Kein Ende in Sicht?!
Voraussetzungen, Herausforderungen und Chancen der Suche nach NS-Raubgut in Erwerbungen ab 1945
DOI:
https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H4S120-135Schlagwörter:
Provenienzforschung, NS-RaubgutAbstract
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatten deutsche Bibliotheken große Bestandsverluste erlitten. Die Lücken wurden u.a. mit als „herrenlos“ geltenden Büchern gefüllt, die sich in Sammelstellen in sämtlichen alliierten Besatzungszonen befanden. Auf diese Weise kamen nach 1945 in großer Zahl problematische Bestände in die Bibliotheken. Die Forschung hat dafür den Terminus ‚sekundäres NS-Raubgut‘ gefunden. Darunter versteht man Objekte, die nicht direkt von den Opfern des Nationalsozialismus stammen, sondern über verzweigte Wege und Institutionen weiterverteilt wurden.
Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) führt seit Sommer 2017 ein von der Stiftung Deutsches Zentrum Kulturgutverluste (DZK) gefördertes Projekt zur Überprüfung solcher Erwerbungen durch. Erste Ergebnisse bestätigen, dass eine Evaluation dieser Zugänge notwendig ist, weil eine hohe Anzahl an Büchern gefunden wurde, die als NS-Raubgut identifiziert werden konnten.
Die Überprüfung von Bibliotheksbeständen auf sekundäres NS-Raubgut ist an bestimmte Voraussetzungen gebunden, stellt Herausforderungen, bietet aber auch Chancen, die am Beispiel des Projektes ausgeführt werden: Welche Vorarbeiten sind zu leisten? Wie können Recherchen, Bestandsüberprüfungen und Provenienzen nachhaltig dokumentiert werden? Wie verändern sich Recherchen, wenn nicht mehr nur Verfolgungsschicksale, sondern auch differenzierte Verteilungswege in Ost und West rekonstruiert werden müssen? Welche (bislang von der NS-Raubgut-Forschung wenig beachteten) Quellen stehen dabei zur Verfügung? Welche Erkenntnisse lassen sich über die bloße Identifizierung von Provenienzen und NS-Raubgut hinaus gewinnen? Was ist in Bezug auf die Abfassung von Drittmittelanträgen zu beachten?
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