiter*innen des öffentlichen Dienstes agieren, ist eine notwendige Voraussetzung der Auslotung unseres Handlungsspielraums.

4. „Einfach nur die Forschenden unterstützen“

Wissenschaftliche Bibliotheken haben traditionell die Rolle einer Serviceeinrichtung für die Angehörigen ihrer Hochschule oder ihrem Forschungsinstitut. Es ist noch relativ neu und nicht schon immer Aufgabe von Bibliotheken gewesen, sich als Akteurin in einem internationalen Informationsmarkt zu verstehen.22 Es ist für mein Selbstbild angenehmer, wenn ich von mir sage: „Ich unterstütze einfach nur die Forschenden“, als zu sagen: „Ich unterstütze Forschende mancher Disziplinen eher als die anderer.“ Mit unseren derzeitigen Instrumenten erreichen wir Forschende mancher Disziplinen jedoch besser als andere. So geht der Fokus auf APC-basierte Finanzierung an Unterstützungsbedarfen von Publikationskulturen vorbei, die schon immer ohne APCs gearbeitet haben; auch stehen für die Finanzierung von Open-Access-Monografien bislang weniger standardisierte Verfahren und Angebote bereit als für die Finanzierung von Zeitschriftenartikeln. Die Kosten der DEAL-Verträge binden Mittel im Bibliotheksetat, von denen nicht alle Disziplinen gleichermaßen profitieren. Der Medienwissenschaftler Kai Matuszkiewicz konstatiert: „Die DEAL-Verträge adressieren für die Medienwissenschaft größtenteils irrelevante Verlage […] und binden hierdurch Mittel, die durch Budgetumschichtungen an den Hochschulbibliotheken wiederum zu Nachteilen für die medienwissenschaftliche Publikationskultur führen.“23

Die meisten wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland sind als zentrale Einrichtung der Hochschule oder der Forschungseinrichtung organisiert. Dies bedeutet häufig Einschränkungen in der Wahl, wie Mittel verausgabt werden, da nicht immer über die lokale Ebene hinausgedacht wird oder werden kann. Dies steht der Finanzierung prinzipiell unterstützenswerter Open-Access-Modelle oft entgegen. In Zeiten von knapper werdenden Etats wird es für Bibliotheken schwierig, sich an der Finanzierung von z.B. konsortialen Finanzierungsmodellen wie SCOAP324 oder KOALA25 zu beteiligen, wenn die jeweilige Hochschule oder das jeweilige Forschungsinstitut keinen unmittelbaren Vorteil erkennt.

Wir unterstützen nicht einfach nur „die Forschenden“. Unsere Entscheidungen in Infrastruktureinrichtungen etwa zu Kostenübernahme, Bereitstellung von technischer Infrastruktur und Beratungsangeboten haben Steuerungswirkungen, darum sind wir aktive Gestalter*innen des Wissenschafts- und Publikationssystems.

5. Mehr Open Access ist (mir) nicht genug

Mehr Open Access an deutschen Einrichtungen erreichen wir schon: Der prozentuale Open-Access-Anteil pro Jahr in Deutschland steigt seit über 20 Jahren und erreicht, ohne grünes Open Access, in 2024 etwa 67 %.26 Wenn unser Ziel lediglich „mehr Open Access“ ist, sind wir in Deutschland auf einem guten Weg. Auf der Website des DEAL-Konsortiums heißt es:

„Ziel ist es, Wissenschaftler*innen in Deutschland das Open-Access-Publizieren zu ermöglichen und dadurch die Sichtbarkeit und Reichweite ihrer Forschungsergebnisse zu erhöhen sowie den Zugang zu noch nicht frei verfügbarer Forschungsliteratur für alle Standorte zu verbessern. Gleichzeitig sollen die Kosten des wissenschaftlichen Publizierens eingedämmt und ein zukunftsfähiges, publikationsbasiertes Vergütungsmodell etabliert werden.“27

Zweifelsohne haben die DEAL-Verträge signifikant zur Steigerung des Open-Access-Outputs in Deutschland beitragen. Nun ist es wenig hilfreich, die DEAL-Verträge dafür zu kritisieren, dass sie etwas nicht erreichen, das sie nicht zum Ziel haben. Aber wir können unsere strategischen und operativen Entscheidungen kritisieren, wenn sie etwas erreichen, das wir nicht wollten. Auch das erfordert eine gemeinsame Fokussierung auf und transparente Kommunikation über die Ziele. Die DEAL-Verträge zielen, ebenso wie PAR-Verträge darauf, einzelne Artikel freizukaufen, und haben nicht den Anspruch, komplette Zeitschriften oder gar das wissenschaftliche Publikationswesen insgesamt, ins Open Access zu überführen (und selbst damit wäre die oben genannte APC-Problematik nicht automatisch mit gelöst). Anja Oberländer und Marco Tullney haben im April 2021 Bilanz zum Open-Access-Engagement an wissenschaftlichen Bibliotheken in Deutschland gezogen:

„Was erreichen wir momentan? Open Access für alle, die es zahlen können. Was schaffen wir nicht? Kosten senken, Abhängigkeiten von Verlagen reduzieren, Transparenz, Transformationen von einzelnen Zeitschriften, Kontrolle der wissenschaftlichen Communities über ihre Publikationsorgane. Wen vergessen wir? Bereits bestehende Open-Access-Zeitschriften, den globalen Süden.“28

Ich möchte die Liste von Anja Oberländer und Marco Tullney um weitere Punkte ergänzen: Durch die DEAL-Verträge untergraben wir durch Bibliotheken entwickelte Qualitätskriterien an Zeitschriften für die Finanzierung: Nicht alle in den Paketen von Elsevier, Wiley und Springer enthaltenen reinen Open-Access-Zeitschriften sind beispielsweise im Directory of Open Access Journals (DOAJ) nachgewiesen, was in vielen wissenschaftlichen Bibliotheken ein Kriterium für die Übernahme von Kosten durch den lokalen Open-Access-Publikationsfonds darstellt. Die DFG nennt als eine Auflage ihres neuen Förderprogramms, dass Zeitschriften ein Qualitätsüberprüfungsverfahren durchführen und führt dies weiter aus: „Für Open Access Gold soll bei der Frage nach der Qualitätssicherung eine Orientierung an den Titeln im Directory of Open Access Journals (DOAJ) erfolgen. Bei nicht-gelisteten Zeitschriften sollte eine Einzelfallprüfung erfolgen.“29 Diese Einzelfallprüfung ist durch die Paketkäufe der DEAL-Verträge allerdings nicht möglich, da hier keine Zeitschriften abbestellt werden können. Das ist besonders bei den Zeitschriftentiteln ärgerlich, welche Großverlage nach einem Walk-Out der Redaktionen in anderer Besetzung weiterführen.30

Mit dem Wegfall der Kostenobergrenze für Artikel, die über das DFG-Programm „Open-Access-Publikationskosten“ (ab 2022)31 bezuschusst oder finanziert werden können, ist es nun eine Entscheidung auf Einrichtungsebene, ob und wenn ja, wo die Grenze für eine Kostenübernahme der Publikationsgebühr liegt. Die bis 2021 durch die DFG vorgegebene und in vielen Einrichtungen angewandte Kostengrenze in Höhe von 2.000 Euro pro Artikel, die wir ursprünglich mit dem Ziel eingesetzt haben, eine nachhaltig finanzierbare und faire Publikationslandschaft zu stützen, haben wir aufgegeben. Im Gegenzug dafür haben wir die nationale Literaturversorgung verbessert, für Forschende das Publizieren im Open Access bei ausgewählten Verlagen erleichtert und die Open-Access-Quote in Deutschland gesteigert.

Die im Verhältnis zur klassischen Subskription rechtlich komplexe Lizenzierung und die entsprechend komplexe Dokumentation von elektronischen Ressourcen und ihren Open-Access-Komponenten binden viel Zeit. Die Arbeitsaufwände, die in die Entwicklung von Dashboards und das Kostenmonitoring für, wie Philipp Zumstein sie nennt, „antiquierte Publikationskosten“ wie Color Charges und Gebühren für hybrides Open Access außerhalb von Gesamtverträgen gesteckt werden, sind gestiegen.32 Diese Arbeitszeit steht somit nicht für andere Aufgaben zur Verfügung, die in wissenschaftlichen Bibliotheken anfallen.

Ein Verzicht auf Datentracking, 2021 ein großes Thema nach dem vielbeachteten DFG-Papier,33 konnte in den DEAL-Verhandlungen nur ansatzweise durchgesetzt werden.34 Fragen zur Verantwortung für die Lieferkette und den Produktionsbedingungen der Zeitschriften in unseren Beständen haben wir bislang kaum öffentlich gestellt.35

6. Klare Ziele erfordern klare Definitionen

Während einige Probleme im Durchsetzen einer Strategie von äußeren Zwängen geprägt sind, gibt es einige Steine, die wir selbst aus dem Weg schaffen können. Hierzu zählt die Verwendung uneindeutiger Terminologie. Wenn wir unscharf definierte Begriffe in unserem Alltag verwenden, können uns diese schwammigen Definitionen nicht zu klaren Zielen führen. Zusammen mit meinen Kolleg*innen habe ich auf Schwierigkeiten hingewiesen, die aus schwammigen Definitionen wie „Diamond Open Access“ und „wissenschaftsgeleitet“ folgen.36 Ein Ergebnis ist, dass dieser Debattenbeitrag viel zitiert wird, um auf die unklare Definition zu verweisen, ohne dass sich notwendig um mehr Klarheit in den jeweiligen Debattenbeiträgen, die ihn zitieren, bemüht wird. Wenn wir aber nicht einmal selbst sagen können, was wir mit einem Begriff genau bezeichnen, wie wollen wir das so Bezeichnete erreichen oder wissen, ob wir dem nähergekommen sind? Neben dem stets noch auf verschiedene Arten genutzten Begriff „Diamond Open Access“ kommen nun weitere unklare Begriffe hinzu, was es zunehmend erschwert, die Ziele hinter ihrer Verwendung zu erkennen: Welchen Mehrwert für eine Strategieentwicklung hat beispielsweise „wertegeleitetes Publizieren“ (welche Werte? Ist Profitstreben nicht auch ein Wert, der Publizieren leiten kann)? Zu den unterschiedlichen Begriffsverwendungen tragen auch andere Stakeholder bei: Elsevier z.B. nutzt den Begriff „Gold Open Access“ nun auch für hybrides Open Access.37 Bei DEAL wurde zur Überraschung einiger Bibliothekar*innen der Begriff „Paper-Charge-Modell“ eingeführt und als erstrebenswertes Ziel ausgerufen.38 Letztlich droht die Definition von Open Access selbst hinter allen Begriffen und Farbschattierungen zu verwässern. Deswegen an dieser Stelle mein erneuter und dringlicher Appell, zu sagen, was man meint, Begriffe zu definieren und konsistent zu verwenden, Metaphern auf ein Mindestmaß zu begrenzen und sich auf klare Ziele zu einigen, statt sich über immer neue Label und deren unterschiedliche Deutungen zu streiten, ohne in der Sache selbst voranzukommen.

7. Vorschlag für einen gemeinsamen Nenner

Wir orientieren uns in unserem Handeln nicht primär an Zielen, die wir durch Open Access erreichen wollen. Dadurch wissen wir nicht (genau), wann und ob wir unser Ziel erreicht haben oder woran wir die Ergebnisse unseres Handelns messen sollten. Es ist daher wichtig, dass wir unser eigenes Handeln von gewünschten Resultaten her planen. Um aus der Situationsbeschreibung auf die Einigung der Ziele zu kommen: Wie wäre es hiermit?

1 „Unsere Aufgabe Wissen weiterzugeben ist nur halb erfüllt, wenn diese Informationen für
2 die Gesellschaft nicht in umfassender Weise und einfach zugänglich sind.[…] Wir definieren
3 den offenen Zugang oder den ‚Open Access‘ als eine umfassende Quelle menschlichen
4 Wissens und kulturellen Erbes, die von der Wissenschaftsgemeinschaft bestätigt wurden.
5 […] Der offene Zugang als erstrebenswertes Verfahren setzt idealerweise die aktive
6 Mitwirkung aller Urheber*innen wissenschaftlichen Wissens und aller Verwalter*innen
7 von kulturellem Erbe voraus. Open Access-Veröffentlichungen umfassen originäre
8 wissenschaftliche Forschungsergebnisse ebenso wie Ursprungsdaten, Metadaten
9 Quellenmaterial, digitale Darstellungen von Bild- und Graphik-Material und
10 wissenschaftliches Material in multimedialer Form. […]
11 Dazu müssen Open Access-Veröffentlichungen zwei Voraussetzungen erfüllen:
12 – Die Urheber*innen und die Rechteinhaber*innen solcher Veröffentlichungen gewähren
13 allen Nutzenden unwiderruflich das freie, weltweite Zugangsrecht zu diesen
14 Veröffentlichungen und erlauben ihnen, diese Veröffentlichungen – in jedem beliebigen
15 digitalen Medium und für jeden verantwortbaren Zweck – zu kopieren, zu nutzen, zu
16 verbreiten, zu übertragen und öffentlich wiederzugeben sowie Bearbeitungen davon zu
17 erstellen und zu verbreiten, sofern die Urheberschaft korrekt angegeben wird […]
18 – Eine vollständige Fassung der Veröffentlichung sowie aller ergänzenden Materialien,
19 einschließlich einem Hinweis auf die oben erläuterten Rechte wird in einem geeigneten
20 elektronischen Standardformat in mindestens einem Online-Archiv hinterlegt (und damit
21 veröffentlicht), das geeignete technische Standards verwendet und das von einer
22 wissenschaftlichen Einrichtung, einer wissenschaftlichen Gesellschaft, einer öffentlichen
23 Institution oder einer anderen etablierten Organisation in dem Bestreben betrieben und
24 gepflegt wird, den offenen Zugang, die uneingeschränkte Verbreitung, die
25 Interoperabilität und die langfristige Archivierung zu ermöglichen.“

Hier ist eigentlich alles gesagt, was in den Debatten um Diamond Open Access immer wieder gefordert wird: Infrastruktur in Händen der wissenschaftlichen Gemeinschaft (Zeile 22–24), Zusammenarbeit mit Organisationen (ich würde Dienstleister hier einschließen), die sich am Wert der Wissensverbreitung und nachhaltigen Bereitstellung orientieren (ganz ohne die Buzzwords „gemeinwohlorientiert“, „wissenschaftsgeleitet“, „wertegeleitet“ und „community-basiert“). Urheber*innen werden genannt (Zeile 17), die Nachnutzung wird allen ermöglicht (Zeile 12–16), was restriktive Lizenzen wie die CC-Module „NC“ und „ND“ ausschließt. Qualitätssicherung wird vorausgesetzt (Zeile 4) und alle Forschungsergebnisse inklusive Forschungsdaten und weiteren Materialien sowie Kultur und die Künste sind angesprochen (Zeile 7–10).

Zugegeben: Über Geschäftsmodelle und Verfahren, die diese Ziele realisieren, wird hier nichts gesagt. Diese Zielbeschreibung hat jedoch den Vorteil, dass viele Wissenschaftseinrichtungen in Deutschland und weltweit sie bereits unterschrieben haben und sie somit als gemeinsamer Nenner dienen kann: Es handelt sich hier um einen Auszug der deutschen Übersetzung der Berliner Erklärung von 2003.39

Wenn wir die Aufgabe annehmen, den „offenen Zugang zu menschlichem Wissen und kulturellem Erbe“ (Zeile 3–4) „in umfassender Weise“ (Zeile 2) zu realisieren, können wir nicht daraus ableiten, dass unsere Aufgabe damit erledigt ist, Menschen in manchen Ländern Zugang zu gewähren und in anderen nicht. Ebenso wenig ist diese Forderung vereinbar mit Publikationsmodellen, welche die Möglichkeit des Beitragens zum menschlichen Wissen an die Finanzkraft der Autor*innen koppelt: Das würde den offenen Zugang zum menschlichen Wissen ebenso verhindern, da es gar nicht erst bereitgestellt würde.40

Der frühen Open-Access-Bewegung ging es darum, Bedingungen zu schaffen, unter denen Forschende frei von Marktzwängen ihre Erkenntnisse der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Sie sahen im damals noch jungen Medium Internet die technische Möglichkeit, Zugangsbeschränkungen, wie sie materiellen Gütern wie Druckerzeugnissen nun mal eingeschrieben sind, zu überwinden. Die künstliche Verknappung des Zugangs zu Online-Ressourcen wurde entschieden abgelehnt.41

Wir könnten darüber streiten, ob wir „Online-Archive“ (in der englischen Version heißt es „Online Repositories“) als den primären Publikationsort zur Publikation „eine[r] vollständige[n] Fassung der Veröffentlichung sowie aller ergänzenden Materialien“ (Zeile 18) betrachten. Vielleicht wollen wir Infrastrukturen für die Erstveröffentlichung von Büchern, Zeitschriften, digitalen Editionen, AV-Material, Forschungsdaten u. v. m. als ebenso legitime Publikationsorte begreifen. Unter der Bedingung, dass dieser Publikationsort „von einer wissenschaftlichen Einrichtung, einer wissenschaftlichen Gesellschaft, einer öffentlichen Institution oder einer anderen etablierten Organisation in dem Bestreben betrieben und gepflegt wird, den offenen Zugang, die uneingeschränkte Verbreitung, die Interoperabilität und die langfristige Archivierung zu ermöglichen“ (Zeile 21–25).

Wenn Open Access im Sinne der Berliner Erklärung („umfassend“, „frei zugänglich“, „weltweit“) der gemeinsame Nenner ist, den wir haben, müssen wir uns fragen, warum wir nach 20 Jahren immer noch weit entfernt sind von den Vorstellungen der Berliner Erklärung. Warum? Eine Erklärung könnte sein: Weil gewinnorientierte Verlage unter dem Label „Open Access“ Finanzierungsmodelle in ihrem Sinne entwickeln und eigene Ziele verfolgen und wir nicht genau genug hingeschaut haben, da wir dachten, dass jegliches Engagement „für Open Access“ per se in unserem Sinne ist.

Eine Anmerkung aus dem Gutachten aufgreifend, möchte ich an dieser Stelle vorschlagen, Strategien für Erst- oder Zweitveröffentlichungen nicht als entweder/oder zu verstehen. Zielführender wäre es, Modelle für Open-Access-Veröffentlichungen daraufhin zu befragen, ob sie dem universellen Zugang zu wissenschaftlicher Information gemäß der Berliner Erklärung dienen. Das Engagement für Diamond Open Access könnte in diesem Licht eine strategische Antwort auf die oben genannten Nebenwirkungen von Transformationsverträgen und anderen APC-/BPC-basierten Open-Access-Modellen für Erstveröffentlichungen sein. Rights-Retention-Ansätze42 stärken über den Ausbau von Zweitveröffentlichungsrechten die Position von Autor*innen gegenüber Verlagen.

Mein Vorschlag ist, zusammen einen Abgleich vorzunehmen, welche der Maßnahmen, die wir in den letzten 20 Jahren getroffen haben, wirklich dem gemeinsam definierten Ziel der Berliner Erklärung dienen – und welche Maßnahmen andere Ziele verfolgen, die zwar unter dem Label „Open Access“ firmieren, uns aber nicht dahin bringen oder brachten, wo wir eigentlich hinwollten. Dann hätten wir hilfreiche und weniger hilfreiche Maßnahmen zur Zielerreichung bestimmt und könnten uns auf eine Richtung einigen, in die wir uns gemeinsam auf den Weg machen: für den weltweiten, umfassenden und freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und für weltweite, umfassende und freie Teilhabe am wissenschaftlichen Diskurs.

Die Autorin bedankt sich bei Jana Rumler, Michaela Voigt, Philipp Zumstein und der gutachtenden Person für hilfreiche Hinweise zu früheren Fassungen dieses Beitrags.

Anmerkungen

1 Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)|AG Publikationswesen: Wissenschaftliches Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung, Bonn 2022, https://doi.org/10.5281/zenodo.6538163. Die DFG unterstützt den „Action Plan for Diamond Open Access“ (siehe dort Fußnote 2). Vgl. DFG: Information für die Wissenschaft Nr. 26, 18.03.2022, https://www.dfg.de/de/aktuelles/neuigkeiten-themen/info-wissenschaft/2022/info-wissenschaft-22-26, Stand: 12.04.2025.
2 International Science Council: Key Principles for Scientific Publishing, 17.11.2023, https://doi.org/10.24948/2023.13. Siehe auch Ancion, Zoé; Borrell-Damián, Lidia; Mounier, Pierre; Rooryck, Johan; Saenen, Bregt: Action Plan for Diamond Open Access, 2022, Zenodo Version v1, https://doi.org/10.5281/zenodo.6282403.
3 Siehe z. B. BMBF und KMK: Open Access in Deutschland. Gemeinsame Leitlinien von Bund und Ländern, Berlin 2023, https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/DE/1/772960_Open_Access_in_Deutschland.pdf, Stand: 12.04.2025; Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access, Köln 2022, https://doi.org/10.57674/fyrc-vb61; Allianz der Wissenschaftsorganisationen: Stellungnahme zur Studie Kartierung und Beschreibung der Open-Access-Dienste in Deutschland, 21.05.2024, https://www.allianz-der-wissenschaftsorganisationen.de/themen-stellungnahmen/stellungnahme-zur-studie-kartierung-und-beschreibung-der-Open-Access-dienste-in-deutschland/, Stand: 12.04.2025.
4 Siehe z. B. das Engagement des BMFTR (ehemals BMBF) für Open Access. Das BMFTR verpflichtet sich, eigene Publikationen im Open Access herauszugeben und verlangt in seiner Rolle als Forschungsförderer die Publikation im Open Access, https://www.bildung-forschung.digital/digitalezukunft/de/wissenschaft_und_forschung/open-access/open-access-initiativen/open-access-initiativen_node.html, Stand: 04.05.2025.
5 Siehe z. B. die die Koalitionsverträge Bundesregierung, 2021. Online: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/Koalitionsvertrag/Koalitionsvertrag_2021-2025.pdf, Stand: 12.04.2025. Ebenso die Koalitionsverträge in Nordrhein-Westfalen, 2022. Online: https://www.cdu-nrw.de/sites/www.neu.cdu-nrw.de/files/zukunftsvertrag_cdu-grune.pdf, Stand: 12.04.2025 und Schleswig-Holstein, 2022. Online: https://sh-gruene.de/wp-content/uploads/2022/06/Koalitionsvertrag-2022-2027_.pdf, Stand: 12.04.2025. Eine Zusammenfassung der Koalitionsverträge gibt es auf open-access.network: Koalitionsvertrag 2021. Open Access als Standard, 25.11.2021, https://Open-Access.network/services/news/artikel/koalitionsvertrag-2021-Open-Access-als-standard, Stand: 12.04.2025 und open-access.network: Mehr Open Science und Open Access für NRW und Schleswig Holstein, 13.07.2022, https://Open-Access.network/services/news/artikel/mehr-open-science-und-Open-Access-fuer-nrw-und-schleswig-holstein, Stand: 12.04.2025.
6 Schlussfolgerungen des Europäischen Rats – Rats der Europäischen Union: Wege des hochwertigen, transparenten, offenen, vertrauenswürdigen und fairen wissenschaftlichen Publizierens, Brüssel 2023, https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-9616-2023-INIT/de/pdf, Stand: 12.04.2025.
7 UNESCO: UNESCO Recommendation on Open Science, Paris 2021, https://doi.org/10.54677/MNMH8546.
8 Beispielsweise die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG): DPG-Positionspapier zur Zukunft des wissenschaftlichen Publizierens, 13.11.2021. Online: https://www.dpg-physik.de/veroeffentlichungen/publikationen/stellungnahmen-der-dpg/wissenschaftssystem/pdf/dpg-positionspapier_publikationswesen_final.pdf, Stand: 12.04.2025.
9 Vgl. die Zusammenfassung in Mittermaier, Bernhard: Transformationsverträge sind eine Sackgasse. In Erinnerung an Irene Barbers (1966–2025), in: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal 12 (1), 2025, S. 1–22, https://doi.org/10.5282/o-bib/6117, S. 4f.
10 Dieser Artikel basiert lose auf dem Vortrag „Alle wollen Open Access, aber nicht alle setzen sich durch“, gehalten von der Autorin auf den Open-Access-Tagen 2024 in Köln. Siehe Dellmann, Sarah: Alle wollen Open Access, aber nicht alle setzen sich durch. Open-Access-Tage Köln 2024, Zenodo Version v1, https://doi.org/10.5281/zenodo.13749526; Dellmann, Sarah: Alle wollen Open Access, aber nicht alle setzen sich durch, 15:49 min, TIB AV-Portal, 11.09.2024. Online: https://doi.org/10.5446/69314.
11 Siehe z. B. für das Fach Chemie: Strauß, Helene; Renziehausen, Anna-Karina; Rücknagel, Jesko: Wahrnehmung von Open Access. Erhebung zu Anforderungen und Hindernissen in ausgewählten Technik- und Naturwissenschaften. Maschinenbau und Chemie, 2023, Zenodo Version v1.1, https://doi.org/10.5281/zenodo.7540662, S. 11.
12 Nelson, Alondra: Ensuring Free, Immediate, and Equitable Access to Federally Funded Research (Nelson Memo), 25.08.2022, https://web.archive.org/web/20250118021041/https://www.whitehouse.gov/wp-content/uploads/2022/08/08-2022-OSTP-Public-Access-Memo.pdf, Stand: 12.04.2025. Das Dokument ist nur als Archivkopie auffindbar. Es ist allerdings unklar, ob das „Nelson Memo“ der Biden-Administration unter der neuen Regierung überhaupt in Kraft tritt.
13 Chawla, Dalmeet Singh: Japan’s Push to Make All Research Open Access Is Taking Shape. 03.06.2024, https://www.nature.com/articles/d41586-024-01493-8, Stand: 12.04.2025.
14 MPDL Services gGmbH: Die ersten DEAL-Verträge 2019–2023. Weichenstellung für Open Access und Transparenz, München 2024, https://doi.org/10.17617/2.3598236.
15 Widding, Astrid Söderbergh; Lundberg, Olle; Wiberg, Katarina; Lundén, Anna; Widmark, Wilhelm: Charting Sweden’s Path Beyond Transformative Agreements. Analysis and Proposals for Strategic Direction. Bericht für den Sveriges Universitets- och Högskoleförbund (SUHF), 2023, Online: https://suhf.se/app/uploads/2023/10/Charting-Swedens-path-beyond-transformative-agreements-%E2%80%93-analysis-and-proposals-for-strategic-direction-October-2023.pdf, Stand: 12.04.2025.
16 Mittermaier: Transformationsverträge, 2025.
17 Siehe cOAlition S: Principles and Implementation, https://www.coalition-s.org/addendum-to-the-coalition-s-guidance-on-the-implementation-of-plan-s/principles-and-implementation/, Stand: 12.04.2025, Absatz 3. Dieses Addendum berücksichtigt die Erfahrung, dass hybrides Open Access viele Nachteile hat und die Open-Access-Transformation nicht effektiv voranbringt. Siehe hierzu auch cOAlition S: Why Hybrid Journals Do Not Lead to Full and Immediate Open Access, 29.04.2021, https://www.coalition-s.org/why-hybrid-journals-do-not-lead-to-full-and-immediate-open-access/, Stand: 12.04.2025.
18 „In Hinblick auf die transformativen Verträge unter DEAL ist aus Sicht des Wissenschaftsrats sicherzustellen, dass der angestrebte Übergang in ein reines pay-to-publish-Modell realisiert wird.“ Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Transformation, 2022, S. 67 [Herv. im Original].
19 Europäischer Rat: Schlussfolgerungen, 2023.
20 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Stellungnahme der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zu EU-Ratsschlussfolgerungen zum „High-quality, transparent, open, trustworthy and equitable scholarly publishing“, Bonn 2023, Zenodo Version v1, https://doi.org/10.5281/zenodo.8224868.
21 Ein ausführlicher Überblick über diese Diskussion findet sich in Hulin, Sylvia: Wie offen ist Open Access? Aktuelle Lage in Südafrika und Deutschland, Länder des globalen Süden und Norden, Masterarbeit TH Köln, Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften, Köln 2024. Online: https://madoc.bib.uni-mannheim.de/69079/, Stand: 12.04.2025.
22 Siehe bspw. Stille, Wolfgang; Farrenkopf, Stefan; Hermann, Sibylle; Jagusch, Gerald; Leiß, Caroline; Strauch-Davey, Annette: Forschungsunterstützung an Bibliotheken. Positionspapier der Kommission für forschungsnahe Dienste des VDB, in: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal, 8 (2), 2021, S. 1–19, https://doi.org/10.5282/o-bib/5718.
23 Matuszkiewicz, Kai: Medienwissenschaft und Open Access. Eine Beziehung mit Hindernissen, 30.04.2024, https://open-access.network/blog/medienwissenschaft-und-open-access-eine-beziehung-mit-hindernissen, Stand: 12.04.2025.
24https://scoap3.org/, Stand: 12.04.2025.
26 Der Open-Access-Monitor gibt für das Jahr 2024 in Bezug auf Zeitschriftenartikel an, dass 45.093 Artikel im Closed Access/Bronze erschienen sind und 92.589 als OA in hybriden und reinen OA-Zeitschriften erschienen sind. Die übrigen Artikel machen verschiedene Formen von grünem Open Access aus. Siehe https://open-access-monitor.de/open-access, Stand der Datenbank: 06.04.2025. Abfrage: Web of Science, Deutschland, alle Verlage, Veröffentlichungszeitraum 01.01.2024–31.12.2024.
27 MPDL Services gGmbH: DEAL Konsortium. Hintergrund und Ziele, https://deal-konsortium.de/ueber-deal/hintergrund-und-ziele, Stand: 23.03.2025.
28 Oberländer, Anja; Tullney, Marco: Gemeinschaftliche Open-Access-Finanzierung als Aufgabe für Bibliotheken, 29.04.2021, Zenodo Version v1, https://doi.org/10.5281/zenodo.4730883, Folie 8.
29 Vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft: Merkblatt und ergänzender Leitfaden Open-Access-Publikationskosten. DFG-Vordruck 12.21–12/24, Bonn 2024. Online: https://www.dfg.de/resource/blob/167598/f2cb23b6c31f4d156460a1a9fa4ffe73/12-21-de-data.pdf, Stand: 12.04.2025.
30 Siehe hierzu auch das Interview mit Anja Oberländer und Regine Tobias. Dellmann, Sarah; Tobias, Regine; Oberländer, Anja: „Wir müssten viel mehr mit Wissenschaftler*innen über die Dysfunktionalität des Publikationswesens sprechen.“ Sarah Dellmann im Gespräch mit Regine Tobias und Anja Oberländer, in: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal 12 (1), 2025, S. 1–7, https://doi.org/10.5282/o-bib/6141.
31 Deutsche Forschungsgemeinschaft: Förderprogramm „Open-Access-Publikationskosten“, Online: https://www.dfg.de/de/foerderung/foerdermoeglichkeiten/programme/infrastruktur/lis/lis-foerderangebote/open-access-publikationskosten, Stand: 12.04.2025.
32 Zumstein, Philipp: Der Weg ist nicht das Ziel. Über Ideale und Irrwege bei der Open-Access-Transformation, Open-Access-Tage Berlin 2023, Zenodo Version v1, https://doi.org/10.5281/zenodo.8388502, Folie 11.
33 Ausschuss für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme der Deutschen Forschungsgemeinschaft: Datentracking in der Wissenschaft. Aggregation und Verwendung bzw. Verkauf von Nutzungsdaten durch Wissenschaftsverlage. Informationspapier Bonn 2021, https://www.dfg.de/resource/blob/174922/5b903b1d487991f2d978e3a308794b4c/datentracking-papier-de-data.pdf, Stand: 12.04.2025.
34 Altschaffel, Robert; Beurskens, Michael; Dittmann, Jana; Horstmann, Wolfram; Kiltz, Stefan; Lauer, Gerhard; Ludwig, Judith; Mittermaier, Bernhard; Stump, Katrin: Datentracking und DEAL. Zu den Verhandlungen 2022/2023 und den Folgen für die wissenschaftlichen Bibliotheken, in: Recht und Zugang 5 (1), 2024, S. 23–40, https://doi.org/10.5771/2699-1284-2024-1-23.
35 Investments in wissenschaftliche Verlage werden durch Investor*innen als Investments mit positivem sozialen Impact gesehen. Die „ESG ratings“ (Environmental, Social, Governance), die soziale, gesellschaftliche und umweltfreundliche Nachhaltigkeit auszeichnen, sind für RELX (Elsevier) und Wiley in den Ratings von Sustaynalytics und Bloomberg mit hohen Noten versehen. Im Bloomberg Index performt RELX sogar als „Leading“ in allen drei Kategorien. Der Finanzmarkt attestiert den Konzernen damit, dass sie sich in den ESG-Kategorien „gut verhalten“. Würde man sich die Kategorien von „social performance“ genauer anschauen, stellte man hingegen fest, dass diese Konzerne in allen Punkten gegen die Kriterien verstoßen. Vgl. Aspesi, Claudio: Scholarly Publishing is Broken. How Do We Fix It? 35:38 min, TIB AV-Portal, 19.09.2022. Online: https://doi.org/10.5446/59513. Und was wissen wir als Käufer*innen der Produkte über deren Herstellung? Erhalten die ausgelagerten Lektoratsmitarbeitenden in Indien und auf den Philippinen einen Mindestlohn? Und wenn wir das nicht wissen, wären wir als Bibliotheken aufgrund des Lieferkettengesetzes nicht verpflichtet, das herauszubekommen? Die Autorin nimmt Hinweise hierzu gern entgegen.
36 Dellmann, Sarah; van Edig, Xenia; Rücknagel, Jesko; Schmeja, Stefan: Facetten eines Missverständnisses. Ein Debattenbeitrag zum Begriff „Diamond Open Access“, in: O-Bib. Das offene Bibliotheksjournal 9 (3), 2022, S. 1–12, https://doi.org/10.5282/o-bib/5849.
37 Vgl. die Erklärung: „You might publish your gold OA publication in a gold open access journal, i. e. a journal publishing only open access content. Otherwise, many journals offer authors the choice between subscription-funded or gold (APC-funded) publication; this arrangement is known as a ‘hybrid journal’.“ Elsevier: What is Open Access?, https://www.elsevier.com/researcher/author/open-access/oa-basics, Stand: 23.03.2025 [Herv. im Original].
38 Siehe zum Begriff etwa die Nachfrage auf Mastodon von Zumstein, Philipp: „Ja, ist das nicht das ‚von den DEAL-Gesellschaftern angestrebte und von Bund und Ländern unterstützte Paper-Charge-Modell ‘? Persönlich habe ich diesen Begriff aber noch nie davor gehört...“ @zuphilip@openbiblio.social, 06.09.2023, https://openbiblio.social/@zuphilip/111018640881288354, Stand: 12.04.2025.
39 An einigen Stellen sprachlich aktualisiert und angepasst an geschlechterinklusivere Sprache. Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen, 22.10.2003. Online: https://openaccess.mpg.de/68053/Berliner_Erklaerung_dt_Version_07-2006.pdf, Stand: 12.04.2025.
40 Dass die Waiver- und andere Unterstützungsprogramme für finanzschwache Autor*innen nicht wirken, haben bspw. Smith et al. (2020) gezeigt. Smith, Audrey C.; Merz, Leandra; Borden, Jesse B.; Gulick, Chris; Kshirsagar, Akhil R.; Miguel Bruna, Emilio: Assessing the Effect of Article Processing Charges on the Geographic Diversity of Authors Using Elsevier’s ‘Mirror Journal’ System, Preprint MetaArXiv, eingestellt: 02.02.2020, zuletzt aktualisiert: 26.09.2021, https://doi.org/10.31222/osf.io/s7cx4.
41 Vgl. Suber, Peter: Open Access (E-Book), Cambridge/Mass.; London 2012, https://doi.org/10.7551/mitpress/9286.001.0001, insb. Kap. 1: What is Open Access?, S. 1–27.
42 Siehe cOAlition S: Plan S Rights Retention Strategy, https://www.coalition-s.org/rights-retention-strategy/, Stand: 12.04.2025.

Sarah Dellmann, Technische Informationsbibliothek (TIB), Hannover, https://orcid.org/0000-0002-0310-5831

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/6155

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